0315 - Der Mörder
lachte laut. »Sie drehen mir das Wort im Mund um, Harkort.«
Böse fragte er über den Tisch: »Es wurde Sie freuen, wenn er mich erwischte, he?«
»Ich würde mich nur freuen, wenn ich Sie vor einen Richter bringen könnte, Harkort.«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Sie wollen mich einschüchtern. Der Mörder ist ein angeschlagener Mann. Er hat eine Verletzung, an der er sterben kann.«
»Sie kennen doch Crudes Laufbahn. Er hat, bevor er nach New York kam, sieben Leute getötet. Er tötete sie kaltblütig, aber in einem gewissen Sinn geradezu grundlos. In Ihrem Fall hat er einen Grund, Harkort. Er hasst sie, und noch unerbittlicher werden Sie von Celia Seado gehasst. Sie wissen, dass eine hassende Frau gefährlicher sein kann als ein Dutzend Männer. Bisher hat niemand auf den Mörder Einfluss gehabt, aber jetzt hat Celia Seado Einfluss auf ihn, und wenn sie ihn losschickt, um es Ihnen zu besorgen, dann wird er zu Ihnen kommen.«
Harkorts Nerven schienen nicht annähernd so gut zu sein, wie er es vorzutäuschen versuchte. Er zog die Lippen von den Zähnen, und dann stieß er hervor: »Das soll er probieren. Sie können dann seine Leiche bei mir abholen lassen.«
»Spielen Sie nicht den Helden!«
Er sprang auf und schlug auf den Tisch.
»G-man, sind Sie hergekommen, um mich verrückt zu machen? Fassen Sie lieber endlich den Kerl!«
»Ich habe Ihnen schon einmal erklärt, dass Sie selbst daran schuld sind, dass er uns beim ersten Versuch durch die Lappen ging. Sie hätten Celia Seado aus der Geschichte rauslassen sollen.«
Er setzte sich und zwang sich zur Ruhe.
»Der Henker mag wissen, was sie an dem Mörder gefunden hat.«
Ich zuckte die Achsel. »Keine Ahnung. - Eigentlich bin ich aus einem ganz anderen Grund hergekommen, Harkort. Zwischen Ihnen und Stowe bestanden eine Menge Differenzen, und Stowe besaß einiges an Material gegen Sie. Nachdem er getötet wurde, hat das FBI seinen ganzen Besitz unter Beschlagnahme gestellt. Es waren eine Menge Papiere darunter, in denen hübsche, kleine Tatsachen gegen Sie festgelegt sind. Wir prüfen die Facts noch auf ihre Stichhaltigkeit, und ich hoffe, wir finden genug heraus, um einen Haftbefehl gegen Sie erwirken zu können. Jedenfalls dürfen Sie ab sofort New York nicht verlassen.«
Harkort lächelte, als hätte ich ihm einen Witz erzählt.
»Sie bluffen, G-man«, erklärte er belustigt. »Sie haben nichts von Bedeutung gefunden. Stowe verwahrte keine Beweise gegen mich in seiner Wohnung. Er wusste zu genau, dass er damit riskiert hätte, dass seine Bude eines Tages in die Luft geflogen wäre.«
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte tatsächlich geblufft. Wir hatten in Stowes Hinterlassenschaft nichts gegen Harkort gefunden, und das war in Anbetracht des erbitterten Hasses zwischen .den beiden Gangchefs erstaunlich genug.
»Wenn Stowe wirklich Material gegen mich besaß, dann liegt es in irgendeinem Panzerschrank, und der Mann, der den Schlüssel zu dem Panzerschrank besitzt, wird nicht Ihnen das Material ausliefern, G-man, sondern er w'ird es mir anbieten. Das FBI zahlt nichts. Mit mir hingegen kann er über Preise reden.«
Ich stand auf.
»Schön, William D. Harkort«, sagte ich. »Sieht so aus, als hätten Sie eine Runde gewonnen, aber die letzte Runde entscheidet.«
Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
»Sie reden, als stünden wir gegeneinander in einem Boxring, G-man. Dabei lege ich größten Wert darauf, mit Polizisten aller Schattierungen gut auszukommen.«
Er begleitete mich zur Tür, als wäre ich ein Geschäftsfreund, mit dem er soeben einen für beide Teile vorteilhaften Abschluss erledigt hatte.
Eine hübsche Sekretärin saß im Vorzimmer.
Sie saß, als ich die gepolsterte Tür öffnete, hinter ihrem kleinen Schreibtisch und machte Notizen. Sie stand sofort auf, und Harkort sagte: »Begleiten Sie Mr. Cotton hinaus, Jane.«
***
Im gleichen Augenblick wurde die Außentür geöffnet und herein wankte Matthew Boswell, der Berufskiller aus Chicago. Es war ihm anzusehen, dass auch er sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte, allerdings auf eine ganz andere Weise als ich. Der Himmel mochte wissen, wie viel Tankstellen für Whisky und Gin er angelaufen hatte, auf jeden Fall genug, um das Zimmer im Handumdrehen mit alkoholischem Dunst zu füllen.
Er stierte uns aus seinen verquollenen Augen an, griff mit fahriger Bewegung nach seinem Hut und zog ihn mit großem Schwung.
»Mein Freund, der Bulle«, lallte er. »Ein
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