0315 - Kreuzfahrt durch Magellan
Raumschiff der Gurrads.
„Dort klettert ein Vorwitziger in die Felsen. Offenbar ein Naturfreund oder so etwas. Kommen Sie, den kaufen wir uns!"
Sie schalteten ihre Mikrogravitatoren ab und hetzten in hohen Sprüngen die Steilwand hinauf. Das war nicht immer ungefährlich, denn wenn sie nicht sofort festen Halt fanden, prallten sie von der Wand ab und gerieten in Gefahr, in die Tiefe zu stürzen.
Winzige Schübe aus dem zusätzlichen Verdichter-Triebwerk brachten sie jedoch immer wieder an die Felsen heran.
Das gesamte obere Drittel der Bergwand war mit Eis und Schnee bedeckt. Hier oben wehte ein eiskalter Wind, und sie mußten die Helme schließen, damit sie sich nicht innerhalb weniger Sekunden die Gesichter erfroren.
Glücklicherweise blieb es klar. Weder Nebel noch Schneetreiben behinderten sie in ihrem Vorankommen.
Auf dem Kamm des Gebirges rannten sie erst südwärts, dann südwestwärts. So umgingen sie den Eingang der gurradschen Haupthöhle die sicherlich durch Ortungsgeräte abgesichert war.
Endlich konnten sie anhalten. Von hier oben war der einzelne Gurrad nicht zu sehen, denn trotz aller Steilheit hatte die durchgehende Felswand doch eine Neigung von einigen Graden.
Behutsam begannen sie den Abstieg. Kein angestoßener Stein durfte sie verraten, kein Geröllband durfte sich lösen und das Leben des Wesens gefährden, das sie einzufangen gedachten.
Sie befanden sich nur noch in etwa achthundert Metern Höhe, als sie ihn entdeckten.
Durch den Feldstecher konnte Oro Masut deutlich die schwarze Lederjacke des Gurrads ausmachen. Es handelte sich also tatsächlich um einen der auf Modula II befreiten Guerillas und nicht um ein Besatzungsmitglied des Birnenraumers. Außerdem sah Oro noch mehr. Der Gurrad trug die bekannten Symbole eines Offiziers. Sein Rang entsprach etwa dem eines Oberstleutnants der Solaren Flotte.
„Besser konnten wir es gar nicht treffen", meinte Oro. „Mit einem solchen Individuum läßt sich eher eine Verständigung erreichen als mit farblosen Durchschnittsexemplaren."
„Erst müssen wir ihn einmal haben", erwiderte Melbar ironisch.
„Das dürfte keine Schwierigkeiten bereiten!" sagte Oro Masut wegwerfend. „Er sieht uns ja nicht. Ich schlage vor, daß einer von uns sich in seinen Rücken begibt und ihm den Fluchtweg abschneidet. Der andere wartet über ihm auf eine günstige Gelegenheit."
„Einverstanden!"
Kasom hängte seine Luftbüchse über den Rücken und lockerte den Schockblaster.
„Ich schneide ihm den Rückweg ab.
In solchen Dingen habe ich mehr Erfahrung als Sie, Masut Bleiben Sie hier oben und unternehmen Sie gar nichts, es sei denn, er läuft Ihnen geradewegs vor die Fäuste."
Oro hatte nichts dagegen einzuwenden. Er wußte, daß ein Spezialist der USO, wie Melbar Kasom einer war, bedeutend mehr Tricks beherrschte, als der Leibwächter eines Freihändlerkönigs sich vorstellen konnte.
Kasom aktivierte seinen Antigravantrieb, ließ aber noch 0, 1 Gravos wirksam werden, damit er nicht zu langsam absank. Dann stieß er sich leicht mit den Füßen ab, schwebte fast waagerecht etwa zwanzig Meter weiter und fiel dann mit der Geschwindigkeit eines sinkenden Blattes nach unten.
Der gurradsche Offizier stand auf einem kleinen Felsvorsprung und blickte unverwandt über den Talkessel.
Ob er wohl Heimweh hat? fragte sich Melbar und wunderte sich darüber, daß er einen Gurrad mit dem Begriff „Heimweh" in Verbindung brachte. Diese kosmischen Guerillakämpfer schienen keinen Heimatplaneten im Sinne des Wortes zu kennen. So vermutete man jedenfalls bisher. Vielleicht zogen ihre Familien gleich Nomaden durch die Magellanschen Wolken. Irgendwann einmal aber mußte es anders gewesen sein, denn keine humanoide Rasse entwickelt sich mitten im Weltraum.
Wahrscheinlich waren ihre Ursprungsplaneten längst von den Hypnokristallen versklavt worden.
Kasom landete etwa fünfzehn Meter unterhalb des Felsvorsprunges, auf dem der Gurrad stand. Er schaltete seinen Antigravantrieb aus und wartete einige Minuten regungslos.
Der Offizier rührte sich nicht.
Die Sache kam Kasom mit einemmal viel zu einfach vor. Er spähte angestrengt nach unten, ob man viel leicht eine Falle für ihn und Masut aufgebaut hatte. Irgendwie konnten die Gurrads von ihrer Existenz erfahren haben.
Aber auf dem Talboden gab es keinerlei Anzeichen für besondere Aktivität.
Achselzuckend beschloß Melbar Kasom, den Aufstieg zu wagen.
Er ließ sich Zeit, damit auch nicht das geringste Geräusch
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