0316 - Dämonen-Bingo
häßlichen Schädel befanden, mußten die gleichen auch auf irgendeiner Karte des Spielers zu sehen sein.
So lauteten die Regeln, falls der Satan sie nicht geändert hatte, aber daran wollte ich nicht glauben.
Suko schien der gleichen Meinung zu sein wie ich, das erkannte ich an seinem besorgten Blick.
Noch geschah nichts.
»Scheint niemand die Karte zu haben«, sagte Liz und warf einen scheuen Blick auf die Anzeigetafel. »Ich verstehe das nicht…«
Hier galten eben andere Regeln als sonst, ich ahnte schon, daß hier der Teufel ein höllisches Finale eingeläutet hatte.
Wir standen günstig. Die Spieler auf ihren Bänken befanden sich samt und sonders vor uns. Wenn jemand das Mal des Satans auf seiner Karte besaß, mußte es sich gleich herausstellen.
Und schon geschah es!
»Bingooooo…!«
Es war der gellende Ruf einer sich fast überschlagenden Stimme.
Die Halle erzitterte. Gleichzeitig sprang der Gewinner auf, riß seine Karte hoch und drehte sich, damit jeder sehen konnte, daß er der Sieger war.
Die meisten Zahlen waren normal. Nur auf den Feldern, wo die Teufelsfratzen auf der Anzeigetafel leuchteten, strahlten sie auch auf der Bingokarte des Gewinners.
Den Mann hielt es nicht auf seinem Platz. Er schwenkte die Karte, schob sich durch die Reihe, erreichte vielleicht fünf Schritte vor uns den Mittelgang und lief schwerfällig dorthin, wo der Mann am Mikrophon saß und jetzt aufstand.
Mir kam es so vor, als würde er das alles nicht begreifen. Er drehte sich, schaute auf die Tafel, sah die Teufelsköpfe, das bleckende Grinsen und schüttelte sich.
Inzwischen hatte der Gewinner das Podest erreicht. »Hier!« schrie er.
»Hier ist die Karte…«
Unruhe entstand unter den Spielern. Keiner von ihnen wußte, was sie mit dieser Veränderung der Lage anfangen sollten. So etwas hatten sie noch nicht erlebt.
»Sie müssen etwas tun!« flüsterte Liz.
Da hatte sie recht. Aber was?
»Lauf du nach vorn«, sagte Suko. »Ich bleibe bei ihr.«
Der Vorschlag war gut, deshalb nahm ich ihn an. Der Gewinner hatte noch einen freien Gang vorgefunden, ich nicht.
Zahlreiche Spieler waren aufgesprungen. An den Plätzen war es ihnen zu eng, deshalb drückten sie sich in den Gang, wo sie mir auch den Weg versperrten.
Ich horte ihre Kommentare. Es gab einige unter den Spielern, die die ganze Sache für einen Scherz hielten, andere wiederum waren sauer, denn für ihr Geld wollten sie keine Scherze, sondern harte Gewinne geliefert bekommen.
Aber auch von Geisterspuk war die Rede. Und einer sprach vom Weltuntergang.
Um nach vorn zu kommen, mußte ich die Leute aus dem Weg räumen.
Sie waren sauer, wollten mich nicht durchlassen. Erst mein zischendes »Polizei!« verschaffte mir einigermaßen freie Bahn.
Suko und das Mädchen blieben zurück. Liz Brisbane zeigte sich sehr nervös. Sie begriff das alles nicht und schaute Suko nach jeder Frage auffordernd an.
»Ich kann Ihnen da auch keine Antwort geben«, erwiderte der Chinese.
»Wir müssen vorerst abwarten.«
»Aber wie können die Teufelsköpfe…«
»Ich habe wirklich keine Ahnung.«
Liz schaute zu Boden und preßte ihre Lippen zusammen. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Ein Besessener!«
»Wer?«
»Larson.«
»Möglich.«
»Und wenn er besessen gewesen ist, Inspektor, sind es die anderen auch.«
»Meinen Sie die Mitglieder der Gruppe?«
»Ja.«
»Wir werden es herausfinden.«
Danach schlief das Gespräch ein. Suko hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, weil er über die Köpfe der Spieler hinwegschauen wollte. Der Ansager hockte noch immer auf seinem Platz. Suko sah außerdem, daß die Bierflasche umgekippt war. Manchmal tauchte auch John Sinclairs Kopf auf. Der Geisterjäger hatte Mühe, sich nach vorn durchzukämpfen.
Der Inspektor wunderte sich, daß Liz nichts mehr sagte. Er warf ihr einen Blick zu und sah sie in einer seltsam steifen Haltung stehen. Suko wunderte sich. Gleichzeitig schrillten in seinem Kopf auch Alarmglocken. So stand keiner. Das war völlig unnatürlich…
»Rühr dich nicht, Chink!«
Sehr deutlich hatte Suko die Worte vernommen, auch wenn sie leise gesprochen waren, und er wußte genau, wo er die Stimme schon gehört hatte.
Das war Prentiss!
Und der Inspektor bewegte sich doch. Er drehte den Kopf nach links.
Er schielte, und er sah den Mann hinter Liz Brisbane. Den Arm hatte Prentiss ausgestreckt. An seiner Haltung erkannte Suko die ganze Wahrheit.
Jetzt wußte er auch, aus welchem Grunde Liz so steif
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