0313 - Im Lager der Löwenmenschen
anderen abzuwehren, sondern schlug seinerseits zu. Perrahat wollte ihn beißen doch Sharett stemmte eine Hand unter das Kinn des Jüngeren und drückte dessen Kopf zurück.
Der Kampf wurde immer verbissener. Perrahat erkannte, daß er nur durch Schnelligkeit und unsaubere Tricks gewinnen konnte, denn der Headman war kräftiger als er. Sharett dagegen vermochte sich nur schwer auf die Kampfweise seines Gegners einzustellen.
Sie wälzten sich am Boden hin und her, während die Bewohner der Hütte den jungen Gurrad anfeuerten.
Sharett wußte, daß die Perlians nicht eingreifen würden. Ihnen war es gleichgültig, was im Gefangenenlager geschah. Die Drittkonditionierten ließen ihre Roboter nur schießen, wenn einer der Gurrads die Grenzen des Lagers überschritt.
Perrahat klammerte sich verzweifelt an Sharett fest; er biß, kratzte und trat. Seine Kräfte schienen nicht nachzulassen, dagegen schien er mit zunehmender Dauer des Kampfes immer wilder zu werden.
Sharett wußte, daß er verloren war, wenn er sich die Kampfweise seines Gegners aufdrängen ließ.
Dieser Verrückte ließ sich nur mit ruhiger Überlegung besiegen.
Es gelang dem Headman, einen Arm freizubekommen. Er holte aus und schmetterte Perrahat die Faust gegen den Kopf. Clan Perrahat kippte zur Seite. krallte sich aber am Hosenboden des Älteren fest. Sharett tat, als wurde er mit der linken Hand erneut zum Schlag ansetzen. Als Perrahat sich duckte, warf Sharett sich herum. Der Schwung löste ihn aus der Umklammerung Perrahats. Bevor der junge Kampfer reagieren konnte, hatte Sharett sich über ihn geworfen. Mühelos durchschlug der Headman die hochgerissenen Arme des anderen. Clan Perrahat stöhnte und gab die Gegenwehr auf.
Sharetts Wut verflog augenblicklich, als er den jungen Gurrad schmerzverkrümmt am Boden liegen sah. Er ging zum Wasserbehälter, nahm die Schöpfkelle und goß Wasser über Perrahats Gesicht. Der Gurrad schüttelte unwillig den Kopf und richtete sich mühsam auf.
Innerhalb der Hütte war es still geworden.
Gabal Al Sharett warf die Schöpfkelle zurück. Sie landete mit einem Planscher im Behälter.
„Bringt mir die Waffen!" befahl Sharett.
Offenbar mußten sie das Gefühl haben, daß er sie alle schlagen würde, daß sie alle am Boden liegen würden wie Clan Perrahat. Und sie schienen zu wissen, daß er dazu in der Lage war. Das war eine neue Art von Autorität, die er sich erworben hatte, aber er war nicht stolz darauf; er wartete nur, daß sie die Waffen brachten damit er hinausgehen konnte, wo es vielleicht ein bißchen kühler war.
Die erste Waffe polterte vor ihm zu Boden. Es war ein Strahlenkarabiner, dessen unterer Lauf zasammengeschmolzen war. Sharetts Augen fühlten sich mit Tränen, als er diese armselige Waffe sah.
Welche Verzweiflung gehörte dazu, um mit einer solchen Waffe einen Ausbruchsversuch zu wagen! Er ballte seine Hände zu Fäusten bis es wehtat.
Drei kleinere Waffen lagen jetzt vor ihm, zierlich fast neben dem alten Karabiner.
Er wartete geduldig, doch es wurden keine weiteren Waffen abgeliefert. Er wartete trotzdem, weil er fürchtete, daß er seine Stimme nicht unter Kontrolle bringen konnte. Während er auf die vier Waffen herabblickte, spürte er die erwartungsvolle Stille.
„Das ist alles, Headman" sagte jemand.
Gabal Al Sharett bückte sich, um die Waffen einzusammeln. Er tat es schnell, fast schüchtern, als sei er im Begriff, einen unverzeihlichen Diebstahl zu begehen. Als er sich aufrichtete, stand Clan Perrahat hinter ihm.
„Wissen Sie, wie weit Sie damit gekommen wären?" rief Sharett und hob anklagend die Waffen hoch.
Perrahat senkte den Kopf.
„Man hätte Sie alle erschossen!" schrie Sharett.
Er verließ die Hütte. Draußen warf er den Strahlenkarabiner und die drei Handfeuerwaffen in den Schlamm. Mit den Füßen scharrte er Morast darüber. Er war sicher, daß er beobachtet wurde, aber er wußte, daß niemand die Waffen zurückholen würde.
Von einer anderen Hütte näherten sich zwei Gurrads.
„Franter ist gestorben", sagte der eine.
Franter war der älteste Kommandant, der im Lager gelebt hatte. Die Nachricht von seinem Tod traf Sharett nicht unerwartet. Vor ein paar Tagen war der alte Gurrad erblindet. Er hatte Sharett zu sich kommen lassen und ihn ermutigt.
„Es gibt mehr Guerillas, als Perlians jemals besiegen können", hatte er gesagt.
Franter war keiner der ganz großen Guerillakämpfer gewesen, aber einer der zuverlässigsten. Seine selbstlosen Bemühungen
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