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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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aus.
    Von Jim hatte sie nichts mehr erfahren. Sie vermutete, daß er es gewesen war, der Jackson in der Halle niedergeschlagen hatte. Warum schrieb er nicht? Doch sogleich fragte sie sich auch, warum sie ihm denn nicht schriebe. Am Nachmittag machte sie einen Spaziergang im Park, in der Hoffnung, ihn dort zu treffen. Sie saß eine ganze Stunde unter seinem Lieblingsbaum, er kam nicht, und sie ging enttäuscht nach Hause.
    Am nächsten Tag kam Mrs. Weatherwale, eine untersetzte, frisch aussehende und gutmütige Frau von etwa sechzig Jahren. Sie stellte ihr Gepäck unten in der Halle ab und begrüßte Eunice wie eine Bekannte.
    »Wie geht es ihr denn, meine Liebe? Die arme alte Jane! Ich habe sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Früher waren wir gute Freundinnen, aber sie - nun ja, lassen wir das Vergangene. Führen Sie mich bitte in ihr Zimmer!«
    Mrs. Weatherwale mußte sich zusammennehmen, um den Schrecken zu verbergen, den sie beim Anblick ihrer Freundin empfand.
    »Aber, Jane, was ist mit dir los?«
    »Nimm Platz, Mary! - Miss Weldon, es ist gut, Sie brauchen nicht zu warten.«
    Später am Nachmittag, als Eunice gerade durch die Eingangshalle ging, kehrte Digby Groat nach Hause zurück. Er schaute auf das Gepäck, das noch hier stand, und runzelte die Stirn.
    »Was bedeutet das? Wem gehört es?« »Eine Freundin von Mrs. Groat ist gekommen.«
    »Eine Freundin? Wissen Sie vielleicht den Namen?«
    »Mrs. Weatherwale.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich.
    »Meine Mutter hat sie wahrscheinlich eingeladen«, rief er ärgerlich, warf die Handschuhe auf den Tisch in der Halle und eilte die Treppe hinauf.
    Was sich im Krankenzimmer abspielte, konnte Eunice nur vermuten. Kurz darauf erschien Mrs. Weatherwale auf der Treppe und kam gekränkt auf sie zu.
    »Lassen Sie mir bitte einen Wagen holen, meine Liebe! Ich fahre nach Somerset zurück. Es ist unerhört - mich von meinen Geschäften wegzuholen! Eine Frau meines Alters und Ansehens! Hat mich doch dieser eingebildete Laffe, den ich nicht einmal auf meinem Viehhof dulden würde, hinausgewiesen!« Sie war äußerst aufgebracht, ihre Stimme zitterte vor aufrichtigem Ärger.
    »Ich spreche von Ihnen!« rief sie laut nach oben, wo anscheinend Digby stand, obschon ihn Eunice nicht sehen konnte. »Sie waren schon immer eine kleine, grausame Kanaille, und wenn Ihrer Mutter etwas passiert, gehe ich zur Polizei und zeige Sie an!«
    »Es wäre besser, Sie gingen jetzt, bevor ich einen Polizisten hole!« schrie Digby wütend zurück.
    »Ich kenne Sie!« Sie drohte mit der Faust nach oben. »Ich habe Sie schon vor dreiundzwanzig Jahren gekannt, mein Junge! Ein gemeinerer, niederträchtigerer Bengel hat noch nie gelebt!«
    Digby kam langsam die Treppe herunter. Er lächelte spöttisch.
    »Wirklich, Mrs. Weatherwale, Sie benehmen sich wieder einmal recht unvernünftig. Ich kann nicht dulden, daß meine Mutter sich mit Leuten Ihres Schlages abgibt. Für ihren Geschmack bin ich zwar nicht verantwortlich, wohl aber für alles, was hier in meinem Hause passiert.«
    Das rosige Gesicht der Frau lief dunkelrot an.
    »Sie gemeiner Ausländer! Sehen Sie - das sitzt! Ich kenne Ihr Geheimnis, Mr. Groat!«
    Digby warf ihr einen fürchterlichen Blick zu, ging durch die Halle zum Laboratorium und schmetterte die Tür hinter sich zu.
    »Wenn Sie wissen wollen, was da drinnen vorgeht...« Mrs. Weatherwale zeigte auf die Tür, hinter der Digby verschwunden war. »Ich kann Ihnen Auskunft geben! Ich habe Briefe von seiner Mutter, als er noch ein Kind war... Wenn Sie die Briefe lesen, stehen Ihnen die Haare zu Berge, meine Liebe!«
    Als endlich der Wagen kam und sie wieder abfuhr, atmete Eunice erleichtert auf.
    Da habe ich also ein weiteres Familiengeheimnis kennengelernt! dachte sie. Am liebsten wäre sie ebenfalls weggefahren wie Mrs. Weatherwale.

21
    »Jim!«
    Eunice lief quer über den Rasen, obwohl sie wußte, daß die Spaziergänger sie beobachteten.
    Jim ergriff ihre beiden Hände. Sie war glücklich. Sie sprachen gleichzeitig, entschuldigten sich, und beide überboten sich in Bekenntnissen der Reue und Zerknirschung.
    »Jim, ich habe gekündigt!«
    »Gott sei Dank!«
    Sie hatte ihm so viel zu erzählen, daß sie nicht wußte, wo sie anfangen sollte.
    »Waren Sie sehr traurig, daß wir uns so lange nicht gesehen haben?
    - Ach ja, bevor ich es vergesse - Mrs. Weatherwale ist schon wieder fort!«
    »Mrs. Weatherwale?« fragte er.
    »Ach ja, Sie kennen die Geschichte ja gar nicht! Also

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