0312 - Mumienfluch
mehr kommen, dann bitte ich, Zamorra anzurufen. Denn dann ist er der Einzige, der das Monstrum, das hier sein Unwesen treibt, noch stoppen kann. Sicherheitshalber schreibe ich Ihnen seine Telefonnummer auf. Ich hoffe, daß diese in aller Diskretion behandelt wird!«
»Sie können sich auf mich verlassen!« sagte Doktor Halak und erhob sich. Den Triumph in seiner Stimme bemerkten die Freunde nicht. Noch einige höfliche Worte und Redewendungen, dann verließen sie das Büro. Als sie die Straße überquerten und hinüber zu dem Boot gingen, mit dem sie über den Nil setzen sollten, fiel ihnen ein Mann in einem hellen Anzug besonders auf.
»Mich laust der Affe!« stieß Carsten Möbius hervor. »Dieser Doktor Halak hat in Luxor einen Doppelgänger!«
»Unmöglich!« brummte Michael Ullich. »Die Ägypter sehen doch alle gleich aus. Hochgewachsen, braungebrannt, schwarze Haare und glutvolle Augen. Wie willst du da einen Unterschied feststellen?«
»War nur so eine Idee!« lenkte Carsten Möbius ein. »Ich habe mich bestimmt geirrt. Denn Doktor Halak haben wir eben erst verlassen und einen Doppelgänger kann ich mir nicht vorstellen!«
Die Worte »Sind Beschädigungen an den Königsgräbern zu erkennen, Doktor Halak!« vernahmen die Freunde nicht mehr.
Denn das Gesicht des Doktor Halak in dem Büro wurde eben grauenvoll verändert…
***
»Paß auf, daß du nicht abrutscht, Gwendolyn. Hier geht es steil runter!« klang die Stimme des hochgewachsenen Mannes in der weißen Tropenkleidung. Er war schlank und drahtig gebaut, hatte ein ebenmäßig-offenes Gesicht, das durch einen Oberlippenbart männlich betont wurde.
Seine Begleiterin, die hinter ihm die steilen Felsen, die hinab ins Tal der Könige führt, hinunter kletterte, hatte im Gegensatz zu seinen hellen Haaren, die ziemlich kurz geschnitten waren eine lange, rötlich schimmernde Mähne, die sie jetzt durch ein Stirnband gebändigt hatte. Sie trug helle Shorts und eine offene Bluse, die mehr ihre weiblichen Formen zeigten als verbargen. Gwendolyn Wilson wußte von der Wirkung, die sie auf Männer hatte. Obwohl Bruce Mander und sie seit Jahren zusammen lebten, achtete sie doch auf ihre Eigenständigkeit. Er akzeptierte das und paßte sich an.
Bis jetzt hatte das ganz vorzüglich geklappt. Gemeinsame Interessen sorgten dafür, daß sie trotz gelegentlicher anderer Bekanntschaften immer zusammen blieben. Eine gemeinsame Leidenschaft von beiden war die Ägyptologie. Sie interessierten sich brennend für die Welt der Pharaonen und das hatte sie schon in den letzten Tagen ihres College-Besuches zusammen geführt.
Sie waren Amerikaner aus Cincinatti, arbeiteten beide in gutbezahlten Jobs und konnten sich beide Reisen dieser Art leisten. Geld spielte bei ihnen eigentlich keine Rolle und sie besaßen ein gehöriges Stück Wagemut gepaart mit einer lockeren Dreistigkeit, die alle Amerikaner besitzen.
Eigentlich hatten sie ihr Besichtigungsprogramm im Tal der Könige schon abgespult und wollten mit ihrem Range-Rover weiter nach Assuan und Abu-Simbel. Doch dann hörten sie von den Vorgängen im Tal der Könige. Als sie vernahmen, daß in dieser Nacht sich niemand fand, der das geheimnisvolle Tal bewachen wollte, brüteten beide einen besonderen Plan aus.
Beide fühlten sich auf unwiderstehliche Weise von Tut-anch-Amun angezogen. Sie wollten noch einmal, wenn niemand dabei war, in das Grab und hier ohne den Streß des Touristenbesuches den Anblick der Grabkammer und des goldenen Sarkophages auf sich einwirken lassen.
Da die Straßen zum Tal der Könige durch Polizeieinheiten abgeriegelt waren, nahmen sie den beschwerlichen Weg über die schroffen Berge, von denen das Tal eingeschlossen war. Hinter dem Totentempel der Pharaonin Hatschepsuth entdeckten sie einen schmalen Ziegenpfad, den man mit etwas Mut auch ohne Bergausrüstung gehen konnte. Nun waren sie bereits am Abstieg hinunter ins Tal. Von oben sah hier alles überhaupt nicht mehr romantisch aus. Die Eingänge der Gräber waren schmucklos und die barackenartigen Häuser für das Wachpersonal und die Bedürfnisse der Touristen waren schmucklos und einfach.
Das Tal der Könige wirkte so tot wie in den Tagen der Pharaonen, als die Zugänge von Speerträgern der nubischen Leibgarde bewacht wurden. Daß vor dem Wächterhaus ein Jeep stand, nahmen die beiden Amerikaner nicht weiter zur Kenntnis. Sie ahnten nicht, daß Michael Ullich und Carsten Möbius es sich im Inneren des Wächterhauses bequem gemacht hatten. Die
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