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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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ich beweisen.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich auch diese kühne Behauptung geschluckt hatte. Dann krächzte ich heiser:
    »Kommen Sie ‘rein, Mr. Gordon. Bevor Sie einen Ton mehr sagen, brauche ich dringend einen Whisky.«
    Fünf Minuten später saßen wir zu dritt im Wohnzimmer und hielten die beschlagenen Gläser in der Hand, in denen die Eiswürfel leise klirrten und der Whisky goldbraun schimmerte. Wir tranken schweigend. Ich bot Zigaretten an, aber Mr. Gordon bat um die Erlaubnis, eine von seinen Zigarren rauchen zu dürfen.
    Wieder kehrte ein kurzes Schweigen ein. Dann hob Gordon ruckartig den Kopf und sagte hart:
    »Haben Sie den Namen Georgeton schon gehört?«
    »Meinen Sie Tim O. Georgeton?«
    »Ja.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Er hat eine Textilfabrik, die ihm jährlich runde Hunderttausend einbringt«, sagte ich. »Außerdem soll er einer der neuerdings führenden Leute in der Unterwelt sein. Wenn das stimmt, verdient er vielleicht aus dunklen Quellen noch einmal soviel oder ein Vielfaches. Wer kann das wissen? Bis jetzt haben sich ein paar Kollegen von uns in aller Heimlichkeit zweimal vergeblich bemüht, Georgeton etwas ankreiden zu können. Warum erwähnen Sie seinen Namen?«
    Gordon stand auf. Er ging ein paarmal hin und her, wobei er gelegentlich kunstvolle Rauchringe in die Luft blies.
    »Halten Sie mich bitte nicht für einen Waschlappen«, sagte er schließlich. »Wenn ein Mord geschieht, weil jemand auf die Auszahlung einer Lebensversicherung spekuliert, bin ich Manns genug, die Geschichte auf meine Art zu regeln. Aber gegen Georgeton, verstehen Sie, gegen den kann ich allein nicht an! Und es wird noch eine Frage sein, ob wir es zusammen schaffen.«
    Ich spürte, wie sich in meinem Munde ein bitterer Geschmack ausbreitete. Phil und ich, wir wissen zu genau, was es bedeutet, gegen einen der großen Bosse vom Leder zu ziehen. Das ist, als ob man absichtlich einen Tornado entfesselt. Niemand kann wissen, was er alles vernichten wird.
    »Gordon«, murmelte Phil todernst, »wollen Sie sagen, daß Georgeton ein sechsfacher Mörder ist?«
    »Ich will sagen, daß er sechsmal den Auftrag gab, einen Mord auszuführen, und daß er den oder die Täter dafür bezahlte.«
    »Darin sehe ich keinen allzu großen Unterschied«, meinte Phil.
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    »Stop«, warf ich ein. »Vorher müssen Sie mir schon erlauben, daß ich das Beweismaterial sehen will.«
    »Das ist selbstverständlich«, brummte Gordon unwillig. »Wenn der Mord an Boones heute vormittag nicht dazwischengekommen wäre, wüßten Sie längst Bescheid. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, um Ihnen noch einmal alles lang und breit zu erklären. Da!« Er riß seine Tasche auf und kippte seine grünen Mappen auf den Tisch.
    »Da!« wiederholte er. »Sehen Sie den ganzen Kram durch!«
    Wir machten uns an die Arbeit und teilten uns die Ladung Papier. Langsam verging die Zeit. Wir nippten nur noch selten an den Whiskygläsern, aber wir rauchten eine Zigarette nach der anderen. Bis die Luft zum Schneiden dick war.
    Es war ungefähr 10 Uhr abends, als ich die letzte Akte aus der Hand legte. Wir hatten ursprünglich jeder nur eine Hälfte des Materials lesen wollen. Aber dann hatte uns die Fülle seines Materials gepackt.
    »Mann, Gordon«, sagte Phil langsam, »wo haben Sie bloß dieses Material her? Die Texte von den Tonbändern — haben Sie die Tonbänder?«
    »Sie liegen im Tresor in meinem Office.«
    »Und woher stammt das alles?« wollte auch ich wissen.
    Gordon zuckte die Achseln.
    »Ich habe einen Etat, der mir erlaubte, erhebliche Mittel zu investieren. Vergessen Sie nicht, daß es in einem Falle allein um die Zahlung einer halben Million Versicherungssumme geht.«
    »Sie haben allerhand unternommen.« Gordon nickte gelassen.
    Wir mußten unseren Eindruck von Duff Gordon ein weiteres Mal korrigieren. Das war nicht nur ein Mann, der keineswegs so komisch war, wie er wirkte. Das war ein Mann, der Format hatte.
    Ich zog einen Zettel aus meinem Notizbuch und schrieb mir rasch aus den Akten die Namen auf.
    »Ihr Material ist gut«, sagte ich. »Das wissen Sie selbst am besten. Aber Sie wissen auch, daß Sie nur wenige der Dinge beweisen können, die darauf stehen. Tun Sie mir einen Gefallen, Gordon.«
    »Wenn ich kann?«
    »Sie können. Lassen Sie uns bis morgen früh Zeit. Sie haben dieses Material nach und nach bekommen. Sie hatten Zeit, sich daran zu gewöhnen. Sie mußten das nicht alles auf einmal verdauen. Kommen Sie

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