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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herum.
    Unmittelbar hinter ihr stand der Unheimliche, dessen kantige Gesicht im hellen Sonnenlicht lag.
    Sorrya schrie auf.
    Sie begriff nicht, wie der Mann so lautlos hatte erscheinen können.
    Aber war einer Spukgestalt nicht alles möglich?
    »Ganz ruhig«, teilte der Blutgraf sich ihr drohend mit. Seine Hände schossen wie Raubtierpranken vor, packten die wie gelähmt dastehende Sorrya. Jetzt schrie auch Lory. Sorrya schlug um sich, versuchte sich loszureißen. Stoff ratschte. In Sorryas leichtem Kleid entstand ein langer Riß. Das Mädchen nutzte die Chance, warf sich mit einem weiteren Ruck vorwärts und begann zu laufen. Das zerrissene Kleid blieb in den Händen des Unheimlichen zurück. Der schleuderte es zur Seite.
    Er sprang aus dem Stand drei Meter weit.
    Sorrya konnte er damit nicht mehr erreichen. Sie war auch nicht sein Ziel, sondern die völlig überraschte Lory. Beide stürzten zu Boden. Der Blutgraf preßte ihr die Arme an den Körper. Lory trat zu, aber der sonst so wirksame Tritt richtete bei dem Unheimlichen nichts aus. Er rollte das Mädchen auf den Bauch, zwang ihr beide Arme auf den Rücken und umklammerte die Gelenke mit einer Hand wie mit einer Stahlklammer. Keine Chance für die schwarzhaarige Lory, sich zu befreien. Der Blutgraf sprang auf und riß das aufschreiende Mädchen mit hoch. Der Blutgraf, der jetzt wieder schwebte und immer noch keinen Schatten warf, zog Lory mit einem Ruck an sich und löste sich mit ihr zusammen auf.
    Er versetzte sich mit ihr zum Eingang in sein Reich.
    Und löste die Falle aus.
    ***
    Der Teufel, der zu Bodo von Geyerstain gesandt worden war, um diverse Dinge klarzustellen und Forderungen auszusprechen, war tatsächlich vor Zamorras Amulett geflohen. Er hatte seine Nähe gespürt und war verschwunden. Er fürchtete es.
    In der Hölle wurde er deshalb ungnädig empfangen. Einer der beiden direkten Unterführer des Fürsten der Finsternis reckte sich vor ihm hoch. Die Silbermaske vor dem Gesicht des Mannes verriet nicht, was sein Gesicht ausdrückte. Aber Magnus Eysenbeiß, vormals Inquisitor in einer anderen Welt, war erbost.
    »Solltest du nicht ein Mädchen als Tribut mit zurückbringen? Das blonde Mädchen für Leonardo deMontagne? Du bist ein Versager?«
    Der Teufel krümmte sich. Er wagte es nicht, Leonardos Vasall zu sagen, was er von diesem Emporkömmling hielt. Eysenbeiß war ein Außenseiter in der Hölle, war noch nicht einmal gestorben oder dämonisch geworden. Er war nur einfach böse und dabei ein Mensch, der jetzt wie ein Teufel in der Hölle lebte. Aber er besaß als linke Hand des Fürsten Macht, viel Macht.
    Die rechte Hand des Fürsten der Finsternis war ebenfalls ein Mensch, ein Mongole, der aber seltener in Erscheinung trat und sich dann auch nicht so aufspielte wie Eysenbeiß.
    »Du bist vor Zamorras Amulett geflohen? Narr«, zischte Eysenbeiß. »Hast du nicht selbst noch deine Beobachtung übermittelt, daß der Trogo-Zauberer-Talisman das Amulett hemmt und auch Gryfs Druidenkraft blockiert? Und vor einem nutzlosen Amulett bist du geflohen? Die Himmel sollen dich verschlingen, du Anfänger!«
    Von seinen eigenen Niederlagen schweigt er vorsichtshalber, dachte der kleine Teufel erbost. Aber was konnte er schon gegen Eysenbeiß ausrichten? Er konnte sich beschweren, bei Leonardo selbst.
    Der kümmerte sich nicht darum. Die nächste Instanz war dann Lucifuge Rofocale. Satans Ministerpräsident. Aber der kümmerte sich erst recht nicht darum, ob einem kleinen Teufel der dritten Garnitur Unrecht geschah. Es ging das Gerücht, daß Lucifuge selbst dem großen Asmodis – dreimal ungeheiligt sollte sein Name sein – kurz vor dessen Verbannung aus der Hölle noch angedeutet habe, auch für seinesgleichen müsse ein wenig »Hölle« bei der Arbeit sein.
    So mußte der Teufel schlucken, daß ein Versager den anderen schalt.
    »Du wirst unverzüglich in Geyerstains Jenseitswelt zurückkehren und das Mädchen herbeischaffen! Leonardo wartet bereits, und er ist ungeduldig! Hebe dich hinfort, Nichtswürdiger!«
    Und Eysenbeiß sandte den Teufel mit einem gewaltigen Tritt unter die Schwanzwurzel wieder auf die Reise.
    ***
    »Aber hallo«, murmelte Gryf. Das Heulen konnte nur von jemandem stammen, der in die magischen Sperren geraten war. Und das wiederum konnte nur einer sein: Der Blutgraf.
    Gryf pfiff leise durch die Zähne. Er hoffte, daß die Sperren den Blutgrafen entscheidend schwächten. Er nahm den Silberstab und zog ihn zu seiner vollen Länge

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