0315 - Kreuzfahrt durch Magellan
endgültig hinter der gegenüberliegenden Felswand verschwand.
„Ich fürchte, vor morgen werden wir kein Glück damit haben. Es wird spürbar kälter, obwohl es schon den ganzen Tag über nicht warm war. Die Gurrads ziehen sich bestimmt bald in ihre Unterkünfte zurück."
„Gut, dann ziehen wir uns ebenfalls zurück", entgegnete Melbar lächelnd. „Ehrlich gesagt, ich friere schon seit Stunden."
Das allerdings war übertrieben, denn die beiden Ertruser hatten trotz geöffneter Helme ihre Anzugheizung eingeschaltet. Sie verbrauchte wenig Energie und war daher ein unbedeutender Faktor bei der Rationierung ihres Deuterium-Vorrats.
Sie ließen sich an der Felswand absinken, bis sie den eigentlichen Eingang ihrer Höhle erreichten.
Dieser Weg war weniger beschwerlich als der durch die vom Wasser ausgewaschene Röhre.
Sie vereinbarten, sich alle drei Stunden beim Wachen abzulösen und bestimmten den ersten durch das Werfen einer Münze. Oro Masut mußte die erste Wache antreten.
Er schloß seinen Helm, ließ aber die Frischluftzuführung offen. So verbrauchte er nichts von dem kostbaren Sauerstoffvorrat und hatte es doch angenehm warm, denn die Luftzufuhr erfolgte über ein thermostatgeregeltes Aufheizaggregat.
Ein wenig neidisch blickte er auf Melbar Kasom, der mit geschlossenem Helm schlief. Dann nahm er zusätzlich zu den beiden Handwaffen, die er stets in den Gürtelhalftern trug, eines der Hochdruck-CO2-Gewehre und begab sich zum Vorderausgang der Höhle.
Er kletterte einige Meter höher, setzte sich auf einen winzigen Vorsprung über der Höhlenöffnung, und legte das Gewehr auf die Knie.
Im Tal herrschte fast völlige Stille. Nur hin und wieder schrie ein Tier.
Der Himmel war klar. Die Sterne der Großen Magellanschen Wolke gleißten und funkelten wie Tausende kostbarer Edelsteine - oder wie tödliche Kristalle...
Wenn Oro genauer hinsah, konnte er über sich und scheinbar mitten zwischen den Sternen einen silbrigen Schleier erkennen: der Teil jener Materiebrücke zwischen der Milchstraße und ihrer Satellitengalaxis. der noch von den Sonnen der Magellanschen Wolke bestrahlt wurde. Ganz ihn Hintergrund aber schimmerte eine langgestreckte Ellipse mit stark verdickter Mitte: die heimatliche Milchstraße.
Oro Masut seufzte laut.
Obwohl die Sterne in allen Sternenballungen des Universums sich im Prinzip glichen, so spürte er dennoch ein immer stärker werdendes Zugehörigkeitsgefühl zu jener fernen Sterneninsel, aus der er gekommen war - und in die er einmal zurückzukehren hoffte.
Er schüttelte diese sentimentalen Gedanken ab und konzentrierte sich auf ein anderes Problem.
Major Hole Hohle hatte nach seiner Rettung berichtet, Fellmer Lloyd habe einige Gedanken der Perlians auffangen Können, jener rätselhaften Wesen mit der von silbrigen Schuppen bedeckten Haut, die sich selbst „Drittkonditionierte" nannten. Nach dieser Aussage hielten sich die Perlians für eine Polizeimacht, die den Auftrag hatte, ein Vergehen zu bestrafen, das irgendwann einmal in der Milchstraße begangen worden war. Worin dieses Vergehen bestand das hatte Fellmer Lloyd selbst mit seiner telepathischen Fähigkeit nicht herausbekommen können. Dafür las er in den Gedanken der Drittkonditionierten etwas über eine geheimnisvolle „ Erste Schwingungsmacht", vor der sie sich anscheinend ebenso fürchteten, wie sie respektierten. Die Vorstellungsinhalte über diese Schwingungsmacht waren allerdings nicht konkret, deshalb nahmen die Terraner an, daß es sich entweder um ein fiktives göttliches Wesen oder aber um eine Rasse superintelligenter Wesen handelte, die sich bisher im Hintergrund hatte halten können.
Oro fragte sich, woher die Perlians die absolute Gewißheit nahmen, sie führten lediglich eine völlig legale Polizeiaktion mit Hilfe der Kristallagenten durch.
Vielleicht waren diese Wesen mit den transparenten Schädeln aber in Wahrheit nur Betrogene.
Vielleicht hatte es niemals ein Vergehen gegeben, das der Versklavung und Ausrottung ganzer intelligenter Rassen als Vorwand dienen konnte. Vielleicht gelang es eines Tages, die Perl ans davon zu überzeugen, daß sie Unrechtes taten.
Oro schüttelte den Kopf.
Er glaubte nicht daran, und wenn es doch einmal geschah, dann ganz bestimmt erst in sehr ferner Zukunft.
Hier und heute aber gab es ein ganz konkretes Problem: das Problem wie man die Gurrads von ihrem krankhaften Mißtrauen den Menschen gegenüber heilen und sie zu wertvollen Bundesgenossen machen
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