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0317 - Das Todeslied der Unterwelt

0317 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0317 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (2 of 2)
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Unterlippe und verwischte ihren Lippenstift dabei. Norman sah es aus den Augenwinkeln.
    »Theodore Deford«, nickte der Gefragte. »Allerdings, das bin ich. Ich kann mich aber nicht erinnern, Sie schon mal irgendwo gesehen zu haben. Wenn Sie irgendwas von mir wollen, kommen Sie tagsüber wieder. Abends möchte ich nicht gestört werden.«
    Jeder, der das ernst meinte, hätte sich nun wieder der Bar zugewendet, um durch seine Haltung seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Deford dagegen schien gar nicht damit zu rechnen, daß seine Forderung erfüllt werden könnte. Er sah Norman unverwandt an.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie stören muß, aber es ist wichtig.«
    »Abends gibt es nichts Wichtigeres außer der Tatsache, daß man ausspannen und sich ein bißchen amüsieren soll«, erwiderte Deford kühl.
    »Hahahaha!« meckerte einer der jungen Männer vor der Bar, erschrak über den lauten Klang seines Gelächters in der plötzlich eingetretenen Stille und brach abrupt ab.
    »Es ist aber sehr wichtig«, wiederholte Norman geduldig. »Und es duldet keinen Aufschub, Mr. Deford.«
    Der junge Bursche schnippte verächtlich mit den Fingern.
    »Kommen Sie morgen wieder«, sagte er noch einmal.
    Norman zuckte die Achseln. Er griff in die rechte Manteltasche, um seinen Dienstausweis ein zweites Mal hervorzuholen.
    Deford nutzte diese Chance. Er rammte Norman den Kopf vor die Brust, als er vom hohen Barhocker herabsprang.
    Norman wurde einen Schritt zur Seite gestoßen, erwischte aber Deford noch am linken Ärmel.
    »Lassen Sie diesen Unsinn. Sie haben ja doch keine Chance!«
    Ein paar Sekunden stand Deford regungslos, als ob er Normans Behauptung überdenken wollte. Dann aber wich er jäh ein, zwei Schritte zurück und riß eine Blumenvase von einem der Tische.
    Norman duckte sich, und die Vase flog dicht über ihn dahin, um an einer verchromten Haltestange an der Theke zu zerschellen.
    Eine der beiden Frauen kreischte hysterisch auf.
    »Rufen Sie die Polizei!« verlangte sie vom Barkeeper. »Stehen Sie doch nicht herum! Rufen Sie die Polizei an! Theo wird von einem Verrückten bedroht, das sehen Sie doch!«
    Deford griff in die rechte Rocktasche. Als er einen Browning zum Vorschein brachte, schrie Norman sofort:
    »Werfen Sie die Waffe weg! Seien Sie doch nicht verrückt!«
    Es war sinnlos. Theodore Deford war in jener Panikstimmung, die keinen Argumenten mehr zugänglich ist. Er hob die Waffe und zielte.
    Norman stand höchstens vier Schritte von ihm entfernt. Für Deford war es bei dieser kurzen Distanz kaum möglich, vorbeizuschießen. Norman wußte es nur zu gut. Er blickte dem Jungen fest in die Augen. Ganz langsam und eindringlich sagte er:
    »Was soll das, Deford? Glauben Sie denn wirklich, es würde Ihnen etwas nützen, wenn Sie jetzt abdrücken? Draußen in der Halle warten zwei Kollegen auf mich.«
    »Wenn ich zur Hölle fahre, will ich einen mitnehmen.«
    Norman sah, daß er abdrücken wollte. Er sah es eine Zehntelsekunde vorher.
    Aus dem Stand warf er sich in einem gewaltigen Satz zur Seite. Krachend stürzte er über einen Stuhl, rollte weiter, und riß noch im Liegen seinen Revolver hervor.
    Als er sich aufrichten wollte, sah er den Oberkörper Defords etwa von der Mitte der Brust an über die Sitzbank hinwegragen.
    Und Deford zielte erneut auf ihn.
    Norman hatte keine andere Wahl außer der, den entscheidenden Augenblick schneller zu sein. Er zog durch.
    ***
    Wenn ein Bluff nicht ankommt, ist man geneigt, aufzugeben und den Rückzug anzutreten.
    Ich tat das Gegenteil. Ich setzte auf den ersten einen zweiten Bluff drauf. Während mich Georgeton wachsam beobachtete, ging ich zu seinem Telefon.
    Er hatte Nerven aus doppelte gehärtetem Stahl. Er ließ mich den Hörer abnehmen, ohne mit der Wimper zu zucken. Erst als ich die Wählscheibe das vierte Mal in Bewegung setzte, erkundigte er sich gelassen:
    »Wen rufen Sie an?«
    Ich zuckte die Achseln und sagte genauso gelassen:
    »Den Anwalt. Er soll morgen in aller Frühe den Brief zum FBI bringen, während wir uns ausschlafen.«
    »Ach so«, sagte er wegwerfend, als ob es ihn nicht im geringsten interessierte.
    Ich spielte meine Rolle weiter. Die Telefonnummern in New York bestehen aus einer Kombination von zwei Buchstaben und fünf Ziffern. Ich hätte also insgesamt siebenmal die Wählscheibe drehen müssen.
    Georgeton gähnte, als ich den Finger das fünfte Mal in eines der Löcher steckte. Beim sechsten Mal endete sein Gähnen, und er räkelte sich in seinem

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