0309 - Wir und die rätselhaften Morde
Frauenstimme zu kennen.
»Mit wem spreche ich?«, fragte ich.
»Oh, ich habe nicht geglaubt, dass Sie mich so schnell vergessen. Hier ist Gloria West. Ich habe Ihnen doch versprochen, aufzupassen und mich etwas umzutun.«
»Und ich habe Ihnen geraten, das zu unterlassen.«
»Ich habe Ihren Rat nicht befolgt und etwas erfahren, was für Sie von Interesse sein dürfte. Kann ich Sie am Federal Building abholen?«
»Ja, aber nur unter der Bedingung, dass wir in meinem Wagen weiterfahren. Ich habe noch genug von neulich.«
»Sie brauchen keine Angst zu haben«, lachte sie. »Heute komme ich allein, und vielleicht entschließen Sie sich doch, meinen alten Chevy zu benutzen. Ihr roter Jaguar wäre zu auffallend.«
Diesmal wartete Gloria nicht auf der Straße. Sie kam, nachdem ich der Anmeldung die entsprechende Anweisung gegeben hatte, hinauf.
Phil war noch nicht da.
Ich bot ihr den bequemsten Sessel an und fragte sie, ob sie etwas zu trinken wolle.
»Nicht jetzt, Mister Cotton. Vielleicht später.«
»Und was haben Sie mir zu erzählen, Miss West.«
»Lassen Sie die Miss weg und sagen sie Gloria«, lächelte sie.
»Und ich heiße Jerry.«
»Schön, Jerry. Ich habe etwas recht Erstaunliches erfahren. Wills und Cain wollen Frieden schließen und Kitty und Nita ebenfalls. Die Versöhnung soll morgen Abend mit einer Party in Kitty Ferrys Haus in Richmond gefeiert werden.«
»Wollen Sie mir ein Märchen erzählen, Gloria?«, lachte ich. »So etwas gibt es doch gar nicht. Ich könnte es noch verstehen, wenn die beiden Frauen sich vertragen, aber die Männer? Nein, das ist ausgeschlossen.«
»Es stimmt aber doch. Ich habe es aus erster Hand, nämlich von Wills selbst.«
»Wie kommen Sie denn an den?«
»Ich habe einen Job in HELLINGERS Theater. Es wurden dort für das neue Stück Blondinen gesucht, und da meine Haare echt sind, habe ich den Job auf Anhieb bekommen. Ich war also heute Morgen zum ersten Male bei der Probe. Dabei hörte ich, wie Wills mit Kitty Ferry über die für morgen geplante Party sprach. Sie schien nicht besonders begeistert davon zu sein, aber er redete ihr zu. Ich vernahm, wie er sagte, es habe doch keinen Zweck, sich ewig in den Haaren zu liegen, und nach einer Aussprache mit Cain sei er der Überzeugung, er habe sich geirrt, als er diesen verdächtigte, die Mordanschläge inszeniert zu haben.«
»Ja, sind denn die Leute total übergeschnappt?«, sagte ich. »Vor einigen Tagen beschuldigten sie sich gegenseitig der schwersten Verbrechen, und jetzt soll plötzlich alles wieder eitel Freundschaft und Liebe sein.«
»Das ist es, war mir ebenfalls merkwürdig vorkommt.«
Ich überlegte einen Augenblick. Dann sagte ich:
»Wollen wir zusammen zum Essen gehen?«
»Meinen Sie nicht, das könnte gefährlich sein? Schließlich möchte ich nicht, dass wir zusammen gesehen werden.«
»Und wenn schon. Mit Ausnahme von Hold-up-Jim und dem Fahrer Pete bringt Sie niemand mit mir oder mit dem Fall in Verbindung. Schließlich kann ich ja auch einmal ein nette Blondine ausführen.«
Wir gingen hinunter und stiegen nun doch in meinen Jaguar. Glorias alten Chevy ließ ich in die Garage fahren.
Wir fuhren zu MANNY WOLFS in der 49. Straße, wo es die besten Filet-Steaks von ganz New York gibt.
Wir verabredeten den Schlachtplan für den nächsten Abend.
Gloria wollte unbedingt dabei sein.
Ich gestand ihr zu, mich in ihrem Wagen zu Kittys Haus zu bringen. Mein Jaguar wäre aufgefallen.
Nur über eines war ich mir nicht klar, nämlich, wie ich es anstellen sollte, ins Haus zu kommen.
Ich konnte ja nicht einfach erscheinen und sagen: Ich bin Cotton und möchte zur Party.
Vielleicht war mein Argwohn, es könnte irgendetwas passieren, unberechtigt.
Trotzdem…
Die Ermordung von Dave Lyons und die drei Mordanschläge auf Kitty gingen mir nicht aus dem Kopf. Hatte ich nicht erst vor drei Tagen prophezeit, es werde ein vierter Anschlag folgen?
Es war einfach unmöglich, dass Cain und Wills sich plötzlich ohne jeden Hintergedanken vertrugen.
Wäre nicht die Versöhnungsparty die beste Gelegenheit, das zu vollenden, was nun verschieden Male schiefgegangen war?
Also doch Cain. Ich hatte mich immer noch gegen diesen Gedanken gesträubt, aber jetzt wurde es mir fast zur Gewissheit.
Um 11 Uhr wurde Gloria müde.
»Wenn Sie mir nicht böse sind, so möchte ich gern nach Hause«, sagte sie. »Ich habe gestern mit ein paar Kolleginnen länger gebummelt als gut war, und außerdem fingen die Proben schon um 9
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