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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mit ihm trieb.
    Der Russe schüttelte die Puppen mühelos ab. Doch sie
kamen immer wieder, erhoben sich, umringten und betasteten ihn von neuem, und
immer wieder fiel ihm die unverständliche Handbewegung auf, mit der sie ihn
berührten. Er gewann den Eindruck, dass sie sonst etwas in der Hand trugen,
etwas, das ihnen jetzt fehlte.
    Ständig schüttelte er sie ab, und sie kamen wieder –
zwanzig, dreißig an der Zahl. Jede hatte ein anderes Gesicht, keine glich der
anderen. Diese Puppen hatten ihre eigenen individuellen Züge!
    »Sie könnten stundenlang gegen sie anrennen, Garvin, und
doch würden Sie nichts ausrichten! Ihre Kräfte würden erlahmen, die der –
Puppen – nicht.« Die Stimme war zynisch und hart, nicht sehr laut, aber sie
übertönte das Gewinsel und Geplapper der zahllosen Stimmen, die die düstere
Umgebung mit einem gespenstischen, unheimlichen Leben erfüllten.
    Iwan Kunaritschew senkte den Blick. War die Stimme aus
der Gruppe der Puppen gekommen? Mechanisch wehrte er die Körper ab. Ein leises
Lachen ertönte.
    »Was Sie sehen, ist Ihr eigenes Schicksal, Garvin.« Die
Stimme klang eisig und unpersönlich. Sie konnte ebenso einem Mann wie einer
Frau gehören, denn sie war geschlechtslos, unpersönlich, geheimnisvoll.
    X-RAY-7 hob den Blick. Die Stimme füllte die Düsternis,
sie war überall und nirgends. »Ich weiß nicht, weshalb Sie sie mir auf den Hals
hetzen. Ich könnte sie einzeln zertreten, wenn ich wollte.« Iwan Kunaritschew
überging die Frage des Unsichtbaren.
    »Ich sagte schon, dass sie stärker sind. Sie würden
erlahmen. Spätestens bei der Hundertsten wären Sie am Ende Ihrer Kraft. Aber
das ist nicht der Sinn der Sache. Ich liebe diese Spielchen, verstehen Sie? Sie
sind ein ungewöhnlicher Typ, ein Mann, der nicht so schnell aufgibt, selbst
dann nicht, wenn es ihm an den Kragen geht. Doch Ihre Einstellung wird sich
ändern, davon bin ich überzeugt.«
    Ein leises, langgezogenes Pfeifen folgte.
    Iwan Kunaritschew glaubte, seine Augen spielten ihm einen
Streich. Die Puppen zogen sich auf dieses Signal hin zurück und erstarrten
schließlich in ihren Bewegungen.
    »Sehen Sie sich die Puppen einmal genau an, Garvin«,
sagte die zynische, unpersönliche Stimme. »Bald gehören Sie auch in diese Kette
von Wesen, die tot sind – und doch leben. Eine merkwürdige Vorstellung, nicht
wahr? Ich werde Sie fragen, wie Sie fühlen – wenn Sie eine Puppe sind. Nehmen
Sie die Lampe, Garvin! Nähern Sie sich dem Schacht. Es wird Sie doch sicherlich
interessieren, wer sich mit Ihnen unterhält, wer Sie in der Hand hat, nicht
wahr?«
    Iwan antwortete nicht.
    »So nachdenklich?« Der Frage folgte ein leises,
überhebliches Lachen. »Ich erkenne Sie nicht wieder, aber ich kann mir denken,
was in Ihnen vorgeht. Nun kommen Sie schon. Ich warte auf Sie, Garvin. Ich bin
nur wenige Schritte von Ihnen entfernt.«
    Iwans Blick versuchte, das rußige Schwarz über dem
Schacht zu durchbohren. Er glaubte, eine Bewegung zu erkennen, nahm flüchtig
die Puppe wahr, die langsam in die Tiefe zurückwich.
    Das Lachen kam von dort.
    Der Russe griff nach der Lampe.
    »Für einen Augenblick dachte ich, Sie hätten Angst,
Garvin.«
    Iwan näherte sich dem Schacht – die Lampe in der Hand.
»Sie täuschen sich. Wer sich versteckt, fürchtet meistens den Kampf von Mann zu
Mann. Auf eines dürfen Sie gefasst sein: Wenn ich Ihnen begegne, dann schlage
ich Ihnen mit der Öllampe den Schädel ein.«
    Ein Kichern war zu hören. »Sie sind nicht so schnell
kleinzukriegen, das habe ich gewusst. Aber ich erkenne auch, dass Sie Ihre Lage
unterschätzen. Sie ahnen nicht, wo Sie sich befinden. Dies ist das Ende der
Welt, Garvin. Das Ende Ihrer Welt.
Sie werden von nun an in ein anderes Dasein eintreten. Dagegen können Sie nicht
das Geringste tun!«
    Er erreichte den Schachteingang, ließ die Lampe kreisen,
um zu sehen, wohin der Weg führte. Der Russe sah seinen mächtigen, bizarren
Schatten an der dunklen, feuchten Wand.
    Obwohl Iwan auf alles gefasst war, konnte er doch im
Grunde nichts unternehmen, wenn es hart auf hart ging. Er war seinem
rätselhaften Gegner ausgeliefert. Doch er würde seine Haut so teuer wie möglich
verkaufen!
    Der Gewölbegang machte einen leichten Knick nach rechts.
X-RAY-7 vermisste weitere spöttische Bemerkungen seines rätselhaften Gegners,
der sich bis zu diesem Augenblick noch nicht wieder gemeldet hatte.
    Die Puppe, die der Russe kurz vor Betreten des finsteren
Ganges gesehen hatte, war auch

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