0318 - Im Reich der Monster-Spinnen
verdammt genau.
Er ruhte sich nicht lange aus, zog das Boot weiter über den Strand und verbarg es unter einem vorspringenden, an eine Nase erinnernden Felsen. Dort würde es nicht so leicht zu finden sein, vorausgesetzt, es kam jemand.
Obwohl es der Inspektor ziemlich eilig hatte, holte er zunächst die Karte hervor und begab sich an deren Studium. Bis zu seinem Ziel mußte er einige Meilen zurücklegen. Luftlinie war es ein Katzensprung, aber in der Karte hatte niemand die Felswand einzeichnen können, die das erste Hindernis für den Chinesen bildete.
Sie mußte zunächst einmal überwunden werden.
Suko ließ nichts anbrennen und machte sich an die Arbeit. Eine lichtstarke Taschenlampe trug er bei sich. In ihrem Schein untersuchte er die Felswand genauer, in der Hoffnung, so etwas wie einen Steilweg zu finden. Die Hoffnung trog.
Suko mußte klettern.
Das tat er auch.
Leider konnte er nicht den direkten Weg nehmen, und so war es schon hell, als der Inspektor keuchend den Rand der Felswand erreichte und dort hockenblieb.
Vor ihm lag das Land.
In der Dämmerung sah es schmutzig aus, mit seinen Hügeln und Tälern, wobei in der Ferne die Zacken der Berge schon im ersten Licht lagen, und der dort liegende Schnee schimmerte wie Silber.
In diese Richtung mußte Suko.
Er zögerte auch nicht länger und machte sich auf den Weg. Es wurde eine beschwerliche Strecke, denn Pfade oder Wege entdeckte Suko nicht. Zu viele Felsen lagen im Weg, die er erst noch umrunden oder überklettern mußte. In der Ebene wurde es besser.
Auch die Lichtverhältnisse änderten sich, mittlerweile war der Tag angebrochen.
Minuten reihten sich aneinander, wurden zu Stunden und die noch blasse Spätmärzsonne schien am Himmel wie eine Scheibe zu kleben.
Ihre Strahlen wärmten kaum, aber Suko schwitzte auch so, denn das Laufen strengte an.
Immer wieder schaute er auf die Karte und verglich. Seine Miene hellte sich zusehends auf, denn er kam seinem Ziel immer näher.
Allmählich verlor die Gegend ihren ebenmäßigen Charakter.
Felswände und steile Hänge rückten näher. Das Gelände wurde gebirgiger, der Marsch noch anstrengender.
Wieder mußte Suko sich an Felswänden vorbeischieben oder über schmale Pfade wandern, und er sah plötzlich vor sich eine hohe Wand.
Dieser Berg gehörte praktisch zu Campa, nur lag der Ort auf der anderen Seite, wo laut Karte das Gelände flacher abfiel, bevor man nach Campa hineinkam.
Sukos Weg führte an der Wand vorbei. Sie war mit winterfesten Büschen und manchmal mit Gras bewachsen. Sie besaß Buckel, Vorsprünge und Merkmale, die den Inspektor hin und wieder an die Gesichter von Menschen erinnerten.
In dieser Gegend hatte sich John Sinclair herumgetrieben. Um ihn ging es, ihn sollte Suko finden.
War das zu schaffen?
Er blieb stehen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und entdeckte einen schmalen Weg, der, in die Höhe führte und ihn an einen kleinen Paßpfad erinnerte.
Den mußte Suko überwinden!
Er strengte sich an.
Rechts von ihm lag die Felswand, links zwar auch ein Hang, doch er stach längst nicht so steil hoch.
Plötzlich blieb Suko stehen.
Etwas hatte ihn gewarnt.
Augenblicklich bewegte sich der Inspektor geschmeidig zur Seite und verschwand im Schatten der Wand.
Hier lauerte er.
Von oben her wurde er von einer vorspringenden Felsnase gedeckt. Er horchte, ob sich das Geräusch wiederholte, aber er konnte noch nichts vernehmen. Dennoch war er sicher, sich nicht getäuscht zu haben.
Vielleicht hatte ein Tier das Geräusch verursacht, denn möglicherweise gab es in dieser Gegend Gemsen, aber es konnte auch ein Mensch gewesen sein.
Und so lauerte Suko.
Sehr flach und so gut wie unhörbar atmete er. Denn er wollte dem Gegner keinen Vorteil geben.
Er hörte etwas!
Steine tickten die Steilwand hinab, schlugen mehrmals auf und blieben nicht weit entfernt von Suko am Boden liegen.
Wer turnte über ihm herum?
Diese Frage beschäftigte den Chinesen und noch mehr die Antwort, die man ihm leider nicht gab.
Suko wollte sie selbst holen. Er blieb nicht mehr in Deckung der Wand. Zwei Schritte brachten ihn auf den kleinen Pfad. Dort wartete er gespannt und wurde von den Ereignissen überrascht.
Etwas fiel herab. Ein großes Tier, das auf dem Pfad gerade noch Platz hatte.
Suko schüttelte den Kopf und hielt gleichzeitig den Atem an. Was er vor sich sah, schien aus einem Film zu stammen, denn auf dem Weg hockte eine weiße Monsterspinne…
***
Claudia Darwood wunderte sich,
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