0309 - Wir und die rätselhaften Morde
versichert, und das neue Stück würde trotzdem anlaufen.
Etwas anderes war es, wie Wills auf diesen Streich reagieren würde. Wenn er es mit der Versöhnung ernst gemeint hatte, so würde er jetzt sicherlich davon Abstand nehmen. Er musste ja voraussetzen, dass Cain dahintersteckte.
Die unmittelbare Folge des hol up war, dass die Fahndung nach Jim Brown verstärkt wurde.
Ich telefonierte deshalb mit Lieutenant Kent von der Stadtpolizei und schickte ihm ein Bild des Räubers zur Vervielfältigung.
Ich brachte, wie ich versprochen hatte-, die Kassiererin nach Hause.
Gloria West hatte ihren Chevy aus unserer Garage geholt und war schon vorher abgefahren.
Dann ging auch ich schlafen.
Am nächsten Morgen hätte ich gern mit Phil gesprochen, aber der war schon unterwegs. Er jagte schon seit mehreren Tagen einer Bande nach, die die Tochter eines bekannten Bankiers entführt hatte und ihre Lösgeldforderungen von Tag zu Tag steigerte.
Um 3 Uhr nachmittags meldete sich Gloria.
»Die Party heute Abend steigt«, sagte sie. »Ich habe gehört, wie Wills mit Cain telefonierte. Es war auch von dem Raubüberfall von heute Nacht die Rede. Wills behauptete, er habe erfahren, dass dieser Jim Brown ein Onkel der Cabrini sei, aber Cain schien ihn beruhigt zu haben. Ich hörte auch, wie verabredet wurde, Cain solle um 9 Uhr kommen. Die Cabrini kann erst gegen 11 Uhr da sein, weil Sie vorher eine Fernsöhverpflichtung hat.«
»Sie sind eine Perle, Gloria«, lobte ich sie. »Passen Sie um Gottes willen auf, dass Sie nicht beim Lauschen erwischt werden.« .
»Machen Sie sich keine Sorgen, Jerry. Ich bin Spezialistin im Schnüffeln. Das ist auch der Grund, warum ich keinen festen Freund habe. Ich komme den Burschen immer so schnell auf die Sprünge.«
Sie versprach, mich um 7 Uhr 30 abzuholen. Eigentlich hatte ich große Bedenken, das Mädchen auf diese Expedition, von der man nicht wusste, wie sie ausgehen würde, mitzunehmen. Aber sie ließ sich nicht davon abbringen.
Gegen Abend tauchte Phil auf. Ich fragte ihn, ob er Zeit habe, mich zu begleiten.
»7 Uhr 30 ist mir noch zu früh. Aber ich kann ja nachkommen. Ich nehme dann deinen Jaguar, und so haben wir für alle Fälle einen schnellen Wagen und Funkverbindung zum Office.«
Es war 6 Uhr. Ich saß am Schreibtisch und versuchte, mir ein Bild von dem zu machen, was ich in Cedar Grove Beach vorfinden würde.
Dann erschien Gloria West auf der Bildfläche.
Noch einmal stellte ich ihr anheim, auf ihre Mitwirkung zu verzichten.
»Ich möchte mir keine Vorwürfe maichen müssen, wenn Ihnen dabei etwas passiert. Ich käme in Teufels Küche, denn ich handele dabei gegen jede Vorschrift und Gepflogenheit«, sagte ich.
Sie lachte. »Wenn ich nicht wäre, so wüssten Sie überhaupt nichts von dem, was heute Abend vorgeht. Ich habe also ein Recht dazu, mitzufahren, um meine Neugierde zu befriedigen.«
»Neugierde ist nicht nur eine verwerfliche, sondern auch gefährliche Eigenschaft«, sagte ich.
Um 7 Uhr 30 fuhren wir los.
Ich hatte das Steuer genommen, da ich den Weg genau kannte. Es regnete wieder einmal in Strömen.
»Zigarette?«, fragte Gloria, als wir in den Holland-Tunnel einbogen.
Sie nahm zwei aus der Packung, steckte sie an und schob mir eine zwischen die Lippen.
»Genau das habe ich gestern im Kino gesehen. Außerdem können Sie dabei beide Hände am Steuer lassen.«
Wir tauchten aus dem Tunnel und bogen links ein, durch Jersey City.
Der Regen trommelte aufs Verdeck.
Ich starrte angestrengt durch die nasse Windschutzscheibe.
Eine weitere halbe Stunde fuhren wir ohne ein Wort zu sprechen.
»Worüber denken Sie so intensiv nach, Jerry?«, fragte meine Begleiterin.
»Über die Party bei Kitty und darüber, ob wir nicht auf eine Wilde-Gänse-Jagd gegangen sind.«
Sie zuckte die Achseln.
»Gleich sind wir da«, sagte ich. »Denken Sie daran, Gloria, dass Sie unbedingt im Wagen bleiben, gleichgültig, was Sie hören oder sehen, gleichgültig, was geschieht.«
»Wenn überhaupt etwas geschieht«, lächelte sie. »Ich bin nicht hundertprozentig sicher.«
Ich war es auch nicht, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis ich wusste, was ich wissen wollte.
»Hier ist es«, sagte ich. »Ich fahre ein paar Häuser weiter, sodass niemand merkt, was mein Ziel ist.«
Ich fuhr links an die Seite und stellte den Motor ab. Zuerst wollte ich den Schlüssel auf alle Fälle abziehen, aber ich ließ ihn stecken.
Dann stellte ich den Kragen hoch, zog den Hut tiefer in die
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