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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mehr zu befreien, es sei denn, sein Verbündeter, der Teufel, half ihm die eisernen Ketten aufzusprengen. Aber Walther ließ noch mehr tun.
    »Da du so ein Freund fremdländischer Aasvögel bist, Bluthund, werden wir die beiden Geier zu dir, sperren, aber im Gegensatz zu dir dürfen sie sich frei bewegen. Weißt du, irgendwann wird der Hunger sie dazu treiben, daß sie nicht erst darauf warten, bis du tot bist…«
    Der Schlüssel wurde mehrmals herumgedreht, die Tür verrammelt und verriegelt. Bodo von Geyerstain war mit sich und den beiden Geiern allein.
    »Verflucht sollt ihr sein«, kreischte er. »Ihr werdet meiner Rache nicht entgehen! Ihr nicht und auch eure Nachfahren nicht! Ich finde und zerdrücke euch wie die Wanzen, so wahr mir der Teufel helfe!«
    Und der Teufel kicherte.
    »’s wird ein wenig schwierig, mein lieber von Geyerstain«, sagte er. »Es ist mir nicht gegeben, deine Ketten zu lösen. Dinge gibt’s, die kann ich nicht, weil auch mir Grenzen gesetzt sind. Aber ich werde für deine Seele ein besonderes Plätzchen aussuchen. Aber halt – nein. Das geht ja nicht… du hast einen Fluch gesprochen. Wie bedauerlich!«
    »Was heißt das, Herr Asmodis?« keuchte Bodo.
    »Ach, weißt du… in der Hölle ist es schön warm. Manche verlorenen Seelen behaupten zwar steif und fest, es sei zu heiß. Aber ich finde es da sehr gemütlich. Hier dagegen ist es kalt. Entsetzlich kalt. Dieses Gewitter hat die Steine abgekühlt, und der Sommer ist auch schon vorbei. Du wirst ganz schön frieren in deinen letzten Tagen. Und deine Seele wird auch ganz schön frieren hier in diesem kalten Gemäuer. Schade, daß du nicht in die Hölle kannst.«
    »Nicht in die Hölle«, hechelte Bodo. »Das heißt, Ihr befreit mich doch, Herr Asmodis? Dankbar werde ich weiterhin Böses tun…«
    »Du und dankbar – da lachen ja die Fledermäuse«, sagte der Teufel. »Übrigens bin ich nicht Asmodis, sondern nur einer seiner Unterteufel. Der Herr Asmodis kann sich ja schließlich nicht um jeden läppischen Kleinkram selbst kümmern, nicht wahr? Aber um auf das Thema zurückzukommen: du hast einen Fluch ausgesprochen. Das geht vor allem anderen. Der Fluch muß erst erfüllt werden, ehe du in die warme Hölle kommst.«
    »Was heißt das?« keuchte der Graf.
    »Ganz einfach. Deine Seele wird hier gebannt sein, bis man dich dreimal beim Namen ruft und dein Erscheinen fordert. Dann mußt du deine Rache ausführen. Erst danach ist’s vorbei.« Er kicherte.
    »Aber das ist ja teuflisch«, schrie Bodo.
    »Natürlich. Alles in und an der Hölle ist teuflisch. Hattest du etwas anderes erwartet? Übrigens muß ich dich jetzt allein lassen. Ich werde von anderswoher gerade beschworen.«
    »He!« schrie Bodo gellend. »Schaff mir wenigstens die verdammten Geier vom Hals!«
    »Keine Feier ohne Geier«, spöttelte der Teufel. »Vielleicht komme ich noch mal zurück, wenn ich zwischen der Beschwörung und deinem Tod ein wenig Zeit habe.« Und er stampfte mit dem Pferdefuß auf, blies Bodo von Geyerstain eine Schwefelwolke entgegen, die selbst die Geier noch betäubte, und verschwand mit Blitz und Donnerschlag.
    ***
    Walther und Hinrich ließen die Burgfeste Geyerstain niederbrennen.
    Nur einige Mauerreste blieben übrig – und das Burgverlies. Die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte vergingen. Kaum jemand kümmerte sich noch um die Burg. Als Touristenattraktion war sie ungeeignet, weil zu wenig stehengeblieben war. Unkraut umrankt und überwuchert stehen die Mauerreste heute noch hoch oben über dem Dorf am Berghang. Irgendwann entsann sich jemand der Geschichte, las Einzelheiten in der Dorfchronik nach und ließ eine Tafel vor der Ruine anbringen, die die wichtigsten Daten und Ereignisse in Stichworten aufzählte. Schließlich mochte es ja einmal im Jahr geschehen, daß jemand sich nach hier verirrte, um sich die Ruine anzusehen.
    Selbst die Hölle hatte den Blutgrafen schon vergessen…
    Aber sein Fluch schwebte immer noch in den unheiligen Mauerresten…
    ***
    »Wer war dran?« fragte Zamorra, Burgherr des Château Montagne im Loire-Tal und Professor für Parapsychologie. Er studierte den Stapel Zuschriften von mehr oder weniger begeisterten Lesern seines letzten Buches über parapsychische Phänomene, Erscheinungen und Hilfsmittel gegen dieselben. Hin und wieder schüttelte er den Kopf, manchmal kam er ins Schmunzeln oder murmelte einen Kommentar. Zwischendurch nahm er winzige genießerische Schlucke des köstlichen Rotweins, der auf seinen

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