0312 - Mumienfluch
bestimmt!«
Mit diesen Worten nahm er das Amulett, das er meistens an einer unzerreißbaren Kette um den Hals trug, ab. Einige Sekunden flüsterte er Merlins Stern Gedankenbefehle zu. Dann warf er das Amulett hoch in die Luft.
Doch der Stern von Myrryan-ey-Llyrana fiel nicht zu Boden, sondern begann zu schweben. Grünliches Licht, das von der Silberscheibe abgestrahlt wurde, ließ die Fährte der Mumie erkennen, die wie ein schwarzes Muster schnurgerade durch die Wüste nach Norden führte.
»Das Amulett wird die Mumie finden!« sagte der Meister des Übersinnlichen. »Es ist immer noch im Dienst des Guten. Achte auf Dörfer und Siedlungen am Rande unseres Weges!« trug er Carsten Möbius auf. »Wer weiß, wie lange unsere Kamele durchhalten. Denn die Kräfte der Mumie sind unbegrenzt… !«
***
»Ich bin Gwendolyn Wilson. Ich bin Amerikanerin. Ich verlange eine Erklärung für das, was hier mit mir geschieht!« stieß das Mädchen hervor. Die Skelettkrieger des Montagne waren fort und nach einiger Zeit erwachte sie aus ihrer Lethargie.
Michael Ullich erklärte ihr die Situation, so gut es ging.
»… um die Mumie zu beleben, wird er dir das Blut abzapfen und dir das Herz herausnehmen!« beendete er seinen kurzen Vortrag in schonungsloser Offenheit. »Aber keine Angst, Mädchen. Er hat nichts gegen dich und es wird sicher schnell gehen. Mit mir dagegen hat er einige ganz andere Sachen vor!«
»Aber ich will nicht sterben. Ich will weg hier. Ich zahle jeden Preis!« jammerte das Mädchen laut. Erst jetzt begriff sie, daß dies alles die harte Wirklichkeit war und niemand sich einen Scherz daraus machte, sie gehörig zu ängstigen.
»Leonardo de Montagne lacht über Geld!« sagte Michael Ullich düster. »Der Teufel verfügt über alle Reichtümer dieser Erde. Der ist nicht zu bestechen. Wenn uns Professor Zamorra hier nicht findet, sind wir verloren!«
»Dieser seltsame Parapsychologe, der so interessante Bücher schreibt und Zeitungsartikel über die Welt des Jenseits veröffentlicht. Den sie den Meister des Übersinnlichen nennen?« fragte Gwendolyn lebhaft.
»Ja, den meine ich!« sagte Michael Ullich. »Wenn er uns findet, holt er uns hier raus. Denn er besitzt das Amulett Merlins, vor dem auch die Höllendämonen die Flucht ergreifen. Er ist ganz sicher auf dem Weg hierher!«
Michael Ullich wagte nicht, ihr zu sagen, daß Professor Zamorra nach seinem Ermessen noch gar nicht in Ägypten sein konnte.
»Dann können wir noch hoffen?« fragte Gwendolyn.
»So lange wir leben, ist immer Hoffnung!« erklärte Michael Ullich. In diesem Moment fuhr eine Flamme zwischen ihnen empor.
»Ein Höllentor. Hier hat sich ein Höllentor geöffnet!« schrie Michael Ullich wild und riß an seinen Ketten.
Die Flamme erlosch so schnell, wie sie aufgeschossen war. Doch was sie zurück ließ, war grauenerregend genug. Denn die drei Männer, die dort standen, wo vorher die Flamme war, gehörten garantiert nicht in ihre Welt.
Der hochgewachsene Mann in der Mitte hatte das Gesicht eines Raubvogels mit stechenden Augen. Das schulterlange Haar und der dünne, schwarze Bart waren nach der Mode der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Er trug eine rote Robe und einen breitkrempigen Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte.
Die beiden Männer an seiner Seite waren kräftig gebaute, vierschrötige Gesellen, deren Gesichter unter schwarzen Masken verborgen waren. Die Geräte auf dem Tisch, der ebenfalls mit heraus gekommen war zeigte an, welcher Tätigkeit sie nachgehen wollten.
Es waren Foltergeräte aus der Zeit der Hexenjagden. Und die beiden Maskierten waren ganz sicher die Folterknechte.
»Leonardo de Montagne hat uns aus dem Höllenfeuer nach oben gesandt, damit wir dort unser Geschäft wie in alten Zeiten verrichten!« sagte der Mann in der roten Robe. »Diese Frau dort ist zweifellos die Hexe.«
»Nein! Wahnsinn!« kreischte Gwendolyn und bäumte sich in den Ketten auf. »Ich bin keine Hexe. Was soll der Mummenschanz? Wer sind Sie überhaupt?«
»Du leugnest also, eine Hexe zu sein und mit dem Teufel Buhlschaft zu treiben?« sagte der Mann in der roten Robe mit sadistischer Freundlichkeit. »Nun, das werden wir feststellen, wie es seit jeher der Brauch war. Matthew Hopkins hat noch jede Hexe überführt!«
Michael Ullich stieß einen lauten Schrei aus. Er hatte von diesem Matthew Hopkins in Dorset bereits genug gehört, wo sein Name bis in die heutigen Tage wie ein Fluch ausgesprochen wird. Er war der grausamste
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