Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0311 - Am Todestag von Isabell

0311 - Am Todestag von Isabell

Titel: 0311 - Am Todestag von Isabell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Todestag von Isabell
Vom Netzwerk:
kennenlemte. Übrigens behauptete sie dasselbe auch von Ihnen.«
    »Da haben Sie es, Mister Cotton. Sehe ich etwa so aus. Oliver war der erste Mann in meinem Leben.«
    »Ich habe auf das ganze Geschwätz nicht sonderlich geachtet. Übrigens, um noch mal auf gestern Abend zurückzukommen, Sie waren es doch, die als Erste an der verschlossenen Tür ankam, hinter der sich Motley befand.«
    »Ich muss überlegen.« Sie kniff die Lider zusammen und runzelte die Stirn. »Ich war hier in meinem Zimmer, auf demselben Stuhl, auf dem ich jetzt sitze. Ich hatte eine furchtbare Angst. Als es auf meiner Uhr zwölf war, hielt ich es nicht mehr aus. Ich rannte hinaus und klopfte an die Tür. Ich hörte ein paar undeutliche Geräusche, und dann war es still. Ich muss wohl halb verrückt gewesen sein. Ich glaube, ich versuchte, die Tür mit bloßen Händen einzuschlagen. Dann war plötzlich Evelyn da und hielt mich davon zurück. Es war schrecklich. Sie erzählte mir, Oliver sei tot, und ich könnte nichts mehr daran ändern. Was danach geschah, weiß ich nicht mehr.«
    »Gestern aber haben Sie es anders dargestellt. Nachdem, was Sie mir jetzt sagen, könnte ihre Schwester gleichzeitig mit ihnen zur Stelle gewesen sein.«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe.
    »Ich glaube, sie war schon vorher da, aber ich bin nicht ganz sicher. Übrigens ist es kaum möglich, dass sie früher als ich zur Stelle war. Als ich den Schrei ausstieß, war sie jedenfalls da, aber ihr Zimmer ist weiter entfernt als das meine.«
    »Sie könnte ja noch früher da gewesen sein«, meinte ich.
    »Was sollte sie für einen Grund gehabt haben?«
    »Es gibt einen ausgezeichneten Grund dafür. Sie könnte ja an diesem Geschehnis beteiligt gewesen sein.«
    »Nein, Mister Cotton. Das ist unmöglich. Evelyn und ich sind sehr oft nicht derselben Meinung, aber dass meine Schwester eine Mörderin ist, würde ich niemals glauben. Außerdem sind diese ganzen Spekulationen nichtig. Die Tür war ja von innen verschlossen. Sie selbst haben sie auf gebrochen.«
    Das war ein Argument, dem ich mich beugen musste.
    Ich blickte auf die Uhr und fand, dass es an der Zeit war, mich zu verabschieden. Bevor ich ging, warf ich noch einen Blick auf die durch zwei Vorhängeschlösser gesicherte Tür des Mordzimmers.
    Ich weiß nicht mehr, was mich veranlasste, ein Vergrößerungsglas aus der Tasche zu ziehen und die Krampen, durch die der Bügel der Schlösser gesteckt worden war, unter die Lupe zu nehmen.
    Ich fand, was ich unbewusst erwartet hatte. Das Metall wies Spuren einer Zange auf und das Holz war leicht beschädigt, so, als ob jemand diese Krampen mit Gewalt herausgezogen habe. Wenn das stimmte, so musste es eine Person geben, die Grund gehabt hatte, in das Mordzimmer einzudringen.
    Warum? Ich hatte keine Ahnung.
    Wir hatten alles genauestens durchsucht, es konnte nichts geben, was uns entgangen war.
    Ich stand noch, die Lupe in der Hand, als hinter mir eine ironische Stimme sagte: »Na, G-man, schnüffeln Sie immer noch?«
    Hardman hatte sich getäuscht, als er sagte, Delory sei bereits wieder nach Hause gegangen. Er stand hinter mir und grinste höhnisch.
    »Das ist mein Beruf, Mister Delory. Dafür werde ich bezahlt, und ich muss sagen, dass mein Schnüffeln sich noch immer gelohnt hat.«
    »Ich habe geglaubt, Sie hätten den Fall auf gegeben«, meinte er.
    »Durchaus nicht«, antwortete ich. »Wir treten im Augenblick nur etwas kurz. Wir sind der Überzeugung, dass der Mörder, wenn man ihm genügend Spielraum gibt, sich selbst verraten wird.«
    »Das ist auch eine Möglichkeit«, sagte er. »Ich habe immer geglaubt, Mörder würden dadurch gefasst, dass man sie in die Enge treibt. Und ich bezweifele, dass es Ihnen je gelingen wird, Isabell in die Enge zu treiben. Geister haben die merkwürdige Gabe, einem stets durch die Finger zu rutschen.«
    »Menschen auch, wenigstens so lange, bis man sie endlich festhält. Übrigens habe ich heute einen Besuch bei Ihrer reizenden Schwester gemacht.«
    »Sie waren bei Eve?«
    »Ja, eigentlich wollte ich zu Ihnen, aber Ihr Schwesterchen hat mich für Ihre Abwesenheit reichlich entschädigt. Wir haben ein paar von ihren Special-Cocktails getrunken, und es war recht vergnügt. Sie hat mir alle möglichen, interessanten Sachen erzählt, zum Beispiel von dem Testament des Daniel Hardman und darüber, dass das Grundstück über eine Million wert ist.«
    »Glauben Sie ihr kein Wort, Mister Cotton. Es gibt keine größere Lügnerin als meine

Weitere Kostenlose Bücher