0313 - Der Blutgraf erwacht
als Knochen von ihm übriggeblieben!
Oder – nur kurz durchfuhr sie der Gedanke – hatte die kurze Zeit, in der er ohne seinen kräftigen Talisman Gryfs Angriffen ausgesetzt war, gereicht, seinen neuen Körper in Verwesung übergehen zu lassen?
Was tot war, bleibt tot und gehörte ins Grab!
Nur wollte der Blutgraf nicht ins Grab zurückkehren, denn das bedeutete für ihn die endgültige Höllenfahrt!
Er lachte höhnisch.
»Auch du entgehst mir nicht, Schwarze«, rief er, drehte sich und war in der Drehung mit dem Mädchen verschwunden.
Er brauchte die beiden von Gryf weißmagisch versiegelten Fixpunkte nicht. Er konnte auch einen anderen Weg in die Dimension seiner Burg nehmen, nur war dieser Weg umständlicher und kräftezehrender.
Aber neue Kräfte lieferte ihm Trogo, der Ex-Zauberer und jetzige spinnenförmige Talisman.
Jetzt brauchte er nur noch die Rothaarige.
***
Nicole hatte die Kampfgeräusche und das Schreien ebenfalls gehört.
Angespannt lauschte sie. Solange sie nur den Blutgrafen toben hörte, sah sie keinen Grund, sich um das Geschehen zu kümmern. Außerdem wollte sie Zamorra, solange er bewußtlos war, nicht unbedingt ungeschützt hier liegen lassen.
Aber dann war es Gryf, der schrie, und abrupt waren Schreie und Kampfgeräusche beendet.
Nicole vereiste innerlich.
Da war etwas nicht so verlaufen, wie es sollte. Mit jähem Entsetzen erinnerte sie sich, daß Gryfs Para-Kräfte ebenso wie Zamorras Amulett stark behindert, wenn nicht sogar völlig blockiert wurden.
Wie sollte er da eine Chance gegen den Wiedergänger haben?
Nicole warf einen Blick auf Zamorra, dann sprang sie auf. Sie umklammerte das Amulett. Wenn es vielleicht auch seine magische Kraft nicht entfalten konnte, so konnte sie es immer noch als Schlagwaffe benutzen.
Vielleicht war es ihr auch möglich, mit dem Amulett zum FLAMMENSCHWERT zu verschmelzen…
Sie spurtete los, in der Hoffnung, daß der Blutgraf die Lage nicht erkannte und Nicoles Abwesenheit dazu benutzte, über den bewußtlosen und wehrlosen Zamorra herzufallen und ihn zu töten.
Immerhin hatte dieser sich ja schon im ersten Kampf als des Blutgrafen Feind zu erkennen gegeben. Und in jener Zeit, aus der Graf Bodo stammte, war es üblich, Feinde zu töten.
Nicole kam um eine halbe Sekunde zu spät. Als sie durch den Burggraben kletterte und Einsicht in den Burghof bekam, war Graf Bodo von Geyerstain soeben mit seiner zweiten Beute verschwunden.
Nicole sah sich um, kampfbereit. Aber da war niemand mehr, gegen den sie hätte kämpfen können.
Da lag nur Gryf.
Und er sah übel aus, verdammt übel.
Nicole lief zu ihm. War er tot? Blutüberströmt lag er da, regte sich nicht mehr. Nicole brachte ihn in die Seitenlage, kontrollierte seine Wunden. Sein Puls schlug sehr schwach.
Er war ein Fall für den Rettungshubschrauber. Aber wahrscheinlich würde er nicht einmal mehr so lange leben, bis der Hubschrauber hier war. Mal ganz abgesehen davon, daß es weit und breit kein Telefon gab. Im Wagen war zwar das Transfunk -Gerät, aber damit war nur Kontakt zu Empfängern möglich, die in Büros des weltumspannenden Möbius-Konzerns standen. Bis dann über den Konzern die Rettung alarmiert war… so schnell es ging, würde es doch für Gryf zu langsam sein. Bis sich Ortsbeschreibungen durchgefressen hatten …
Und der Puls des Druiden schlug immer langsamer.
Gryf, der achttausend Jahre alte Druide vom Silbermond, starb.
***
Gina schlug nach dem Geier, der sie wild attackierte. Doch das knöcherne Biest ließ sich dadurch nicht beirren. Immer wieder setzte es nach und versuchte, Gina zu erreichen. Das Mädchen wich aus, wurde immer weiter zurückgedrängt. Der Skelett-Geier war unermüdlich. Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis er mit dem ersten Schnabelhieb durchkam.
Gina stöhnte auf.
Sie war längst nicht mehr voll bei Kräften. Über kurz oder lang würde sie ermüden. Der Skelett-Geier dagegen nicht. Dieses Biest, das unmöglich leben konnte, besaß schier unerschöpfliche Reserven.
Verzweifelt sah sich Gina nach einer Schlagwaffe um, mit der sie das Skelett zertrümmern konnte. Aber da war nichts.
Wenn sie durch einen dummen Zufall stolperte, war es vorbei.
Dann war der Geier über ihr und würde sie…
Sie schrie auf.
»Aber warum denn so schreckhaft?« fragte der Teufel mit boshaftem Lächeln. Seine Hände schossen vor, packten den Knochenhals des Geiers und rissen ihn zurück. Der Vogel schlug mit den klappernden Schwingen um sich.
Der
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