0317 - Das Todeslied der Unterwelt
nickte. Er mixte sich einen Bourbon mit Eis und einem Spritzer Soda, holte sich eine Zigarre aus einem Kasten auf dem Rauchtisch und zündete sie an.
Erst als er sich derart mit leiblichen Genüssen versorgt hatte, ließ er die Katze aus dem Sack.
»Im Hafen gibt es eine Spedition, die einem gewissen Webster gehörte. Das heißt: dem Namen nach gehörte die Spedition ihm. Er war mein Strohmann, und ich hatte ihn in der Hand. Jedesmal, wenn in seinen Lagerhallen lohnende Objekte lagen - wie beispielsweise damals die deutschen Kameras im Gesamtwert von neunzigtausend -, organisierten wir einen nächtlichen Einbruch. Wir schlugen den Wächter nieder, holten das wertvolle Gut heraus und verschwanden damit. Am nächsten Morgen ›entdeckte‹ Webster den Einbruch und verständigte die Polizei und seine Versicherung. Die Versicherung mußte ihm den Kram ersetzen. Wir aber verkauften die Kameras im Westen, vor allem in Kalifornien. Das war ein Gerschäft mit hundert Prozent Gewinn, wenn man von den verhältnismäßig kleinen Unkosten für die Leute absieht.«
Im Grunde sagte er uns nichts Neues.
Das alles wußten wir längst aus dem Material, das uns der Chefdetektiv der Versicherung, Duff Gordon, zur Verfügung gestellt hatte und das leider nicht vor Gericht zu verwenden war.
Aber jetzt hatte sich Georgeton vor zwei G-men selbst als verantwortlich für diese Einbrüche bekannt, und haargenau diese Art von Bekenntnissen war es ja, die wir suchten.
»Darüber wissen wir ziemlich Bescheid«, sagte Phil wahrheitsgemäß.
»Aber es weiß doch hoffentlich sonst niemand davon?« fragte Georgeton schnell.
»Selbstverständlich nicht. Bis auf die Aufzeichnungen, die unser Anwalt hat.«
»Wer ist das?«
»Glauben Sie im Emst, daß wir Ihnen das sagen?« fragte ich zurück.
»Vertrauen gegen Vertrauen!« forderte er mit biederem Gesicht.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Sobald wir Ihnen sagen, wo Sie den für Sie gefährlichen Brief finden können, inszenieren Sie einen Überfall und beschaffen sich den Brief. Und ich würde jede Wette halten, daß wir innnerhalb von zwölf Stunden so mausetot wären, wie einer nur sein kann.«
»Aber Sie glauben doch nicht, daß ich…«
»Geben Sie sich keine Mühe, Georgeton«, fiel ich ihm ins Wort. »Nach unseren Ermittlungen haben Sie bis jetzt sechs Menschen ermorden lassen. Es ist nicht einzusehen, warum Sie nicht auch noch den siebenten und den achten Mord befehlen sollten, sobald es Ihnen nötig erscheint.«
Er lachte etwas gezwungen.
»Sie haben eine deutliche Art, sich auszudrücken. Aber wie Sie wünschen. Es ist mir sogar lieber, wenn wir uns kein Theater vorzuspielen brauchen. Okay, ich werde euch in dem Augenblick aus dem Weg räumen lassen, in dem ihr nicht mehr gefährlich werden könnt. Ich gebe es zu.«
»Das ist uns klar«, entgegnete Phil ungerührt. »Vorläufig sind wir sicher. Wenn wir den Anwalt nicht zweimal täglich anrufen, geht der Brief an den FBI ab, und das können Sie sich nicht leisten. Das wissen Sie selbst.«
»Leider«, gab Georgeton zu.
»Also erzählen Sie weiter von der Spedition«, sagte ich. »Sie wollten uns erklären, was wir heute nacht zu tun haben.«
»Die Sache ist schwieriger geworden. Mit Webster klappte die Zuammenarbeit reibungslos. Aber dann paßte er nicht auf und erlitt einen tödlichen Unfall. Seine Frau erbte die Firma und sie schob einen gewissen Boones als Geschäftsführer an die Spitze des Unternehmens. Leider war mit Boones überhaupt nicht klarzukommen. Wir haben es versucht.«
»Und da er sich weigerte, mitzuspielen«, sagte Phil, »hatte er denn auch prompt das Pech, von einem jugendlichen Killer namens Albert Stein erschossen zu werden.«
»Das wißt ihr auch?«
»Allerdings«, bestätigte Phil gelassen.
»Ihr werdet mir allmählich unheimlich.«
»Aber wie war das mit der Frau?«
erkundigte ich mich, weil er nun einmal so schön dabei war, indirekt alles das zuzugeben, was wir ihm so gern beweisen wollten. »Mrs. Webster wurde auch umgebracht. Aber nicht von Stein.«
»Nein, das erledigte Leo Moravius. Ursprünglich standen uns drei junge Killer zur Verfügung. Wir haben immer den eingesetzt, den wir im besonderen Fall für besonders geeignet hielten. Nachdem also nun auch die Frau tot ist, hat der Schwiegersohn die Firma übernommen. An den war leichter heranzukommen. Er hatte ein paar Weibergeschichten, und wir haben ihm gedroht, daß wir das an die große Glocke hängen. Das würde für ihn
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