0316 - Dämonen-Bingo
die Zahlen jedesmal wiederholte.
Das Spiel war in vollem Gang.
»Ist die Halle voll?« fragte ich.
»Nein«, wurde mir erwidert.
»Wo arbeitet Miß Brisbane eigentlich?« wollte Suko wissen.
»Sie gehört zu den Mädchen, die Karten austeilen.«
»Ist sie zuverlässig?«
Prentiss nickte, während er zum Telefonhörer griff und wählte. Er sprach mit einer Kathy und bat sie, Liz in sein Büro zu schicken.
»Ja, es ist sehr dringend«, fügte er noch hinzu, bevor er auflegte und sich uns zuwandte. »Wissen Sie, wir haben rationalisiert. Wenn Sie Miß Brisbane lange von der Arbeit abhalten, muß jemand einspringen und seine eigene Arbeit…«
»Es reicht, Mr. Prentiss«, sagte ich. »Wahrscheinlich dauert es nur einige Minuten.«
»Das wäre gut.« Er rieb sich die Hände und bot uns etwas zu trinken an.
Wir lehnten ab.
»Es soll aber keine Bestechung sein«, sagte er.
»So haben wir es auch nicht aufgefaßt«, erwiderte Suko. »Dennoch möchten wir Abstand nehmen.«
»Wie Sie wollen.«
Jemand klopfte zaghaft an die Tür. Es war Liz Brisbane, die auf das »Come in« öffnete und sich langsam über die Schwelle schob.
Anscheinend gefiel es ihr nicht, daß sie zu ihrem Boß gerufen worden war.
Sie trug Arbeitskleidung. Eine blaue Kostümjacke mit Namensschild und einen Faltenrock in derselben Farbe. Ein wenig keck sah die Kopfbedeckung aus. Sie besaß Schiffchenform und war von beiden Seiten bedruckt. In roten Lettern stand dort jeweils das Wort Bingo.
Liz Brisbane machte einen scheuen, schüchternen Eindruck. Sie war ein wenig blaß, trug eine Brille, und an der linken Wange bis zum Hals ein Pflaster. Das letzte Andenken an ihre Verletzung. Sie schien aus Irland zu stammen, denn die Haare unter dem Käppi leuchteten in einem kräftigen Rostrot, Ihr Alter schätzte ich auf oder 20.
Freundlich lächelte ich sie an. »Bitte, treten Sie doch näher, Miß Brisbane. Wir beißen nicht.«
Sie durfte sich setzen und erfuhr unsere Namen. Sie legte die Hände in den Schoß, schaute hoch und fragte: »Geht es immer noch um diese alte Sache?«
»Ja«, sagte ich.
»Aber Kid ist doch eingesperrt worden. Man hat mir gesagt, daß ich keine Angst mehr vor ihm zu haben brauche.«
»Das brauchen Sie auch wirklich nicht«, beruhigte ich sie. »Kid Larson ist tot!«
»Was?« Erschreckt weiteten sich ihre Augen. Die Bewegungen wurden fahrig. »Aber er war noch so jung…«
»Er ist auch nicht auf normale Weise umgekommen, Miß Brisbane.«
»Hat man ihn gekillt?« fragte Prentiss.
»So ungefähr.«
Liz nickte vor sich hin. Sie war zunächst einmal nicht ansprechbar, und wir ließen ihr auch die Zeit. Ich bot ihr eine Zigarette an, die sie dankend entgegennahm. »Was wollen Sie denn jetzt von mir?«
»Uns interessiert er noch als Toter. Sie kannten ihn, nicht wahr?«
»Flüchtig.«
»Weshalb hat er sie angegriffen?«
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Liz. Sie schaute noch immer zu Boden.
Der Glimmstengel verqualmte zwischen Zeige- und Mittelfinger.
»Ich weiß es wirklich nicht…«
»Haben Sie nie zuvor mit ihm geredet?«
»Doch, schon…«
»Und?«
»Allgemein, wissen Sie. Was man sich halt so erzählt, wenn man sich flüchtig kennt. Später spielte er dann in der Gruppe. Da war ich sowieso nicht mehr gut genug für ihn.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Es war so, Sir. Am Anfang, als er spielte, hat er mich immer übersehen, immer vorbeigeschaut, wenn wir uns zufällig trafen. Später dann hat er mich wieder angesprochen. Aber so komisch. Er sprach von einem schwarzen Reich, von der Hölle.«
»Auch vom Teufel?« warf Suko ein.
»Natürlich. Den verehrte er ja. Der war sein großes Vorbild. Schrecklich, nicht wahr, wenn man sich den Teufel als Vorbild aussucht. Ich kann damit nichts anfangen.«
»Aber er?«
Sie nickte. »Und wie. Er redete sogar von meinem Blut. Das Blut eines Mädchens wäre für den Teufel noch immer das beste, was dieser bekommen könnte. Und er fragte mich, ob ich bereit wäre, ihm das Blut zu geben.«
»Was haben Sie geantwortet?« Diese Frage stellte ich.
»Nichts. Ich ließ ihn stehen, weil mir seine Reden schreckliche Angst einflößten. Danach habe ich ihn tagelang nicht gesehen, bis er plötzlich erschien, ein Messer zog, mich in die Enge trieb, wieder vom Blut sprach und zustach. Er hat mich an drei Stellen verletzt. Zweimal am Körper und einmal im Gesicht.« Liz begann zu weinen und berichtete mit stockender Stimme weiter. »Zum Glück kam jemand hinzu, und da ist er
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