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0312 - Mumienfluch

0312 - Mumienfluch

Titel: 0312 - Mumienfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Trick, auf den ich jemals reingefallen bin!«
    Bruce Mander schob die am ganzen Körper wie Espenlaub zitternde Gwendolyn hinter sich.
    »Wir sind Wissenschaftler!« raunte er ihr zu. »Was immer das hier ist und wie es entstehen konnte. Wir werden es erforschen. Großer Gott, Gwendolyn. Vielleicht stehen wir an der Schwelle zum Ewigen Leben!«
    »Das stehen wir ganz sicher!« stieß Gwendolyn hervor. »Denn wir stehen an der Schwelle des Todes. Und der Tod ist der Beginn des Ewigen Lebens!«
    »Vielleicht waren die Pharaonen damals gar nicht tot. Vielleicht schliefen sie nur und die Priester legten sie in ihren Särgen in Kälteschlaf. Dieser hier ist erwacht und hat sich in diesem Grab verborgen. Ich will es ergründen!«
    »Ergründe es morgen am Tage. Nicht in der Nacht. Da sind die Toten am stärksten!« Gwendolyn kreischte fast vor Angst. Sie wich in den hintersten Winkel der Grabkammer zurück.
    »Ich werde es wagen, die lebende Mumie zu erforschen!« sagte Bruce Mander mit fester Stimme. »Die Erkenntnis über den Tod… sie verleiht meinem wissenschaftlichen Ruhm Unsterblichkeit!«
    »Die Unsterblichkeit des Grabes wird sie dir verleihen!« flüsterte Gwendolyn mit banger Ahnung. Ihre Knie waren wie aus Gummi. Sie hielt sich mit Mühe aufrecht. Der Schock lähmte sie so sehr, daß sie es nicht wagte, auch nur einen Schritt weiter zu gehen weil sie fürchtete, daß ihre Beine den Dienst versagten.
    Gwendolyn versuchte, sich an der in hellen Farben bemalten Wand des Grabes einen Halt zu verschaffen. Fast ohnmächtig vor Furcht mußte sie das Drama mit ansehen, das sich nun anbahnte.
    Bruce Mander stellte sich der Mumie mitten in den Weg.
    »Ich grüße dich, hoher Pharao, der du mit der Totenbarke des Osiris in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt bist!« hörte sie Bruce Mander in Altgriechisch reden. Sie hatten beide einige Semester Vorlesungen über die alten Sprachen gehört und verstanden leidliche Sätze zu bilden. Da man von der Sprache des alten Ägypters nur die Schrift, nicht aber den Tonfall kennt, war es unmöglich, die Mumie in seiner eigenen Sprache anzureden. Sie wußten, daß an den Höfen des Pharaonen des Neuen Reiches die Achäer, die gegen Troja gekämpft hatten und die Männer von Kreta aus dem Reich des König Minos Söldnerdienst taten. Es war zu vermuten, daß der tote Pharao diese Sprache verstand. Bruce Mander wollte ihn in aller Würde des einstigen Herrschers willkommen heißen.
    Die lebendige Mumie gab ihm keine Antwort. Sie kam nur langsam und unbeirrt auf ihn zu. Die Arme waren leicht erhoben. Bruce Mander erkannte nicht, daß die Finger in der Höhe seines Halses wie die Krallen eines Raubvogels immer näher kamen.
    Denn das Erheben der Hände war im alten Ägypten eine Art der feierlichen Begrüßung. Vielleicht war die Mumie stumm.
    »Gib mir ein Zeichen, Hoher Pharao, wenn du meine Worte hörst!« sagte Mander. Keine Reaktion. Nur das langsame Näherkommen der unheimlichen Gestalt.
    »Alsogut, Boys. Ihr habt euren Spaß gehabt!« sagte Mander im Alltagston. »Wo ist die versteckte Kamera?«
    Das waren Bruce Manders letzte verständliche Worte. Denn in diesem Moment hatte ihn die Mumie erreicht. Schneller, als es vorher den Anschein hatte, griff der tote Körper zu.
    Dürre, fleischige Finger legten sich um den Hals des Amerikaners. Ein Griff wie ein Schraubstock, ein angstvoll hervorgestoßenes Krächzen - dann sackte Bruce Mander zusammen.
    Die lebende Mumie öffnete ihre Finger und ließ das Opfer fallen. Über den toten Körper hinweg ging sie langsam mit erhobenen Händen auf Gwendolyn Wilson zu.
    Aus den leeren Augen des toten Wesens sah die Amerikanerin die gräßliche Larve des Todes grinsen.
    Gwendolyn Wilson schrie und schrie…
    ***
    Professor Zamorra hatte absolutes Pech. Die Maschine auf dem Flughafen in Lyon mußte wegen eines technischen Defektes am Leitwerk aus dem Verkehr genommen werden. Mit dem Direktflug nach Kairo war es vorbei.
    Mit steinernster Miene hörte sich der Meister des Übersinnlichen das »aufrichtige Bedauern« der französischen Fluggesellschaft an. Aber er sah ein, daß es besser so war. Wenn die Maschine über dem Mittelmeer abstürzte, hatte er auch keine Chance mehr, rechtzeitig nach Luxor zu kommen.
    Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, den alten Stephan Möbius über die Lage in Kenntnis zu setzen. Der hätte ihm sicher die »Albatros«, den Privat-Jet des Konzerns, zur Verfügung gestellt. Aber es war sicher besser, den alten

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