0315 - Der Mörder
paar Minuten wird die Kommission hier sein«, sagte er.
Wir warteten schweigend, bis das Heulen einer Polizeisirene sich näherte. Was es hier noch zu tun gab, war reine Routinearbeit.
Die Besatzungen von fast zweitausend Streifenwagen hielten in jener Nacht nach einem hellblauen Mercury mit der Nummer NY 65-4312 Ausschau.
Der Wagen wurde noch vor Mitternacht entdeckt. Er stand verlassen am Straßenrand der Barnes Avenue in der Bronx.
Wir wussten nicht, ob der Mörder und die Frau irgendwo untergekrochen waren, oder ob sie sich einen anderen Wagen besorgt hatten. Sie konnten einen Wagen stehlen, aber sie konnten sich auch einen Schlitten leihen.
Es gibt Hunderte von Autoverleihern in New York, die ein Auto gegen eine Hinterlegung eines Sicherungsbetrages herausrücken, ohne nach dem Namen des Mieters zu fragen, und über Geld verfügten Crude und die Frau reichlich, denn vom Keeper des Soft & Hard Inn erfuhren wir, dass Stowe die gesamte Einnahme der Kaschemme, mehr als viertausend Dollar, bei sich getragen hatte.
***
Zum dritten Mal saß ich William D. Harkort in seinem stink vor nehmen Büro gegenüber.
Harkort sah aus'wie immer, geleckt und auf Hochglanz poliert.
In meinem Gesicht hingegen knirschten die Bartstoppeln, wenn ich mir das Kinn rieb, und meine Augen brannten vor Müdigkeit.
Ich hatte die ganze Nacht über kein Bett gesehen.
Es ist eine alte Polizistenregel, dass man einen Mann am leichtesten innerhalb der ersten zwölf Stunden nach einem begangenen Verbrechen fängt, und wir hatten alles daran gesetzt, den Mörder noch in der gleichen Nacht zu fassen, an deren Beginn er Dan Stowe nieder schoss.
Ich glaube, die alte Polizeiregel stammt noch aus der Westernzeit, als der Sheriff auf einem Gaul hinter einem Banditen her jagte und die Jagd aufgeben musste, wenn er den Kerl nicht innerhalb von zwölf Stunden eingeholt hatte, weil dann sein Pferd in die Knie ging, aber auf eine vertrackte Weise gilt die Regel auch heute noch.
Die Aussichten eines Gangsters, der sich nicht innerhalb von zwölf Stunden in dem Netz aus Streifenwagen, Funksprechverkehr, Motorradpatrouillen verfangen hat, steigen gewaltig.
Phil und ich hatten die ganze Nacht über den Betrieb mitgemacht. Wir hatten Stowes Privatwohnung durchsucht.
Wir waren zu Polizeirevieren gebraust, auf denen Cops Männer mit Schnittwunden im Gesicht abgeliefert hatten, aber immer hatte es sich um Männer gehandelt, die sich bei mittelprächtigen Schlägereien in die Haare geraten waren, und in einem Fall um einen Burschen, dem die ehrbare Gattin eins mit dem Basketballschläger über den Schädel gezogen hatte.
Harkort fühlte sich so sicher in seiner Haut, dass er heute sogar auf den Aufmarsch seiner Zeugen verzichtete.
»Hallo, G-man«, begrüßte er mich. »Sie sehen aus, als hätten Sie eine anstrengende Nacht hinter sich.«
»Stimmt genau«, knurrte ich. »Wir besorgen Ihre Geschäfte, Harkort. Nachdem der Mörder Ihnen den Konkurrenten vom Hals geschafft hat, bemühen wir uns, Ihnen den Mörder vom Hals zu halten.«
Er lachte. »Vielen Dank für die Sorgen, die Sie sich um mich machen. Nun ja, ich bin schließlich ein guter Steuerzahler, aber ich glaube nicht, dass ich sehr gefährdet bin. Vergessen Sie nicht, G-man, dass der Mörder von Dan Stowe engagiert wurde, um es mir zu besorgen. Glauben Sie im Ernst, er würde jetzt noch daran denken, den Vertrag zu erfüllen?«
»Er denkt sicherlich nicht an die Erfüllung des Vertrages, den er mit einem Mann schloss, der es ihm selbst zu besorgen versuchte, aber vielleicht hat er jetzt eine persönliche Rechnung mit Ihnen zu bereinigen.«
Harkort zog die Augenbrauen hoch.
»Wie meinen Sie das?«
Ich grinste ein wenig.
»Wenn man die ganze Sache vom Standpunkt des Mörders aus sieht, dann begannen seine Schwierigkeiten damit, dass Sie ihm das FBI auf den Hals schickten. Sie taten das, Harkort, und der Mörder weiß, dass Sie es waren.«
In seinem Gesicht zeichnete sich Unruhe ab.
»Hat Stowe ihm das gesagt?«
»Wussten Sie es nicht? Ihr Mann in der Stowe-Gang, Lew Slowsky, .hat Sie doch sofort über Stowes Tod unterrichtet. Hat er Ihnen nicht erzählt, dass der Mörder wissen wollte, wer ihn verpfiff, und dass Dan die Schuld auf Sie schob. Er sagte damit ja auch nur die Wahrheit.«
»Für einen FBI-Beamten reden Sie in komischen Tönen, G-man«, sagte er, plötzlich schlecht gelaunt. »Ist es in Ihren Augen ein Verbrechen, dem FBI den Aufenthaltsort eines Mörders zu nennen?«
Ich
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