0319 - Götzenbrut
Mitglieder der Besatzung besaßen kleine Kanonen und feuerten sie ab. Es waren keine Kugeln, die auf das Schlauchboot zujagten, sondern an ihrem Ende beschwerte Taue mit Rettungsringen.
Es kam auf jede Sekunde an. Suko und Claudia mußten ungemein schnell sein, wenn sie den nach wie vor mordgierigen Spinnen entrinnen und sich im Bauch des U-Bootes in Sicherheit bringen wollten.
Zuerst das Mädchen.
Suko fing das Tau auf und streifte Claudia den Ring über, bevor er sie hochhob und über Bord schleuderte. »Halt die Luft an, Mädchen!« schrie er, dann verschwand Claudia Darwood in der eiskalten See.
Die Dämonenpeitsche war Suko nur hinderlich. Er ließ sie im Hosengürtel verschwinden, schnappte das Tau und streifte ebenfalls den Ring über.
Claudia wurde durch das Wasser gezogen. Sie half selbst durch Schwimmbewegungen mit.
Auf dem Deck des aufgetauchten U-Boots standen neben ihren Rettern auch noch andere Soldaten, die Maschinenpistolen schußbereit in den Händen hielten.
Die hohe Dünung tat dem U-Boot nichts. Das Schlauchboot aber begann zu schwanken. Suko hätte eigentlich schon über Bord springen müssen, doch er wollte sehen, ob die Frau es auch schaffte.
Ja, sie entwischte den Spinnen.
Abermals vernahm der Chinese die Stimme aus der Flüstertüte.
»Kommen Sie rüber, Mann!«
Suko hob den Arm. Damit gab er sein Einverständnis, kletterte auf den Wulst der Bordwand und sprang.
Wie auch schon Claudia Darwood, so wurde er jetzt von den Fluten geschluckt. Wieder einmal mußte sich Suko zunächst an die Eiseskälte des Wassers gewöhnen. Für einen Moment raubte ihm der Schock die Luft. Er verschwand innerhalb des flüssigen »Glases« und spürte den Ruck, mit dem er plötzlich weitergezogen wurde.
Wenig später durchstieß sein Kopf die Oberfläche. Suko schleuderte die nassen Haare aus der Stirn.
Die Männer auf Deck schossen.
Suko hörte das bekannte helle Knattern der MPi-Schüsse und drehte sich im Wasser liegend auf die Seite.
Er war nicht das Ziel der Schützen. Sie hatten es auf die weißen Monsterspinnen abgesehen.
Groß zu zielen brauchten sie nicht. Die Körper boten genügend Fläche. Die Garben hieben gegen die Panzer. Ihre Wucht stieß die Spinnen auch zurück oder brachte sie zumindest aus dem Konzept.
Geknackt werden konnte der Panzer von den Geschossen nicht.
Die Spinnen schwammen weiter.
Sie ließen sich von den Wellen tragen, bewegten hektisch die Beine und hatten noch längst nicht aufgegeben.
Suko entkam ihnen dennoch. Von Claudia Darwood sah er nichts.
Sie war bereits unter Deck gebracht worden, während hilfreiche Hände den Inspektor unterstützten.
Naß und schweratmend stützte er sich am Turm ab. Er nickte dem Ersten Offizier zu und bedankte sich für seine Rettung.
Der Mann winkte ab. »War ja ausgemacht!« Er schluckte und deutete auf die See. »Aber was ist das?«
»Spinnen, Sir.«
»So groß?«
»Ja leider.« Suko wollte noch etwas hinzufügen. Die Worte wurden ihm vom Knattern der Maschinenpistolen von den Lippen gerissen. Er schaute zu, wie die Kugeln gegen die Spinnenkörper hieben, ohne ihnen gefährlich werden zu können.
»Ich verstehe das nicht«, sagte der Erste.
Suko hob die Schultern. »Da wird wohl alle Mühe vergebens sein«, erklärte Suko.
»Wahrscheinlich müssen wir Torpedos nehmen«, sagte der Erste.
»Am besten wäre es, zu tauchen.«
»Und die Spinnen?«
Suko hob die Schultern. »Da wird mir schon etwas einfallen. Tauchen und kreisen, bevor die Spanier aufmerksam werden und es noch diplomatische Verwicklungen gibt. Nachdem vor kurzem zwei ihrer Schiffe von den Franzosen beschossen worden sind, reagieren sie allergisch, habe ich mir sagen lassen.«
»Das stimmt leider.«
Der Erste befahl seinen Männern, das Feuer einzustellen. Der Reihe nach verschwanden die Soldaten im Bauch des Boots, Suko und der Erste Offizier folgten ihnen.
Am Seerohr stand der Kapitän. Er nickte dem Chinesen kurz zu.
Eine Frage stellte er nicht.
Befehle geisterten durch das Schiff. Die Luken schlossen sich automatisch. Flutventile wurden geöffnet, das Boot bekam Ballast, wurde schwerer und verschwand allmählich in der Tiefe.
Jemand kam herbei und reichte Suko heißen Tee. Ein anderer brachte eine Decke, die sich der Inspektor dankbar über die Schulter legte. Der Tee war mit Rum veredelt worden. Suko hatte sich auf einem Notsitz niedergelassen und trank die Flüssigkeit in kleinen Schlucken.
Er merkte kaum, daß sie sanken. Im Bauch des Schiffes
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