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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Deichsel, und eisenbereifte Räder eines Karrens. Doch plötzlich erstarrte er.
    Sein Blick fiel auf drei Särge. Deshalb also wollte ihn Hayward am Betreten der Scheune hindern! Dorian setzte über das Gerümpel hinweg, erreichte die Särge, hob den Deckel des ersten hoch und sah einen jungen Mann, der die Hände auf der Brust verschränkt hätte. Es war niemand anderer als Edgar Palmer. Zwei lange Vampirzähne ragten ihm über die Unterlippe.
    Als Hayward interessiert näherkam und den Jungen im Sarg erblickte, stieß er einen überraschten Ausruf aus.
    »Das – das habe ich nicht gewußt«, stammelte er.
    Dorian hörte ihm nicht zu. Er hätte inzwischen die Deckel der beiden anderen Särge hochgehoben.
    In einem lag ein junges Mädchen. Ihr Gesicht war wächsern und ausgemergelt wie das einer uralten Frau. Im dritten Sarg lag wieder ein Junge. Als Dorian seine Unterlippe herunterzerrte, sah er die beiden langen Eckzähne.
    Der Haß gegen die Dämonen wurde noch übermächtiger. Das hier waren keine Dämonen, sondern ihre bedauernswerten Opfer. Durch den Biß des Vampirs waren sie selbst zu Blutsäugern geworden. Sie konnten durch keine Macht der Welt mehr gerettet werden. Es gab nur noch eine Möglichkeit, ihnen zu helfen.
    Dorian blickte sich suchend um. Sein Blick fiel auf einen alten Billardtisch mit nur drei Beinen. Die Filzauflage war so stark abgewetzt, daß der Holzboden durchschimmerte. Er steuerte darauf zu. »Was haben Sie vor?« rief Hayward ihm nach.
    Dorian brach drei Queues über seinem Knie auseinander und kehrte mit den verdünnten Enden zu den Särgen zurück.
    »Einen Hammer!« verlangte er. Seine Stimme zitterte vor Erregung. »Ich brauche einen Hammer.«
    Hayward überreichte ihm mit unsicherer Hand einen schweren Eisenhammer.
    »Du zuerst, Edgar Palmer«, sagte Dorian.
    Sein Gesicht war eine furchterregende Fratze, als er die Spitze des Queues dem Vampir auf die Brust setzte. Er holte weit mit dem Hammer aus und ließ ihn niedersausen. Einmal, zweimal, dreimal, bis das stumpfe Ende des Queues nur noch wenige Zentimeter aus der Brust ragte.
    Edgar Palmer – oder das, was aus ihm geworden war – öffnete seinen Mund zu einem Schrei, aber nur ein trockenes Krächzen kam aus seiner Kehle. Seine Hände zuckten an die Brust und verkrallten sich über der Wunde.
    »Mr. Hunter!« schrie Hayward von Grauen geschüttelt.
    Er warf sich auf Dorians Rücken, aber dieser wimmelte ihn ab und wandte sich dem Mädchen zu. »Deine Seele ruhe in Frieden!« sagte er und trieb ihr den abgebrochenen Queue tief in das Herz. Sie bäumte sich in einem letzten Reflex auf und gab einen markerschütternden Schrei von sich.
    Als Dorian sah, daß sich der Vampir im dritten Sarg rührte, wandte er sich ihm blitzschnell zu. Er schlug ihm den Hammer gegen den Schädel, dann erst durchbohrte er ihn.
    Lord Hayward hatte sich abgewandt und übergab sich.
    Phillip war zu Boden gesunken und krümmte sich. Es schien, als hätte er selbst verspürt, wie sich die Pfähle in die Herzen der Vampire bohrten.
    Für Phillip konnte Dorian nichts tun, deshalb ging er zu Lord Hayward und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Geht es Ihnen wieder besser?« erkundigte er sich mitfühlend. Er war jetzt nicht mehr der haßerfüllte Dämonen-Killer.
    »Sie Scheusal!« sagte Hayward voll Abscheu. »Was haben Sie nur getan? Sie sind ein Mörder!«
    »Sie tun mir unrecht, Lord Hayward!« sagte Dorian milde. »Ich konnte nicht anders handeln. Die drei jungen Leute in den Särgen waren keine Menschen mehr. Seit sie von Vampiren gebissen wurden, waren sie blutsaugende Ungeheuer. Tote, die nicht sterben konnten und durch ihren Biß andere unschuldige Menschen infiziert hätten. Ich habe sie von ihrem schrecklichen Dasein erlöst. Vielleicht findet man eines Tages ein Mittel, um die Opfer der Vampire zu heilen und in die menschliche Gesellschaft zurückzuführen. Aber vorher müßten sich
    Wissenschaftler finden, die an die Existenz der Vampire glauben. Und bis dahin gibt es keine andere Möglichkeit, als diese bedauernswerten Kreaturen zu töten.«
    »In meinen Augen sind Sie dennoch ein bestialischer Mörder«, sagte Lord Hayward keuchend. »Blicken Sie in die Särge!« verlangte Dorian. »Sehen Sie irgendwo Leichen?«
    Hayward kam der Aufforderung nur zögernd nach. Als er sah, daß in jedem der Särge nur noch ein Häufchen Asche lag, weiteten sich seine Pupillen.
    »Aber …«
    »Vampire verfallen nach ihrem Tod zu Staub«, erklärte Dorian.

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