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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ein gequälter Schrei hallte durch Ginas Bewußtsein, und der Fremde wich zurück in den Wohnraum. Gina sah, wie er sich in Richtung Fenster verflüchtigte, auflöste wie eine Rauchwolke.
    Zitternd stand sie da, lehnte sich ans Treppengeländer und merkte erst nach ein paar Minuten, daß sie völlig nackt hier draußen stand.
    Wenn jetzt jemand die Treppen herauf oder herunter kam… Gina war alles andere als prüde, sie zeigte sich sehr gern freizügig und genoß bewundernde Männerblicke auf ihrer nackten Haut, aber für alles gab es Grenzen. Sie wollte noch längere Zeit hier wohnen, und die spießbürgerlichen Nachbarn mochten auf allerlei dumme Gedanken kommen …
    Zögernd betrat sie ihre kleine Wohnung wieder, schloß die Tür hinter sich ab und lehnte sich dagegen. Sie atmete tief durch. Geschafft… Langsam tastete sie sich ins Wohnzimmer vor. Der Schaukelstuhl bewegte sich längst nicht mehr. Vorsichtig sah Gina aus dem Fenster. Neun Stockwerke tiefer war die Straße. Sie war leer.
    Kein Wunder, um diese Zeit kehrten höchstens ein paar Zecher aus den benachbarten Gaststätten heim.
    Von einem Fassadenkletterer, der sich hier blitzschnell abgeseilt hatte, war auch nichts zu sehen. Dennoch mochte es sein… überlegte Gina, die verzweifelt nach einer logischen Erklärung suchte.
    Wieder atmete sie tief durch. Sie schloß beide Fenster sorgfältig, ging zum Bett zurück und raffte die Decke hoch, um sich wieder darin einzurollen. Die Müdigkeit sprang sie an wie ein wildes Tier.
    Von einem Moment zum anderen war Gina eingeschlafen. Und diesmal schlief sie fest und traumlos.
    So lange, bis das morgendliche Sonnenlicht sie weckte.
    ***
    Bodo von Geyerstain befand sich wieder in der Ruine, in der auf geheimnisvolle Weise mehr intakt war, als es den Anschein hatte. Mit seinem Freiwerden waren auch geisterhafte Kavernen entstanden, die vielleicht in eine andere Welt ragten. Burg Geyerstain bestand wieder, aber in anderer Form als vor Jahrhunderten…
    Der Blutgraf ballte die Fäuste. Er riß sich den Helm vom Kopf und warf damit nach einem der beiden Geierskelette. Der knöcherne Vogel flatterte erschreckt auf und gab ein durchdringendes Krächzen von sich. Der Blutgraf tastete nach seinem Kopf. Der begann sich langsam wieder zu stabilisieren.
    Ein paar Augenblicke länger in der kleinen Wohnung unter dem Einfluß des silbernen, geweihten Kruzifixes über der Tür, und Bodo von Geyerstain wäre völlig zerflossen…
    Er hatte das Mädchen gefunden, das blonde, das ihm so besonders gefiel – die beiden anderen würde er später auch noch bekommen, aber zuerst die Blonde. Die drei Mädchen erinnerten ihn an jene, deren Körper er vor seinem gewaltsamen Tod nicht mehr hatte genießen können. Er wollte dies nunmehr nachholen. Und danach begann seine Rache an den Nachfahren jener, die ihn getötet hatten.
    Er hatte die Blonde gefunden, aber was nützte ihm das? Er hatte fliehen müssen. Die Macht des Kruzifixes war stärker gewesen als er. So konnte er nur versuchen, das Mädchen zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort, in seine Gewalt zu bringen.
    Nun, falls das Mädchen nicht begriffen hatte, weshalb er weichen mußte und sich fortan deshalb mit einem am Körper getragenen Kruzifix vor seinem Zugriff schützte, konnte das nicht allzu schwierig sein. Bodo von Geyerstain waren wenige Grenzen gesetzt. Er war nicht auf die Nacht angewiesen, um zu spuken. Er materialisierte sich auch am hellen Tag, im Licht. Es schadete ihm nicht.
    »Bald«, murmelte er. »Bald habe ich euch…«
    Und seine Hände schossen wie Klauen vor, die sich um einen unsichtbaren Körper krallten. Die beiden Skelett-Geier krächzten höhnisch.
    ***
    Am nächsten Tag war da nur eine verschwommene Erinnerung.
    Gina wußte nicht mehr genau, ob da wirklich ein unheimlicher Mann in ihrem Zimmer gewesen war, oder ob das nur zu ihren Alpträumen gehörte. Wahrscheinlich letzteres, überlegte sie. Sie sah noch einmal aus dem Fenster. Da kam selbst der geschickteste Fassadenkletterer nicht hinauf, auch nicht mit Seil und Steigeisen, weil es keine Möglichkeit gab, das Seil irgendwo zu befestigen. Demzufolge mußte es ein Stück Alptraum sein…
    »Nun ja«, sagte sie leise. »Die Nachwirkungen von gestern… der Teufel soll die Ruine holen.«
    Das Telefon schrillte. Sorrya meldete sich. »Hast du schon mal aus dem Fenster gesehen? Die Sonne scheint so prächtig… was hältst du davon, wenn wir den Fluß unsicher machen und die Fische

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