0313 - Die Mumien kommen
einen goldenen Farbton annahm, der schließlich auch blieb.
Und goldene Tränen sollte das Monster geweint haben, wie Mike behauptete.
Er hatte nicht gelogen, das wurde seinem Vater in diesen Augenblicken klar.
Der Unbekannte oder das Monstrum hatte sich bisher nicht gerührt. Nach wir vor stand es wie ein Denkmal auf der Stelle, starrte den Mann an und ließ ihn näherkommen. Der Inspektor spürte, dass von diesen goldenen Augen eine Kraft ausging, die auch ihn erfasste. Auf einmal fühlte er sich nicht mehr so überlegen oder sicher. Er musste ein paar Mal tief durchatmen, damit es ihm besserging und er seinen Weg fortsetzen konnte. Dennoch blieb das Zittern.
»Komm zurück!« flüsterte er. »Los komm! Und dann raus mit dir…« Er sagte Worte, die er überhaupt nicht über die Lippen bringen wollte, statt dessen musste er feststellen, dass ihn das Monstrum immer stärker in seine Gewalt bekam.
Kaum gelang es ihm, einen klaren Gedanken zu fassen. Er sah nur sich und den Unheimlichen, der erst jetzt seine erste Bewegung machte und einen Schritt auf den Inspektor zukam.
Dabei schleifte ein Fuß über den Boden, und dieses Geräusch riss den Inspektor aus seiner Erstarrung. Trotz des seltsam dumpfen Gefühls in seinem Kopf behielt er die Übersicht.
Noch einmal warnte er. »Bleib stehen!«
Das Monstrum gehorchte nicht. Es zuckte nicht einmal zusammen und auch dann nicht, als der Mann geschossen und die Kugel in das Bein des Eindringlings gejagt hatte.
Nicht ein Laut drang über die Lippen des anderen. Eigentlich hätte die Wucht des Treffers das rechte Bein wegschlagen müssen, das war nicht geschehen, denn das Monstrum ließ sich nicht aufhalten und steuerte den Inspektor an.
Farlane schüttelte den Kopf. Er wollte es einfach nicht fassen, schaute schräg nach unten und suchte das Kugelloch.
Es war vorhanden, hatte seltsamerweise eine kinderfaustgroße Öffnung hinterlassen, sonst war nichts geschehen. Keine Behinderung, keine Verletzung, nichts.
Noch war Zeit.
Abermals versuchte es der Inspektor. Er hob nicht nur beide Arme an, sondern streckte sie auch aus, und die Mündung der Waffe zielte jetzt auf den Kopf des Wesens.
Das war die letzte Chance!
Der Inspektor drückte ab.
Wieder ein Treffer, aber er erreichte keine Wirkung. Zwar wurde das Wesen für einen Moment gestoppt, doch es ging danach weiter, als wäre nichts geschehen.
Farlane sollte büßen.
Da wusste er Bescheid. Wenn er sein eigenes Leben retten wollte, musste er verschwinden. Nach vorn konnte er nicht. Der Gang war zu eng und wurde zudem von dem Monstrum versperrt. Es blieb also nur die Chance, den Weg zu nehmen, den er auch vorhin gekommen war. Aber die Schüsse hatte man im Haus gehört.
Bevor Jack seine Frau sah, hörte er die Schritte. Dann wurde am Ende der Treppe die Tür zum Keller geöffnet, und Mary stand auf der Schwelle. »Jack, was ist…?«
»Verschwinde, Mary. Um Himmels willen, geh endlich! Ich habe das Monstrum…« Er musste sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen, denn der Unhold war schon verdammt nah, so dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um nach ihm zu fassen.
So griff der andere ins Leere.
Mary hatte begriffen. Ihr Schrei wehte durch den Keller und endete in einem Wort.
»Mike!« Sie rief den Namen ihres Jungen, und auch Jack Farlane reagierte.
»Lauft aus dem Haus. Versteckt euch draußen. Ich versuche, ihn aufzuhalten. Beeilung…!«
Oben schlug die Kellertür ins Schloss, als die Frau verschwand und Jack mit dem Monstrum allein ließ.
Farlane ging rückwärts. Nach wie vor hielt er die Waffe auf den Gegner gerichtet, obwohl ihm klar war, dass er ihn auf diese Art und Weise nicht stoppen konnte.
Mit dem Rücken stieß er gegen die verschlossene Tür. Er musste sich erst drehen und sie aufziehen. Dann huschte er in die Waschküche und besaß noch eine so große Nervenkraft, dass er die Tür auch zurammen konnte.
Sie bildete für das Monster nur ein kurzes Hindernis. Da Jack sie nicht verschlossen hatte, wurde sie Sekunden danach aufgezogen, doch da stand der Mann bereits an der zweiten Tür, hielt sie offen und richtete seine Waffe schräg in den Raum.
Das Monstrum kam.
Da die zweite Tür nicht mehr verschlossen war, fiel Licht aus dem Kellerraum auch in die Waschküche, so dass Farlane einigermaßen sehen konnte. Der Eindringling selbst war nicht zu erkennen. Den Weg konnte der Inspektor allerdings anhand der schaukelnden Wäschestücke verfolgen, die er berührte und zur Seite
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