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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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war. Er stand den Mächten der Finsternis einsam und verlassen gegenüber. Denn eines war sicher: Chapman hatte eine Wandlung durchgemacht. Er war nicht mehr er selbst. Irgend etwas war mit ihm passiert. Warum hätte er sonst die offensichtliche Lüge vorbringen sollen, daß Edgar Palmer friedlich in seinem Grab lag? Und warum hatte Phillip bei Chapmans Anblick einen hysterischen Anfall bekommen?
    Dorian erinnerte sich an das Puppenkostüm, das Lady Hurst nähte. Einen Frack. Es war ein schrecklicher Gedanke, Donald Chapman damit in Zusammenhang zu bringen. Aber er durfte sich der Realität nicht verschließen. Er stand allein da gegen eine Horde von Dämonen, die ihm und Phillip Hayward nach dem Leben trachteten.
     

     
    Der Puppenmacher öffnete das Puppenhaus.
    »Komm heraus, Alina, mein Püppchen!« lockte er.
    Aber die Alina-Puppe rührte sich nicht. Das Gesicht des Puppenmachers verzerrte sich vor Wut. »Bist du immer noch störrisch?« Er lachte wild. »Muß ich dich wieder bestrafen, damit du folgsam wirst?«
    Die Alina-Puppe zuckte zusammen. Langsam, zögernd und widerstrebend kam sie an den Rand des Puppenhauses.
    »So ist es schon besser«, lobte der Puppenmacher.
    Alina stand aufrecht da. Auf ihren winzigen Schultern hatte sich eine Gänsehaut gebildet und während sie ins Halbdunkel starrte, begannen ihre Augen auf einmal zu funkeln; ein Feuer glomm in ihnen auf, das sie wie zwei Diamanten erstrahlen ließ.
    »Nimm meine Kraft, Alina! Nähre dich davon!« raunte der Puppenmacher. »Meine magische Gabe belebt dich. Mein Gedanke beherrscht dich. Ich bin dein Meister, und du mußt mir dienen. Meine Feinde sind die deinen.«
    Der Puppenmacher streckte die Handfläche aus, und Alina stieg darauf. Er hielt sie ganz nahe an sein Gesicht.
    »Küsse mich, zum Zeichen deiner Demut!«
    Er spitzte die Lippen. Alina kam mit ihrem Gesichtchen ganz nahe heran, fletschte plötzlich jedoch die schwarzen Zähne und biß zu.
    Der Puppenmacher ballte die Hand zur Faust, aber Alina sprang zu Boden und verschwand unter dem Bett, bevor er gewahrte, in welche Richtung sie flüchtete.
    »Nun gut, du widerspenstige Teufelin«, sagte er knurrend. »Du sollst deinen Willen haben. Deine Zuneigung für Phillip ist stärker als meine Macht. Ich sehe ein, daß ich dich nie beherrschen werde. Du willst die Freiheit? Gut, du sollst sie haben.«
    Er lachte höhnisch, ging zum Fenster und öffnete es.
    »Da hast du deine Freiheit!« rief er. »Laufe zu deinem unfähigen Geliebten und verkrieche dich bei ihm! Ich laß dich ziehen.«
    Der Puppenmacher wich vom Fenster zurück. Als er die Mitte des Raumes erreicht hatte, kam Alina unter dem Bett hervor, lief zum Fenster, sprang hinauf und war gleich darauf verschwunden.
    »Laufe nur zu deinem Geliebten!« rief der Puppenmacher ihr nach. »Und ziehe ihn und Dorian Hunter mit ins Verderben! Heute wird die Nacht der Entscheidung sein.«
    Er ging zum Spiegel und betrachtete sich darin. Wer hatte den Aberglauben in die Welt gesetzt, daß Dämonen ihr Spiegelbild nicht sehen konnten? Dämonen waren Wesen aus Fleisch und Blut, ihre Opfer besaßen kein Spiegelbild.
    Wir sind die wahren Herrscher dieser Welt, dachte er und überlegte, ob er diese Maske beibehalten oder sich sein ursprüngliches Aussehen geben sollte. Aber dann entschloß er sich, diese Mühe nicht auf sich zu nehmen. Auch wenn er Dorian Hunter nicht als Roberto Copello entgegentrat, würde dieser erkennen, wer ihm den Todesstoß versetzte.
    Und Alina, diese rebellische Puppe, würde ihm, ohne es zu ahnen, alle Wege ebnen.
    Dorian hätte am liebsten gehandelt, aber ihm waren die Hände gebunden. Er mußte aus zwei Gründen bei Phillip bleiben: Erstens war er nur in der Nähe des Hermaphroditen vor den Angriffen der Dämonen sicher; zweitens mußte er Phillip vor eventuellen Angriffen der Puppen schützen. Die Angriffe der Druden, Alpe und der anderen Quälgeister würde er einigermaßen mühelos mit magischen Zeichen abwehren können; außerdem drohte von ihnen keine besondere Gefahr; sie konnten Phillip nicht ernsthaft schaden. Anders verhielt es sich jedoch mit den Puppen.
    Dorian hatte sich ein Stuhlbein zurechtgelegt, mit dem er die Puppen bekämpfen wollte. Außerdem hatte er immer noch seine Pistole. Eine Kugel richtete zwar gegen einen Dämonen nichts aus, aber eine Puppe konnte sie in Stücke reißen.
    Das Warten zermürbte Dorian. Alles wäre ihm lieber gewesen, als hier zu sitzen und tatenlos der kommenden Ereignisse zu

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