Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
nicht wieder aufgetaucht.
    Der Gang verbreiterte sich und er stand vor einer
schweren, schwarzen Holztür. Iwan drückte die Klinke herab. Er betrat einen
weiteren dunklen Kellerraum.
    »Wie finden Sie Ihr geräumiges Gefängnis?« Die Stimme war
urplötzlich neben ihm. Unwillkürlich fuhr der Russe herum. Wie zu erwarten
gewesen war, sah er jedoch niemanden. »Haben Sie inzwischen Hoffnung geschöpft,
dass es Ihnen gelingen wird, doch noch auszubrechen?«
    »Ich habe die Hoffnung nicht einen Augenblick
aufgegeben«, erwiderte Iwan Kunaritschew mit fester Stimme.
    »Dann wären Sie der erste, dem es gelänge, Garvin.«
    »Das glaube ich nicht. Retley hat es auch geschafft! Ich
habe ihn gesehen. Er kann sich frei bewegen.«
    »Das ist ein Irrtum. Ein Trugbild, um es genauer zu
sagen, Garvin. Was Sie von ihm sahen, war nur sein – Schatten. Den wirklichen
Retley gibt es nicht mehr. Er ist längst eine Puppe.«
    Ein Schauer lief über den Rücken des Russen. Er musste
sich eingestehen, dass es dem unsichtbaren Gegner gelungen war, ihn
systematisch zu verunsichern.
    »Noch zehn Schritte. Sehen Sie die nächste Tür. Garvin?
Dort ist die Endstation.«
    »Was geschieht, wenn ich mich weigere?«
    »Damit verzögern Sie nur, was Sie sowieso nicht
verhindern können. Ich würde es nicht darauf ankommen lassen!«
    Iwan sah die Tür am Ende des Kellerraums und näherte sich
ihr. Er musste sie nicht einmal öffnen – automatisch wich sie vor ihm zurück.
In dem großen dämmrigen Raum sah er an der linken Seite mehrere Nischen, in
denen Liegen, ein Tisch und ein Stuhl standen.
    Und er erkannte die Umrisse von Menschen.
    Mit angehaltenem Atem trat er näher, während ebenso leise
die Tür hinter ihm ins Schloss klickte.
    Die Öllampe in seiner Hand erlosch, als sei der Vorrat
genau berechnet gewesen. X-RAY-7 ließ die Lampe fallen. Klirrend zersprang der
Glaszylinder. Das Geräusch hallte wie ein Donnerschlag durch den unterirdischen
Raum, doch die Menschen auf den Stühlen und Liegen rührten sich nicht.
    Iwan schritt wie in Trance näher. Ein unheimlicher
Verdacht stieg in ihm auf. Er erreichte die erste Nische von etwa zwanzig
Quadratmetern. Nur die eine Wandseite fehlte. Man sah in diesen Wohnbezirk wie in ein Schaufenster
hinein. Und die Menschen – ausschließlich Männer – saßen wie Puppen darin.
    Im Schein der diffusen Lampen, die in den Ecken hingen
und alles in ein gräulich-blaues Licht tauchten, erkannte er den Mann, dem er
gegenüberstand. Es war – George Retley!
    »Retley?«, entfuhr es Iwan.
    Das Gesicht des FBI-Agenten war grau und leblos wie ein
Stein, er bewegte nicht einmal die Augen, seine Miene veränderte sich nicht.
Iwan schien er nicht wahrzunehmen, auch nicht, als dieser ihn berührte. Retleys
Haut fühlte sich warm und durchblutet an. Aber woher kam diese totenähnliche
Starre?
    George Retley saß auf einem Stuhl, der schräg zum Tisch
stand, auf dem ein Teller und unbenutztes Besteck lag.
    George Retley atmete, lebte – und lebte doch nicht. Es
war, als ob er nur auf einen Befehl warte, als ob jeder eigene Antrieb
erloschen sei.
    Iwan ging weiter – langsam, wie ein Besucher in einem
Wachsfigurenkabinett. Er schritt an den Nischen vorüber, sah bekannte und
unbekannte Gesichter und fand alle vermissten Agenten wieder, die so lange
gesucht wurden. Er stieß auf den Verbindungsmann der Engländer in Hongkong, auf
Gun Yat, er sah Rod Shanters, einen englischen Geheimagenten, Jho Fung, mit dem
er noch zuletzt zusammengesessen hatte ...
    »Jho Fung!«, stieß Iwan hervor.
    »So geht es einem Verräter. Er behauptete, nichts von
Ihrer Verbindung zu einem Mann namens Larry Brent zu wissen. Inzwischen haben
wir herausgefunden, dass er uns offensichtlich hinters Licht zu führen
gedachte. Er wurde zur Puppe.«
    Man wusste von seinem amerikanischen Freund? Demnach war
auch Larry Brents Leben in Gefahr.
    Zum ersten Mal seit Ausübung seines Berufes als PSA-Agent
fühlte Iwan Kunaritschew Angst und Resignation in sich aufsteigen. Diesmal
hatten sie es mit einem übermächtigen Gegner zu tun!
    Der Russe stand vor der unbewohnten Nische neben Jho
Fung. Der Chinese war bisher das letzte Opfer gewesen. Die andere Nische, war
sie ...
    Sofort ertönte die Stimme, als könne sein unsichtbarer
Beobachter Gedanken lesen.
    »Die ist für Sie, Garvin!« Die Worte waren noch nicht
verklungen, als sich die Ereignisse überstürzten.
    Iwan sah, dass mit Jho Fungs Schädel etwas nicht stimmte.
Eine Stelle auf dem Kopf

Weitere Kostenlose Bücher