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0309 - Der Horror-Alchimist

0309 - Der Horror-Alchimist

Titel: 0309 - Der Horror-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Stelle, was seinen Chef so aus der Mittagsruhe brachte.
    Tief im Keller des Instituts, dort wo die Kühlaggregate auf Hochtouren liefen und jede Frostleiche ihr eigenes Kämmerchen zur Verfügung hatte, war etwas geschehen, was eigentlich undenkbar war: Mit einem Schlag waren alle Toten verschwunden!
    Spurlos!
    ***
    »Merlin!« rief Zamorra, der den Uralten in der weißen Druidenkutte zuerst sah. »Du?«
    »Ich!« bestätigte der Zauberer von Avalon und setzte ein verschmitztes Lächeln in das von Furchen übersäte Gesicht. »Dein Mentor und - Warner!«
    »Warner?« echote Zamorra und dachte unwillkürlich an sein unerklärliches Erlebnis, das noch keine Stunde zurücklag.
    Hatte Merlin etwas damit zu tun? Oder wußte er zumindest mehr darüber als Zamorra?
    »Letzteres«, erwiderte der König der Druiden und zeigte einmal mehr, daß Gedachtes für ihn wie Gesagtes war. Er las in Gedanken wie in aufgeschlagenen Büchern. Sein wacher Blick, der Jahrtausende kommen und gehen gesehen hatte, schien auch geradewegs in das Bewußtsein der Menschen dringen zu können, wenn es erforderlich war.
    »Was weißt du?« hakte Zamorra sofort nach, und auch Nicole, die sich vom ersten Schreck erholt hatte, wurde hellhörig.
    »Ich kenne das, was dir widerfahren ist, aus deinen Gedanken«, sagte Merlin mit sonorer Stimme, die sich klar im Raum verteilte und durch nichts und niemand erschütterbar schien. »Und ich sehe die Zusammenhänge zu dem, was ich länger befürchtet habe, daß es eines Tages auftritt.«
    »Okay, keine Kreuzworträtsel bitte«, sagte Zamorra, der das Faible des Magiers kannte, in Orakeln zu reden. »Klartext. Was ist mit mir passiert, und was hat es für unmittelbare Folgen?«
    »Unmittelbare Folgen?« Merlin lachte hell auf, als habe jemand gefragt, wie das Wetter in den nächsten drei Sekunden sein würde, ohne sich dafür zu interessieren, was für den restlichen Tag und morgen zu erwarten war. »Unmittelbar ist relativ und unbedeutend!« belehrte er seinen Schüler und Auserwählten. »Erst die Zukunft zeigt, was aus dem wird, was seine Wurzeln im Jetzt verankert.«
    »Aber ich dachte, du könntest in Vergangenheit und Zukunft schauen…«
    »Diesmal nicht«, wehrte Merlin ab. Sein Gesicht war zu einer unbeweglichen Maske erstarrt, aus der sich nichts herauslesen ließ. Kein Gefühl, keine Absicht. »Es gibt zu viele Möglichkeiten…«
    »Zuviele Möglichkeiten der Zukunft?« fragte Zamorra ungläubig. »Seit wann das? Ist der Faktor Zukunft neuerdings veränderbar?«
    »Nicht in dieser Welt.«
    Wieder drückte Zamorras Mienenspiel aus, daß er aus diesen diffusen Andeutungen nicht schlau wurde.
    »Klartext!« verlangte er noch einmal. Diesmal nachdrücklicher.
    »Nein«, lehnte Merlin ab. »Auch ich bin an gewisse Spielregeln gebunden und damit bislang ganz gut gefahren. Du übrigens auch, wenn ich dich erinnern muß. Ich bin als Warner gekommen. Nicht mehr und nicht weniger. Das, was da aus dem Dunkel unbekannter Welten auf uns übergreift, stellt eine Gefahr für das Gleichgewicht des Kosmos dar. Aber auch wenn dem nicht so wäre, eins ist sicher: Du mußt eingreifen, bevor noch mehr Unschuldige ins Verderben gerissen werden! Deshalb warne ich. Nimm dich in acht vor dem Dunklen Orden der Paradox-Magie und dem Kreuz der drei Mondei«
    »Sonst noch was?« fragte Zamorra flapsig, obwohl ihn die Worte des Zauberers tief beeindruckt hatten.
    Merlin schüttelte sein greises Haupt.
    »Ein Tip nur noch am Rande: Geh nach Deutschland. Nach Frankfurt. Umgehend. Und achte auf Meldungen über mysteriöse Vorfälle. Sie sind der Schlüssel.«
    »Schlüssel wofür?« rief Zamorra, aber da war die Gestalt in der Druidenkutte schon verschwunden. Hatte sich lautlos davongestohlen, wie sie gekommen war.
    »Auch gut«, knurrte Zamorra.
    Dabei war gar nichts gut
    »Der Dunkle Orden«, flüsterte Nicole neben ihm. »Die Paradox-Magie… Das Kreuz der drei Monde… Was, zur Hölle, soll das sein?!«
    Zamorra ließ sich Zeit für seine Antwort. Mit den ersten beiden Begriffen konnte er auch nichts anfangen. Noch nicht. Aber der letzte…
    Drei Monde, dachte er und erinnerte sich unter Gänsehaut an seinen Traum, an sein Erwachen in fremder Umgebung, in einer Nacht mit drei Monden…
    »Ich weiß nicht«, meinte er schließlich und war sich bewußt, daß er damit nur die halbe Wahrheit sagte. »Aber wir werden es herausfinden.«
    »Auf nach Frankfurt?« fragte Nicole.
    »Auf nach Frankfurt!« bestätigte Zamorra entschlossen.

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