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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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golden schimmernden Augen durchforschten das Zimmer. Dann blieben seine Blicke an der Tür hängen, und er setzte sich darauf zu in Bewegung.
    Lord Hayward versperrte ihm den Weg. »Ich kann nicht zulassen, daß er sein Zimmer verläßt.« »Lassen Sie ihn!« befahl Dorian schneidend. »Phillip scheint zu begreifen, was wir von ihm wollen. Zeige uns den Weg zu Coco, Phillip! Führe uns zu ihr!«
    Dorian öffnete die Tür, und Phillip ging wie ein Schlafwandler auf den Korridor hinaus und strebte der Treppe zu.
    »Er wird sich erkälten«, jammerte Hayward.
    Dorian entledigte sich seines Trenchcoats und hängte ihn Phillip um die Schultern. Phillip schritt unbeirrt weiter die Treppe hinunter, Stufe um Stufe.
    »Besorgen Sie ihm Hausschuhe!« trug Dorian Phillips Vater auf.
    Hayward eilte in Phillips Zimmer zurück und kam bald darauf mit knöchelhohen Kamelhaarhausschuhen zurück.
    Inzwischen hatte Phillip den Treppenabsatz im obersten Stock erreicht. Er blieb stehen, als müßte er sich orientieren. Sein Vater ergriff die Gelegenheit, um ihm die Hausschuhe überzustreifen. Dorian stützte Phillip, der diese Prozedur nur widerwillig über sich ergehen ließ.
    Nachdem Dorian und Hayward wieder von ihm abließen, stieg Phillip weiter ins Erdgeschoß hinunter. Dabei gab er seltsame Laute von sich. Es war ein Schmatzen, das von leisen Seufzern unterbrochen wurde. Plötzlich sagte er: »Stört die Ruhe der Tagschläfer!«
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Hayward.
    Dorian hob die Schultern. »Vielleicht gar nichts. Es klang nicht sehr sinnvoll.«
    Phillip hatte jetzt das Erdgeschoß erreicht und strebte auf den Eingang zu.
    »Er will das Haus verlassen!« rief Hayward erschrocken.
    Noch ehe er einen Einwand geltend machen konnte, hatte Dorian die Eingangstür geöffnet. Phillip schritt ins Freie. Draußen zögerte er wieder und wandte sich dann nach links.
    »Was kann er denn hier nur wollen?« fragte Hayward und zog seine Hausjacke fröstelnd enger. »Mr. Hunter, das alles ergibt doch keinen Sinn! Wir sollten Phillip ins Haus zurückbringen.«
    »Ich habe die Vermutung, daß alles, was Phillip sagt oder tut, einen verborgenen Sinn hat«, erklärte Dorian. »Er kann sich nur nicht für uns verständlich ausdrücken. Seine Botschaften sind verschlüsselt.«
    »Aber was könnte er uns damit sagen wollen, wenn er uns in den Park führt«, grübelte Hayward. »Hier gibt es doch rein gar nichts zu sehen.«
    »Er strebt auf das Dickicht zu«, sagte Dorian, während er hinter Phillip herging. »Er scheint zu wissen, was er tut.« »In der Richtung, in die er geht, liegt nur ein alter Schuppen, in dem Gartengeräte untergebracht sind«, erklärte Hayward. »Dort finden wir bestimmt nichts. Es ist besser, wir kehren um. Haben Sie verstanden, Mr. Hunter? Ich möchte, daß wir sofort ins Haus zurückkehren.«
    »Warum denn plötzlich diese Panik?« erkundigte sich Dorian und blickte Hayward prüfend an. Hayward leckte über seine Lippen.
    »Wir dürfen nicht weitergehen«, schrie er fast und beschleunigte seinen Schritt.
    Als er Phillip überholt hatte, versperrte er ihm den Weg. »Hier geht es nicht weiter, Phillip! Du mußt umkehren!«
    Aber Phillip wich ihm aus und ging in der ursprünglichen Richtung weiter. Hayward lief ihm wieder nach und ergriff ihn am Arm. Dorian gab ihm einen Stoß, daß er zurücktaumelte.
    »Ich habe den leisen Verdacht, daß Sie etwas vor mir verbergen wollen, Lord Hayward.«
    »Wir haben bei dem Schuppen nichts zu suchen!« rief Hayward verzweifelt.
    »Wer sagt das?« wollte Dorian wissen.
    Hayward schüttelte hilflos den Kopf. »Hören Sie auf mich, Mr. Hunter! Kehren wir um! Wenn Sie nicht auf mich hören, stürzen Sie uns alle noch tiefer ins Verderben.«
    Phillip schien von der Auseinandersetzung der beiden Männer nichts zu bemerken. Er bahnte sich einen Weg durch die Büsche und erreichte die halbverfallene Holzscheune. Ohne nach links und rechts zu blicken, marschierte er auf die Tür los, rannte dagegen und gab einen unterdrückten Aufschrei von sich. Er schrie aus Wut darüber, daß ihm der Weg versperrt wurde; daß er die Tür nur zu öffnen brauchte, auf diesen Gedanken kam er nicht.
    Dorian tat es für ihn.
    »Bleiben Sie draußen, Mr. Hunter!« rief Hayward ihm noch nach, aber Dorian hatte die Scheune bereits betreten. Im ersten Augenblick sah er nur Gerümpel, alte, ausgediente Gartengeräte, einen Schrank, dessen beide Türen schief in den Angeln hingen, einige Pferdehalfter, eine

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