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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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versetzt?
    Larry sah einen von seiner erhöhten Standfläche
heruntergefallenen, handgeschnitzten Tempellöwen, und er erinnerte sich des
Geräusches, das er vorhin gehört hatte.
    Nachdenklich hob er den Löwen auf. Der Kopf war groß und
detailliert herausgearbeitet, das Gesicht erinnerte mehr an das eines Menschen
mit breiter Nase und großen Augen. Larry stellte die Skulptur wieder auf das
Podest zurück. Dann rief er Jho-Fungs Namen.
    Es blieb still in der Wohnung.
    Larry riss sämtliche Türen auf, seine schussbereite
Laserwaffe in der Rechten. Alle Zimmer waren dämmrig. Überall hatte man die
Rollläden herabgelassen. Das Tageslicht, das durch die Ritzen und Spalten fiel,
reichte aber aus, um sich in der düsteren Wohnung zurechtzufinden.
    Plötzlich vernahm Larry leises Tapsen und wirbelte herum.
Im Lichtstrahl, der durch den Rolladenspalt fiel, glaubte er ein Phantasiebild
wahrzunehmen.
    Doch es war Wirklichkeit. Bei Larry Brent wiederholte
sich – nur unter anderen Vorzeichen – genau das, was den anderen vermissten
Agenten passiert war: die Begegnung mit einer Mörderpuppe.
    Sie löste sich aus dem Schatten, als habe sie nur auf
sein Erscheinen gewartet.
    Unwillkürlich senkte Larry den Lauf seiner Waffe, hielt
jedoch mitten in der Bewegung inne und schluckte.
    Die Puppe, die auf ihn zukam, war eine verkleinerte
Ausgabe von Jho Fung. Das ewige Lächeln um die Lippen, die goldene Brille, das
dichte blauschwarze Haar ...
    Sein Kopf, nur fünfmal so klein, saß auf den Schultern
einer lebenden Puppe!
    Und dann sah Larry etwas, das seinen Atem zum Stocken
brachte.
    Die Puppe hob langsam den rechten Arm. Larry Brent war
unfähig zu handeln. Es erging ihm wie einer Maus, die vom Blick einer Schlange
hypnotisiert wird. Die kleine Hand des zwergenhaften Jho Fung hielt eine
blitzende Nadel, die wie ein Pfeil von einer Sehne schnellte!
     
    ●
     
    Iwan Kunaritschew ächzte und versuchte auf die Beine zu
kommen, was ihm jedoch nicht sofort gelang. Seine Bewegungen waren noch langsam
und schwerfällig, als stünde er unter der Wirkung eines lähmenden Giftes.
    Finsternis umgab ihn.
    Oder ließen ihn seine Augen im Stich? Einmal glaubte er
kurz, dass ganz in seiner Nähe eine verwaschene Lichtquelle existierte.
    Er presste die Augen fest zusammen und öffnete sie nach
einer Weile wieder. Jetzt erschien ihm das Licht in einer endlosen Ferne –
winzig und klein, kurz vor dem Erlöschen. Seine Sehnerven funktionierten noch
nicht so recht.
    Er tastete sich vor, als er festen Boden unter den Füßen
spürte. Die Wände, die ihn umgaben, waren roh und kühl. Es war nicht
ausgeschlossen, dass man ihn in einen Kerker geworfen hatte. Aber er musste
sich noch auf dem abgelegenen, düsteren Gehöft befinden.
    Wie lange lag er schon hier?
    Iwan wusste nicht, wie viel Zeit vergangen und ob es Tag
oder Nacht war. Seine Uhr war verschwunden. Auch die Smith &
Wesson-Laserwaffe fehlte. Er war in der Hand seiner Gegner, ohne eigentlich zu
wissen, wer sie waren. Immer, wenn er
sich eine Vorstellung zu machen versuchte, dachte er an die Puppen. Diese
geheimnisvollen, rätselhaften Wesen. Was hatten sie zu bedeuten?
    Sie spielten eine Rolle, eine große sogar.
    Leises Schlurfen auf dem harten Boden vor ihm und
tuschelnde Stimmchen waren im Dunkel zu hören.
    Die Finsternis vor den Augen des Russen begann auf- und
niederzuwogen, teilte sich wie ein zäher, wabernder Nebel. Seine Augen
schmerzten, als er verzweifelt zu erkennen versuchte, was sich um ihn herum
abspielte.
    Und dann wurde sein Blick endlich klar.
    Auf einem schwarzen, vorspringenden Stein stand eine
flackernde Laterne, dahinter ein dunkler, rußgeschwärzter Schacht. Wie der
Eingang zur Hölle, schoss es Iwan durch den Kopf.
    Er fühlte die Bewegung zahlloser winziger Hände, sah die
kleinen Körper, die an Menschen erinnerten, deren Gesichter so echt, so
natürlich waren – so erschreckend auf ihn wirkten.
    Puppen, Puppen, Puppen.
    Sie kamen aus dem kahlen Gewölbe auf ihn zu, stupsten mit
den kleinen Händen ständig gegen Iwan Kunaritschews Beine, als wollten sie ihn
zurückdrängen.
    Die gespenstische Szene wurde verstärkt durch das
flackernde, schwache Licht der Talglampe, die bizarre Schatten der kleinen,
beweglichen Körper an die Wand neben ihm und an die unebene, niedrige Decke
warf. Durch das eigenwillige Licht- und Schattenspiel wurde der Eindruck
erweckt, als würden sich die Gesichter und Mienen ständig verändern.
    Es war ein unheimliches Spiel, das man

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