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0309 - Der Horror-Alchimist

0309 - Der Horror-Alchimist

Titel: 0309 - Der Horror-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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»Packen wir den Stier bei den Hörnern.«
    »… waren die letzten Worte des Toreros«, lachte Nicole.
    Aber auch ihr sollte das Lachen bald vergehen.
    In der Dreimondweit…
    ***
    Hartlaub stand sprachlos vor den aufgebrochenen Kühlboxen.
    Nicht allein das Verschwinden der Leichen schockte ihn, sondern auch das Fehlen ganzer Einrichtungsteile.
    Die gegenüberliegende Betonwand hatte sich in nicht viel mehr als schlechte Luft aufgelöst, war ebenso wie die Toten einfach verschwunden, ohne jede Spur zu hinterlassen!
    »Das gibt es nicht!« seufzte Hartlaub, ohne sich daran zu stören, daß er sich wiederholte. »Schaf, kneifen Sie mich, damit ich endlich aufwache aus diesem Schmierentheaterstücktraum…«
    Schaf kniff. Und nicht gerade zaghaft, aber außer dem zu erwartenden Schmerz und blauen Fleck kam wenig Konstruktives dabei heraus.
    »Tut mir leid, aber ich fürchte, wir müssen uns damit abfinden, daß es sich um eine Tatsache handelt«, meinte Hartlaubs Assistent zerknirscht.
    Sie waren nicht allein im Keller, in den heiligen Katakomben des Gis. Ringsum schwirrte es wie in einem aufgescheuchten Ameisenstaat. Dort, wo sonst nichts Spektakuläres passierte, wo das stille, undankbare Geschäft ablief, das jedem Mordfall folgte, dort herrschte plötzlich hektische, lärmende Betriebsamkeit!
    Jeder wollte derjenige sein, der herausfand, was eigentlich vorgefallen war. Aber den Stein der Weisen hatte noch niemand entdeckt. Bisher war noch nicht mehr bekannt als das Offensichtliche.
    Das Unmögliche!
    Tatsächlich im Sinne der physikalischen Gesetze unmöglich!
    Denn hier war etwas verschwunden, was einfach nicht so restlos hätte beseitigt werden können, ohne zumindest einen Stein oder etwas Staub zu hinterlassen: Tonnen harten Gesteins, das fein säuberlich aus der Wand getrennt war, als hätte es einfach von einem Augenblick zum nächsten auf gehört zu existieren!
    Die Leichen waren auch weg. Doch das wäre irgendwie erklärbar gewesen.
    Nicht so diese Sache.
    »Irre«, verfiel jetzt auch Schaf in die Terminologie des Kommissars.
    Hartlaub nickte.
    »Was auffällt«, sagte er, als sie das Gl längst wieder verlassen hatten, »was auffällt, ist, daß dieser Wahnsinn erst begann, als das Mädchen von letzte Nacht eingeliefert worden war… Die Kleine aus der Straße, wo auch schon drei Leichen verschwunden sind, ohne daß Spuren eines gewaltsamen Eindringens festgestellt werden konnten. Merkwürdig, sehr merkwürdig…«
    »Sie sehen da eine Verbindung?« fragte Schaf skeptisch.
    Hartlaub schwieg. Er wußte, daß er nichts tun konnte, um seinen vagen Verdacht zu erhärten. Nichts außer - abwarten. Bis wieder etwas passierte, was ihm den Schlaf raubte.
    ***
    Das Wesen im dunklen Umhang spähte kichernd über den Abgrund zwischen den Welten. Hinter weltraumkalten Augen in einem zur puppenhaften Maske erstarrten Gesicht regte sich bereits eine erste Vorahnung des nahen Triumphs!
    »Bald«, flüsterte der Dunkle. »Bald wird meine Armee die Welten überrollen! Und auch du hinderst mich nicht daran, zaghafter Merlin! Du nicht und auch nicht dieser Verlorene, den du zu deinem Auserwählten ernannt hast. Noch kennt er mich nicht. Aber bald… bald…«
    ***
    Die Maschine landete planmäßig auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Nach Erledigung der Zollformalitäten bestiegen Zamorra und Nicole ein Taxi und ließen sich in die City chauffieren. Zuvor hatten sie im Flughafengebäude eine stattliche Anzahl verschiedener Zeitungen erworben, an denen es dort wahrlich nicht mangelte. Neben so seriösen Blättern wie der FAZ waren auch etliche Varianten der sogenannten Regenbogenpresse darunter. Zamorra blätterte sie mit Nicoles Unterstützung im Eiltempo auf dem Weg zum Hotel durch.
    »Achte auf Meldungen über mysteriöse Vorfälle. Sie sind der Schlüssel…«
    Immer wieder kamen ihm die Worte Merlins in den Sinn, dessen Erscheinung bereits etliche Stunden zurücklag. Inzwischen war es bereits früher Abend, und die Dämmerung schritt merklich voran. Dem Kalender nach war es zwar noch Sommer, aber die Tage wurden bereits empfindlich kurz.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie das Hotel, ohne bislang in den lokalen Nachrichtenteilen der Zeitungen fündig geworden zu sein.
    »Trotzdem habe ich das dumpfe Gefühl, daß gleich etwas passiert«, sagte Nicole leise, während der Hotellift sie hinauf zu ihrem Stockwerk transportierte.
    »Du siehst Gespenster«, lachte Zamorra und gab ihr einen Kuß auf das Näschen.

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