0309 - Wir und die rätselhaften Morde
Gloria?«, sagte ich. »Merken Sie denn nicht, dass es reichlich unwahrscheinlich klingt?«
»Das ist möglich, aber es ist wirklich so. Jedenfalls tut es mir schrecklich leid.«
»Mir auch. Wenn Sie und Ihr Blumentopf nicht in Aktion getreten wären, so hättö ich die ganze Bande hochnehmen können. Sie wissen ja nicht, was Sie da angestellt haben. In dieser Sache 44 sind schon zwei Morde begangen worden, und dreimal hat man versucht, jemanden umzubringen.«
»Das habe ich nicht gewusst… Aber ich will Ihnen gern helfen. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
»Sie sind ein ebenso unternehmungslustiges wie leichtsinniges Mädchen«, stellte ich fest. »Sie vergessen, dass wir es mit einem Meuchelmörder zu tun haben, der vor Ihnen genauso wenig Halt machen würde wie vor mir. Das Beste ist es, wenn Sie die ganze Geschichte vergessen. Geben Sie mir Ihre Adresse. Ich werde Sie wahrscheinlich als Zeugin brauchen.«
»Ist das unbedingt nötig?«, fragte sie ängstlich.
»Nicht nur nötig, sondern für Sie wahrscheinlich vorteilhaft. Wenn dieser Wirrwarr erst geklärt ist und sie Ihre Aussage machen, so kommen Sie in die Presse. Was Ihnen fehlt, ist Publicity. Wenn Ihr Bild erst auf den Titelseiten prangt, werden Sie auch einen guten Job bekommen. Wenn es soweit ist, gehen Sie zum MORNING NEWS und fragen Sie nach Mister Thrillbroker. Sagen Sie ihm, ich hätte Sie geschickt. Den Rest wird er erledigen.«
Ich braute uns noch einen Whisky on the rocks. Dann besorgte ich telefonisch ein Taxi und drückte Gloria beim Abschied einen Zwanziger in die Hand. Dann schob ich sie zur Haustür hinaus.
Es war 2 Uhr 45, als ich schlafen ging.
***
Ich schlief bis in den späten Morgen.
Um 10 Uhr rief das Office an. Mein Kollege Fox war am Apparat.
»Ich wollte dir nur sagen, dass Dave Lyons heute Mittag um 12 Uhr auf dem Ocenaview Friedhof beerdigt wird. Ich dachte, es könnte dich interessieren.«
Natürlich interessierte mich das.
Eine alte Erfahrung sagt, dass Mörder bisweilen Vergnügen daran haben, bei der Bestattung ihres Opfers zugegen zu sein.
Also fuhr ich um elf hinüber nach Staten Island.
Ich kam gerade richtig. Der Sarg war in der Kapelle aufgebahrt, die Trauergemeinde bereits versammelt.
Riesige Büsche von weißem Flieder und Lilien standen in mannshohen Vasen.
Ungezählte Kerzen brannten.
Alles, was im Showgeschäft Rang und Namen hatte, war versammelt.
Während die Orgel den Choral spielte, betrachtete ich die Menge.
In der ersten Reihe saßen Kitty Ferry und neben ihr Mr. Adrian Wills. Ich sah eine Menge bekannter Gesichter, darunter auch die Cabrini in einem schwarzen Zobelmantel und Mr. Cain, der sein Gesicht in trauernde Falten gelegt hatte.
Der Kirchenchor sang und der Geistliche hielt eine Rede.
Der Sarg wurde geschlossen und hinausgetragen. Ich sah mir die Zeremonie aus einiger Entfernung an. Mr. Wills bemühte sich rührend um Kitty, die nun doch von Schmerz überwältigt schien.
Als der Kirchenchor einsetzte und die Erde auf den Sarg polterte, fuhr ich zurück nach Manhattan.
Am Nachmittag rief mich Louis Thrillbroker vom MORNING NEWS an.
»Pass auf, Jerry. Hast du ein paar Scotch für mich übrig?«
»Es kommt darauf an«, antwortete ich vorsichtig.
»Du kannst dich darauf verlassen, dass es sich lohnen wird. Ich habe etwas ausgegraben und möchte dir das nicht vorenthalten. Kannst du heute Abend um acht in der HORSESHOE-Bar sein?«
»Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, aber wehe dir, wenn du mich anführst.«
»Hat Louis dich etwa schon einmal angeführt?« Er lachte meckernd auf. »Wenn ihr den alten Louis Thrillbroker nicht hättet, so wäret ihr sowieso aufgeschmissen.«
Also war ich pünktlich in dem verabredeten Lokal. Phil wäre gern mitgegangen, aber er hatte vom Boss einen anderen Auftrag bekommen.
Fünf Minuten vor acht erschien Louis. Er setzte sich zu mir und winkte dem Barmann.
»Einen Scotch on the rocks, und bitte nicht zu knapp einschenken.«
Er wartete, bis der Drink gekommen war, nahm einen Schluck und schmatzte genüsslich.
»Schieß los«, mahnte ich.
»Immer mit der Ruhe, Jerry. Du willst ja nur einen Drink oder zwei sparen. Ich aber kann mit trockener Kehle nicht erzählen.« Erst als er den zweiten Scotch vor sich stehen hatte, sagte er:
»Ich habe dir neulich erzählt, dass die Feindschaft zwischen Wills und Cain ihren Ursprung darin hat, dass Cain dem Wills einen so üblen Streich spielte, dass sich dieser von seiner Frau scheiden ließ.
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