0314 - Elektronische Hölle
und die Hand auf den Garderobentresen geschlagen, um sich abzustützen. Als die Gestalt von den Riemen getroffen wurde, rutschte die Hand ab und schlug mit einem klatschenden Laut zu Boden.
Das Aus!
Suko und Will kannten das Spiel. Nicht Walter Broicher und die beiden Garderobenfrauen. Die drei Menschen bekamen starre Augen, als sie das Bild sahen.
Aus den getroffenen Stellen stieg ätzender Rauch, der sich wie verdampfende Säure ausbreitete, so daß die Menschen gezwungen waren, den Atem anzuhalten.
»Holen Sie eine Decke!« sagte Suko zu den beiden Frauen. Die kapierten noch nicht. Bei der zweiten Aufforderung verschwanden sie endlich und kamen mit dem Gewünschten zurück.
Will nahm ihnen die Decke ab und breitete sie über die Reste des endgültig vernichteten Monstrums. Der Kommissar wischte sich den Schweiß von der Stirn. Hätten sie nicht das Glück gehabt und den Zombie sofort gesehen, hätte es zu einer Katastrophe können kommen.
Aber wer sagte ihnen, daß er der einzige war?
Suko schaute auf Walter Broicher. Der Industrielle hatte sich wieder eine Zigarette angezündet, stand steif wie ein Denkmal und starrte auf die Decke.
Seine Hand zitterte. Asche fiel vom Glimmstengel. Niemand kümmerte sich darum.
»Nun?« Will wandte sich an den Mann. »Sie haben selbst erlebt, was passieren kann.«
Walter Broicher räusperte sich. »Wer und was war das?« flüsterte er mit rauher Stimme.
»Ein Zombie.«
»Nein. So etwas gibt es doch nicht in Wirklichkeit. Das ist ein Märchen. Sie wollen mir hier…«
»Augenblick«, sagte Suko, bückte sich und hob die Decke so weit an, daß Broicher die Reste der lebenden Leiche sehen konnte. Der Industrielle schaute kurz und wandte sich ab.
»Glauben Sie mir nun?«
»Ja und trotzdem nein.«
»Es ist verdammt spät!« nahm Will Mallmann den Faden auf. »Wir müssen etwas unternehmen. Ihr Sohn, Herr Broicher, steht im Mittelpunkt. So leid es uns tut.«
»Aber wieso? Wie kann er…?«
»Das, Herr Broicher, soll uns ja Ihr Sohn erklären. Er wird wissen, wie so etwas kommen konnte. Unser Besuch bei Ihnen war und ist kein Spaß.«
Walter Broicher schüttelte den Kopf. »Sie werden entschuldigen, aber ich komme da nicht mit.«
»Wie kommen wir in den Keller?«
»Ich zeige es Ihnen.«
»Gut.«
»Aber was machen wir mit dem da?« Er deutete auf die Reste unter der Decke.
»Wir müssen sie wegschaffen.« Will warf Suko einen fragenden Blick zu. Der Inspektor nickte. Beide hoben die Decke an und trugen die Reste nach draußen.
Walter Broicher persönlich öffnete ihnen sogar die Tür. Nahe des Parkplatzes legten sie die Decke zwischen die Zweige eines Gebüsches.
Dann gingen sie wieder zurück.
Sie fanden Walter Broicher nicht mehr vor. Dafür die beiden Garderobenfrauen. Sie hatten sich einen Schnaps eingeschenkt und leerten die Gläser mit Schwung.
Den Schluck hatten sie sich nach all der Aufregung verdient. Als sie die Gläser absetzten, fragte Suko: »Wo ist Herr Broicher hingegangen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte die ältere der beiden Frauen. »Er meinte nur, er käme bald wieder.«
»Ja, ist gut.«
»Das warten paßt mir nicht«, murmelte Suko und schüttelte den Kopf.
»Es ist sowieso alles verrückt. Da befindet man sich auf einer großen Party und bekommt Besuch von einer lebenden Leiche. So etwas glaubt keiner, wenn du das erzählst.«
»Das ist auch egal.«
Sie hörten die Musik, das Lachen der Gäste. Anscheinend wurde der Gastgeber überhaupt nicht vermißt.
Es war auch besser so.
Walter Broicher erschien wieder. Er steuerte Suko und Will sofort an, während er nickte und die Faust öffnete. Auf der Handfläche lag ein Schlüssel.
»Ist es der zum Keller?« fragte Will.
»Natürlich.« Broicher war noch immer blaß im Gesicht. Er schüttelte vor seiner nächsten Erklärung den Kopf. »Aber wir kommen dort nicht rein.« Broicher hielt den Schlüssel hoch. »Dieser hier paßt nur zum allgemeinen Keller.«
»Wenigstens etwas«, meinte Suko.
Und Will sagte. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Jede Sekunde kann kostbar sein.«
Das sah auch Walter Broicher ein. Daß ihn einer seiner Gäste rief, interessierte ihn nicht. Er verließ mit den beiden Beamten die großräumige Diele, um mit dem Lift in die tieferen Regionen des Hauses zu fahren.
***
Gut ging es mir nicht.
Aber ich lebte, und das war die Hauptsache. In meinem Kopf mußte es wild aussehen, denn dort lief einiges durcheinander. Zudem merkte ich auch, daß sich jemand an
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