031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
in diesem Hotel passieren muss –
wenn das die anderen Gäste erfahren!« Er schlug die Hände über dem Kopf
zusammen. »Das ist der Ruin! Ich bedaure außerordentlich, aber ich kann Ihnen
nicht helfen. Niemand kann Ihnen
helfen. Am besten, Sie verlassen dieses Haus, Mister Brent. In Ihrem und in
unserem Interesse. Diese Puppen bringt man nicht einfach in das Zimmer. Sie
tauchen von selbst auf, sie sind mit einem Male da. Es sind Totenpuppen, sie
bringen Unheil.«
»O nein, mein Lieber, so einfach ist das nicht!« Larry
Brent war zu allem entschlossen. Er packte den Chinesen am Rockkragen und schob
ihn zur Türschwelle. »Ich werde den Dingen auf den Grund gehen, und wenn sich
auch nur das geringste Anzeichen ergeben sollte, dass Sie mir etwas
verschwiegen haben, dann wird es wirklich einen Skandal geben, das verspreche
ich Ihnen. Kommen Sie, Su.«
Er eilte die Stufen hinunter, ohne sich um den
Geschäftsführer zu kümmern, der völlig verdattert auf der Schwelle zu Larry
Brents Zimmer stand.
»Was haben Sie vor, Larry?«, fragte Su Hang scheu.
»Das, was ich die ganze Zeit schon plane – den Dingen auf
den Grund zu gehen. Aber es ist in der Tat wie verhext. Es bietet sich mir
nichts Greifbares an, und wenn ich glaube, ich habe einen Anhaltspunkt, dann
zerrinnt es mir zwischen den Fingern. Ich trete auf der Stelle.«
Unten angekommen, verabschiedete sich Larry von Su. Die
junge Chinesin war wie vor den Kopf gestoßen.
»Ich weiche nicht von Ihrer Seite, Larry«, sagte sie
ernst.
»Kommt nicht in Frage, Su. Ich habe kein Recht, Sie in
diese gefährliche Sache hineinzuziehen.«
Sie wich aus. »Ich wollte Sie zu der Alten führen, droben
in den New Territories.«
»Das hat Zeit!«, bestimmte Larry.
●
Su setzte ihn auf seinen Wunsch hin an einer
Leihwagen-Firma ab, und Larry fuhr wenig später in einem Bentley hinter dem
Wagen der jungen Privatdetektivin her und dachte an ihre letzten Worte: »Passen
Sie auf sich auf, Larry. Denken Sie daran, was Lao Kjun passiert ist. Und er
hatte ein Amulett.«
Sie hatten beschlossen, gemeinsam das
Cheung-Chau-Semmel-Fest zu feiern.
Eine Stunde war seit seinem ersten Besuch im Geschäft des
Wäschereibesitzers vergangen. Wenn die Frau des Chinesen recht behalten hatte, dann
musste er Jho Fung jetzt antreffen.
Larry fuhr den Bentley direkt vor den Geschäftseingang.
Er betrat den Laden und erwartete, dass jemand aus dem Nebenzimmer käme, zu dem
die Tür nur angelehnt war.
Der Klang der Glocke verhallte, aber niemand erschien.
»Hallo?« Larry sah sich um. »Ist da niemand? Madame
Fung.« Er wartete einen Augenblick und rief dann auch Jho Fungs Namen.
Etwas stimmte hier nicht.
Langsam drückte Larry die Tür zu dem angrenzenden Zimmer
ganz auf. Der Raum lag im Halbdunkel, die Rollläden waren herabgelassen, um das
grelle Sonnenlicht und die Wärme abzuhalten.
Larry sah eine Sitzgruppe und einen Schreibtisch, auf dem
ein Aktenstoß lag. Auf einer klobigen Holzbank waren mehrere, fein säuberlich
zurechtgemachte Wäschepakete gestapelt, und auf einer Blumenbank unter dem
Fenster stand eine Reihe Kakteen.
Aus diesem Zimmer führte rechts neben einer alten Vitrine
eine zweite Tür, die X-RAY-3 öffnete und in einen düsteren, geräumigen Flur
mündete. Etwa vier Schritte entfernt befand sich der Treppenaufgang in die
oberen Stockwerke.
Larry wurde von einer unerklärlichen Unruhe
vorangetrieben.
Warum war niemand im Geschäft?
Er wusste, dass Jho Fungs Wohnung im ersten Stockwerk
lag. War der Chinese dort?
Die Treppenstufen knarrten unter jedem seiner Schritte.
An einer breiten, dunkelbraun verglasten Tür in der ersten Etage stand Fungs
Name – in chinesischen Schriftzeichen und lateinischen Buchstaben.
Mit einem dumpfen Klang fiel ein schwerer Gegenstand zu
Boden. Larry zögerte keine Sekunde und warf sich mit aller Macht gegen die
verschlossene Tür. Ein Ansturm genügte, und er setzte seinen Fuß über die
Schwelle.
Er sah im dämmrigen Korridor vor sich die grünen,
glühenden Augen, erkannte in dem Augenblick den schwarzen Körper, der wie ein
Blitz auf ihn zuschoss.
Abwehrend hob er die Hände.
Mit einem schrillen Miau löste sich die Katze von dem breiten, dunklen Schrank, der an der Wand
gegenüber stand.
Larry fühlte den Luftzug über seinem Kopf und blickte der
Katze nach, die blitzschnell die Treppenstufen hochfegte und irgendwo oben auf
dem Boden verschwand. Das Tier war halb wild vor Angst gewesen. Was hatte es in
diesen Zustand
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