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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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eine Küste aufliefen und zerbarsten oder bis sie zerfielen und hinab in das nasse Grab der Schiffe sanken, trieben sie über die Ozeane.
    Daran dachte Björn Sörens. Doch nahm er nicht an, daß sich in den heutigen Tagen noch ein Segel-Clipper so weit erhalten hatte, daß er bei aufkommenden Wind immer noch fahren konnte.
    »Ich habe den Fliegenden Holländer gesehen!« beharrte Corner, der Matrose. »Ein Schiff, das unter Vollsegel fuhr. Ich weiß, was ich gesehen habe!«
    »Vielleicht war’s der Geist vom alten Felix Graf Luckner!« versuchte ein anderer Matrose einen Scherz. »Mit seinem ›Seeadler‹ ist der doch in diesen Breiten sehr oft hier herumgekreuzt!«
    »Da, Mister Sörens. Jetzt ist es schon fast mit dem bloßen Auge erkennbar!« rief Corner und wies in die Richtung, wo etwas silbrig Glänzendes über den Wogenkämmen auftauchte.
    Und jetzt sahen alle die unheimliche Erscheinung. Eine Galeone, die grünweiß zu strahlen schien. Einige der Seeleute bekreuzigten sich und murmelten Gebete. Gleichzeitig meldete die Wetterstation, daß der Wind in unvorhergesehener Schnelligkeit zunahm.
    »Wenn es nicht der Fliegende Holländer ist – was ist es dann, Mister Sörens?« fragte der Matrose Corner den Dänen.
    »Das werden wir bald herausfinden!« knurrte Sörens entschlossen.
    »Rudergänger! Drei Strich Steuerbord voraus! Genau auf den Segler zu! Corner! Ziehen Sie sich den Anzug zurecht und gehen Sie in den Ballraum. Der Kapitän soll auf die Brücke kommen. Sofort! Und ich bin sicher, daß ihm das hier interessanter erscheint, als einige schwergewichtige Damen zum Wiener Walzer über das Parkett zu schieben. Und Corner… gehen Sie diskret vor. Was immer das ist – wenn es die Passagiere erfahren, haben wir eine Panik an Bord!« Grußlos tippte der Matrose an die Mütze und verließ mit schnellen Schritten die Brücke.
    ***
    Sturmgepeitscht wogte das Grauen heran. Die Segel der »Sea-Falcon« waren zum Zerreißen gespannt. Nomuka, der Dämon, hatte die Galeone mit einem Zauber belegt. Obwohl das ganze Schiff sein Aussehen nicht verändert hatte, waren Spanten und Planken, Segel und Tampen so widerstandsfähig wie am ersten Tage. Und auch die Kanonen, Faustrohre und Musketen waren wieder voll schußfähig.
    Der Schwarze Garfield spürte das. Obwohl sein Geist nicht stark vom Willen des Dämons überlagert war, wollte er doch nicht der Macht, die ihn neu beseelt hatte, Widerstand leisten.
    »Der silbrige Schwamm… so haben wir mal eine alte Kogge auf der Ostsee treiben sehen!« erzählte der Schwarze Garfield seinem Steuermann, während sie vom Wind vorwärts getrieben wurden.
    »Als wir versuchten, an Bord zu gehen, zerbrachen die Planken unter unseren Füßen, und der Kahn löste sich auf. Das war eins der Schiffe, das in den Tagen der Hanse über die Meere kreuzte. Mindestens 300 Jahre. Das ganze Schiff sah so ähnlich aus wie unser ›Falcon‹ jetzt aussieht!«
    »Wie kommt man denn als Pirat auf die Ostsee?« fragte Barret Sweapon.
    »Ich bin damals als ehrlicher Seemann gefahren!« berichtete der Schwarze Garfield. »Und das viele Jahre. Ich war zweiter Steuermann auf der ›Swan of Avon‹, wenn dir das was sagt!«
    Barret Sweapon nickte. Der Fracht-Liner war in allen englischen Häfen gut bekannt.
    »Und vorher bin ich auf der ›Bounty‹ als Maat gesegelt!« berichtete Garfield weiter. »Das war, bevor dieser Menschenschinder William Blight den Kahn übernahm. Ich habe die vorletzte Fahrt in diese Gegend mitgemacht, und daher kenne ich nicht nur die Inseln, sondern weiß auch, wie man ein Schiff führt. Die letzte Fahrt der ›Bounty‹ war ein Jahr später. Von der Meuterei des Fletcher Christian hast du ja sicher gehört?«
    »Ich weiß nur, daß ein paar von den Meuterern zurück nach England gekommen sind und aufgehängt wurden, bevor wir nach Australien deportiert werden sollten!« sagte der erste Steuermann.
    »Doch das ist lange her!«
    »Wer weiß, wie lange es her ist, seit wir in diesen Schlaf gesunken sind, aus dem wir jetzt erst erwachten?« überlegte der Schwarze Garfield. »Nach dem Schwammbelag auf den Planken zu urteilen müßten es ungefähr 200 Jahre gewesen sein.«
    »Zweihundert Jahre?« krächzte Sweapon. »Aber dann müßten wir doch tot sein?«
    »Irgend etwas hat uns zum Leben erweckt. Und es will, daß wir seinen Befehlen gehorchen!« sagte Garfield. »Und da sich Gott nicht um Piraten kümmert, kann es nur der Teufel gewesen sein!«
    »Mir gleichgültig.

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