0312 - Ihn peitschte die Angst
innen zu. Sicher ist sicher.«
»Ja, das ist ein guter Gedanke.« Pembroke Adkinson zog bereits am Türgriff. Er sprang hinab auf die Straße und rief zu Edsmith hinauf:
»Blende auf, damit man ein bißchen mehr sehen kann!«
Edsmith nickte. Er zog die Tür zu und drückte den Knopf nieder, der die Tür von innen verriegelte. Das gleiche tat er auf seiner Seite. Erst danach griff er zum Schalter für Fernlicht. Auf gut hundert Yard wurde die Straße jetzt ausgeleuchtet. Weit vorn parkte ein dunkelblauer Lieferwagen ohne Licht unter der Laterne. Links stand ein alter Ford, ebenfalls ohne Lichter.
Während Edsmith seinen Blick umherschweifen ließ, stand Pembroke Adkinson auf der nächtlichen Straße. Er hörte das leise Knacken, als die Tür hinter ihm abgeriegelt wurde. Es war, als ob er nun aus ihrer Gemeinschaft ausgestoßen sei. Wolters, Constance und Edsmith saßen geborgen in der Sicherheit, die das verschlossene Auto gewährte. Er allein stand auf der verlassenen Straße.
Seine Hände waren feucht von Schweiß, der ihm aus allen Poren trat, obgleich er in der Kühle der Nacht leicht fröstelte. Zögernd tappte er drei, vier Schritte nach vorn. Die liegende Gestalt rührte sich nicht. Das rechte Hosenbein wies einen so stark hervortretenden Knick auf, daß es nur eine Folgerung geben konnte: Der Mann hatte den rechten Oberschenkel gebrochen.
Diese Erkenntnis scheuchte Adkinsons banges Gefühl auf einen kleinen Rest zurück. In seinem Traum hatte ein Gangster dort gelegen, aber in der Wirklichkeit wird sich ein Gangster nicht ein Bein brechen lassen, nur um möglichst echt nach »überfahren« auszusehen.
Trotzdem will ich vorsichtig sein, dachte Pembroke Adkinson. Und auf die Gefahr hin, daß mich Bruno auslacht, wenn er es sieht: Ich werde den Colt in die Hand nehmen. Es kann nicht schaden.
Er zog den 38er Colt aus der Halfter und machte weitere zwei Schritte auf die reglose Gestalt zu. Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zum Wagen. Als Adkinson die Gestalt erreicht hatte, sah er die große blutige Schramme auf der rechten Wange.
Er beugte sich vor.
Die Gestalt warf sich herum, der Mantel flog auseinander, die Maschinenpistole richtete sich empor. Adkinson war einen Sekundenbruchteil wie gelähmt. Eine eiskalte Faust schien sein Herz zusammenzupressen. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sich zwei Männer an, die beide vom anderen nicht erwartet hatten, daß er eine schußbereite Feuerwaffe in der Hand haben könnte.
Sie drückten fast im selben Augenblick ab. Adkinson vielleicht eine Viertelsekunde früher, denn es gelang ihm, zwei Schüsse abzufeuern. Dann mähte ihn die brutale Gewalt einer vollen Salve nieder.
***
Wenn bei mir nachts das Telefon klingelt und um keinen Preis aufhören will, kann ich ziemlich sicher sein, daß es die Zentrale ist und daß es irgendwo »brennt«. Ich rieb mir also die Augen, knipste das Licht an und tappte noch ein bißchen schlaftrunken ins Wohnzimmer. Auf meiner Uhr war es vierzehn Minuten nach drei. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich.
»Überfall auf einen Geldtransport der Bundespost. Es soll zwei Tote gegeben haben. Sie und Phil übernehmen den Fall. Weitere G-men zur Unterstützung können erst in ein oder zwei Stunden abgestellt werden. Phil haben wir schon angerufen. Er erwartet Sie an der gewohnten Ecke. Ende!«
Knack, sie hatten schon aufgelegt. Ich rieb mir noch einmal die Augen. Wenn so eine Nachricht auf einen hereinprasselt wie ein Wolkenburch, dann braucht ein noch halb vom Schlaf benommenes Gehirn ja ein paar Sekunden, bis es so eine Botschaft richtig verdaut hat. Aber dann waren meine Lebensgeister endgültig wach geworden.
***
»Hallo!« rief Phil, ließ sich auf den Sitz fallen und zog die Tür zu, als der Jaguar schon einen kräftigen Sprung nach vorn machte.
»Hallo, Phil!« erwiderte ich. »Weißt du, wo es hingeht?«
»Haben Sie es dir nicht gesagt?«
»Nein. Offenbar hatte es die Zentrale eilig. Sie sagten nur, daß du schon unterrichtet wärst.«
»Nach Norden.«
Phil beschrieb die Lage und den genauen Ort des Überfalls. Ich nickte, trat das Gaspedal noch ein bißchen tiefer durch und konzentrierte mich in den nächsten zehn Minuten aufs Fahren. Erst auf den letzten dreihundert Yard ging ich mit der Geschwindigkeit herunter. Und als ich um die Ecke in die schmale Seitengasse einbog, trat ich abrupt in die Bremse.
Die Gasse war vollgestopft von Autos und Leuten. Etwa die Hälfte der Anwesenden waren uniformierte
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