0316 - Dämonen-Bingo
dastand.
Wenn sie sich bewegte, würde der andere abdrücken, denn er hielt eine Waffe in der Hand, und deren Mündung drückte in den Rücken des Mädchens.
Eine bessere Geisel konnte er sich überhaupt nicht wünschen.
»Was wollen Sie, Prentiss?«
»Ich will, daß du keine Dummheiten machst. Deshalb wirst du mir folgen. Verstanden?«
»Und wohin?«
»Vielleicht in die Hölle.«
Spätestens nach dieser Antwort war dem Chinesen klar, daß Sylvester Prentiss mit der anderen Seite gemeinsame Sache machte. Er hatte sich bisher gut verstellt gehabt. Das hörte nun auf. Endlich konnte er sein wahres Gesicht zeigen.
»Wenn du Unsinn machst, Chinese, ist sie tot!«
Die Worte waren so gesprochen worden, wie der andere sie auch meinte. Es lag auf der Hand, daß sich Suko dem Diktat beugen würde, denn er konnte Liz nicht in Gefahr bringen.
Das Mädchen mußte sich umdrehen. Suko verfolgte die Bewegungen.
Er sah, wie steif Liz Brisbane war. Sie stand unter einem Schock.
Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen.
Prentiss hatte sich dicht hinter sie gestellt. Die Waffe in seiner rechten Hand war nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, aber Liz mußte den Druck der Mündung spüren, der ihr auch anzeigte, in welche Richtung sie zu gehen hatte.
Nach vorn!
Zuerst dachte Suko, daß sie auf den Ausgang zuschreiten würden.
Er irrte sich, denn dort, wo das halbe Rund der Garderoben lag, gab es auch eine schmale Tür, und die steuerten sie an.
Die Garderobenfrauen waren viel zu beschäftigt, um auf die drei achten zu können.
Prentiss gab Suko mit den Augen ein Zeichen. »Geh auf die Tür zu«, flüsterte er dann.
Das tat der Chinese.
Wäre er allein gewesen, Suko hätte schon gewußt, was zu tun war.
So aber mußte er Rücksicht auf das Mädchen nehmen. Eine idealere Geisel hätte der andere gar nicht finden können.
Als Suko die Tür erreichte und sie aufgezogen hatte, sah er vor sich einen düsteren Gang, Er war ziemlich schmal, stach wie ein Tunnel vor, und Suko bekam den Befehl, den Gang weiterzugehen.
»Wohin denn?« fragte er.
»Das wirst du schon sehen!«
Suko ging weiter. Er spürte, daß sich die entscheidende Wende anbahnte, und er konnte nichts machen, weil der andere mit Liz eine sichere Geisel besaß.
Nur eine Lampe erhellte den Gang. Suko hörte seine Schritte nicht.
Er ging fast lautlos.
Dafür vernahm er die des Mädchens. An deren Klang war zu erkennen, wie stark die Angst war. Jedesmal wenn sie ihren Fuß vorsetzte, hatte Suko das Gefühl, als würde es sie ungemein große Überwindung kosten.
Vor einer Tür stoppten sie.
»Öffne!« befahl Prentiss.
Suko legte seine Hand auf die Klinke, drückte sie nach unten, spürte den leichten Widerstand und mußte diesen erst überwinden, bevor er die Tür aufziehen konnte.
Dann trat er über die Schwelle.
Sofort fiel ihm ein Geruch auf, den man in Maschinenräumen vorfand.
Es stank nach Öl.
Sie schienen sich in dem Raum zu befinden, wo sich gewissermaßen das technische Herz der Halle befand.
»Geh weiter, weiter…« Der andere drängte jetzt, und Suko betrat den kalten Steinboden, wobei er sich umschaute und feststellte, daß nur die Notbeleuchtung brannte.
Die Maschinen an den Seiten des großen Raumes wirkten wie düstere Monster. Keine von ihnen befand sich in Betrieb, deshalb nahm Suko an, daß es sich hierbei um die Notaggregate handelte.
Hinter sich vernahm er die schleifenden Schritte des Mädchens und hörte einen wilden Fluch. »Mach schon, verdammt! Geh endlich!«
»Ich… ich …«
Suko hörte einen klatschenden Laut, blieb stehen und drehte sich um.
Sylvester Prentiss hatte die Nerven verloren. Er schlug auf das Mädchen ein, aus welchen Gründen auch immer. Suko sah den herabsausenden Arm und auch die Waffe in der Hand. Die Gründe des Mannes wußte er nicht, aber er erkannte, daß dieser Moment sehr günstig war.
Suko startete.
Prentiss mußte ihn unterschätzt haben. Jedenfalls hätte er sonst nicht so dumm reagiert und auf Liz eingeschlagen. Als er merkte, wie schnell sich sein Gegner bewegen konnte, war es für ihn bereits zu spät. Da hatte Suko ihn schon erreicht.
Zwar kreiselte Prentiss noch herum, Suko sah auch das verzerrte Gesicht und die Kanone, doch der andere schaffte es nicht mehr, den Stecher zurückzuziehen. Sukos Hieb traf ihn voll.
Sylvester Prentiss wurde zurückgeschleudert. Er krachte neben der Tür gegen die Wand. Bevor Suko nachsetzte, schrie er Liz noch zu, so schnell wie möglich zu fliehen,
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