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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ich möchte allein sein. Ich werde einen Wagen nehmen.«
    Jim verwünschte sich selbst, weil er nicht einfach alles aufklärte, auf die Gefahr hin, Lady Mary zu verraten. Durch seine Versuche, es anders darzustellen, hatte er sich nur immer verdächtiger gemacht. Jetzt schwieg er ganz, als er ihr in den Mantel half.
    »Soll ich Sie nicht doch nach Hause begleiten?« fragte er schwach.
    Sie schüttelte nur schweigend den Kopf.
    Die Wohnungstür von Lady Mary stand offen, und als sie ins Treppenhaus traten, klingelte dort das Telefon.
    Eunice sah Jim an.
    »Sagten Sie nicht, daß Ihre Freundin kein eigenes Telefon hat?«
    Er antwortete nichts mehr.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie mich so belügen könnten.«
    Er blieb oben auf dem Treppenabsatz stehen und schaute ihr verzweifelt nach.
    Kaum war er wieder in seinem Zimmer und hatte sich in den großen Sessel geworfen, als Lady Mary eintrat.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte sie, »ich ahnte nicht, daß sie hier wäre.«
    »Ja, ich mußte etwas vorlügen, und sie merkte es. Ihr Telefon hat mich verraten, Lady Mary! Warum sind Sie nicht geblieben? Durch Ihr Verschwinden bekam die Sache ein so sonderbares Gesicht.«
    »Ich konnte nicht bleiben. Doch schauen Sie, hier, Jim, was die Nachforschungen nach Eunice Weldon zutage brachten!«
    Sie reichte ihm ein Telegramm über den Tisch. Er las:
    Eunice May Weldon starb in Kapstadt im Alter, von zwölf Monaten und drei Tagen und liegt auf dem Friedhof in Rondebosch begraben, Grab Nr. 7963.
    Jim las das Telegramm zweimal.
    »Sie ist im Alter von zwölf Monaten begraben worden?« murmelte er. »Und doch ist sie hier und lebt! Neulich habe ich sogar jemand kennengelernt, der die Weldons in Südafrika gekannt hat und sich auch an Eunice erinnern kann, als sie noch ein Kind war.«
    »Es ist ganz rätselhaft«, erwiderte Lady Mary, »aber der Mann, der mir dieses Telegramm sandte, ist einer der vertrauenswürdigsten Detektive in Südafrika.«
    Jims Gedanken wirbelten durcheinander.
    »Ich muß gestehen, daß ich vollkommen verwirrt bin. Dann muß man wohl annehmen, daß die Eltern nach dem Tod ihrer eigenen Tochter ein anderes Kind angenommen haben, und zwar Eunice - ich meine, diese, unsere Eunice. Die Frage ist nur, woher sie kam. Ihr selbst ist nichts von einer Adoption bekannt.«
    »Ich habe bereits an meinen Agenten gekabelt und ihm den Auftrag gegeben, über eine eventuelle Adoption zu berichten. Durch dieses Ereignis gewinnt die alte Annahme wieder an Glaubwürdigkeit.«
    Er sah sie an.
    »Sie meinen, daß Eunice Ihre Tochter sein könnte?«
    »Ja.«
    »Aber von der Narbe an ihrer Hand wissen Sie nichts?«
    »Das kann ja später passiert sein - nachdem ich sie aus den Augen verloren hatte.«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, Lady Mary, wann Sie sich von Ihrer Tochter getrennt haben?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Eine andere Frage - kennen Sie Mrs. Weatherwale?«
    Lady Mary sah ihn mit großen Augen an.
    »Ja, ich kenne sie. Sie war eine Farmerstochter, die Jane Groat sehr zugetan war. Eine liebenswürdige, nette Frau - ich habe mich oft gewundert, wie Jane zu dieser Freundschaft kam.«
    Jim erzählte, was er von den letzten Vorgängen im Hause Groat wußte.
    Jim war wieder ganz bei der Sache, als ihn Lady Mary verließ. Das Telegramm aus Südafrika warf neues Licht in die dunkle Geschichte. Dagegen war das Zerwürfnis mit Eunice völlig bedeutungslos. Wenn sie nun doch Lady Marys Tochter wäre! Diese Möglichkeit stürzte ihn in einen neuen Zwiespalt, und schweren Herzens dachte er an die Konsequenzen, die es für ihn bedeuten würde.

22
    Es bestand wenig Aussicht, Mr. Septimus Salter noch im Büro zu treffen. Darum ging Jim in die Garage, wo er seinen kleinen Wagen untergestellt hatte, und fuhr zu Mr. Salters Wohnung in Chislehurst.
    Der Anwalt war allein zu Hause und empfing Jim liebenswürdiger, als er erwartet hatte.
    »Sie bleiben natürlich zum Dinner bei mir!«
    »Nein, nein, vielen Dank, ich bin in großer Eile, ich wollte Sie nur fragen, ob Sie Mrs. Weatherwale kennen?«
    »Weatherwale - Weatherwale? Ja, ich kann mich auf den Namen besinnen. Sie wird im Testament von Mrs. Groat erwähnt. Ich glaube, sie hat ihr mehrere hundert Pfund vermacht. Der Vater war Pächter der Dantons.«
    Jim erzählte seinem Chef von dem mißglückten Besuch Mrs. Weatherwales bei den Groats.
    »Das zeigt wieder einmal«, meinte Mr. Salter, »daß die schrecklichsten Geheimnisse, die wir Rechtsanwälte in den tiefsten Tiefen unsrer

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