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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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Zeit, mein zukünftiges unter die Lupe zu nehmen, aber auf den ersten Blick würde ich sagen, daß es das beste zu sein scheint, in dem ich je gearbeitet habe.
    Wenn ich mich recht erinnere, so habt ihr beide, Nelsy und du, auch ganz gern mal die Nasen in die Labors gesteckt? Ihr seid natürlich herzlich eingeladen, mir Gesellschaft zu leisten, so oft ihr Lust habt.“
    Die Erwähnung des Weißen Turms und Professor Scheelrings ernüchterte mich ein wenig. Ich dache an die dramatische Nacht, die ich zusammen mit Leutnant Boze verbracht hatte.
    Ich wechselte das Thema.
     

     

„Kommen Sie schnell, Herr Doktor!“
    Boze, der Polizeileutnant stand in der Tür meiner Ordination. Es war am nächsten Morgen, und ich hatte eben den ersten Patienten hereingelassen.
    Ich griff nach meiner Tasche. Während wir die Treppe hinunterliefen, keuchte er: „Es ist sehr dringend. Ein Unfall in der Nähe von Morge, nicht weit von hier.“
    Wir sprangen in seinen Wagen. Ich war hin und wieder geholt worden, wenn es bei einem Autounfall Verletzte gab und dringend ärztliche Hilfe gebraucht wurde.
    Nach etwa zehn Minuten Fahrt stand ein Mann am Straßenrand und gab uns Zeichen. Boze bremste und öffnete die Wagentür.
    „Da drüben ist es, Leutnant“, sagte der Mann.
    Boze ließ ihn einsteigen und bog auf den Feldweg ein, der an dieser Stelle von der Straße abzweigte.
    „Was ist denn passiert?“ fragte Boze.
    „Es hat Pierre getroffen, Pierre Jargeaud. Dort unten sehen Sie seinen Hof. Es hat ihn erschlagen, und eine Kuh auch.“
    „Eine Hochspannungsleitung?“
    „Nein, nein! Der Blitz! Keiner kann es verstehen. Er stand mitten auf der Wiese, mit dem Vieh. Und dort hat ihn der Blitz erschlagen.“
    „Der Blitz? Das gibt es nicht, es ist nicht eine Wolke am Himmel“, sagte der Leutnant ungeduldig. „Sehen Sie doch hinaus, das Wetter ist strahlend schön!“
    Plötzlich sah er mich an. Offensichtlich erinnerte er sich an mein Erlebnis.
    „Außer …“, murmelte er.
    „Genau“, sagte ich.
    „Wir sind gleich da“, erklärte der Bauer. „Dort unten auf der Wiese. Pierre Jargeaud hat das Bewußtsein verloren, aber er sieht so aus, als würde er noch leben. Wir sollten besser hier stehenbleiben, dort vorn kommt ein schlimmer Graben.“
    Boze hielt den Wagen an und nahm eine Sauerstoffflasche vom Rücksitz.
    Einen Moment lang glaube ich, zu träumen, so wie damals, als ich mein Abenteuer erlebte.
    Eine Hecke verwehrte uns etwas die Sicht, aber wir konnten die Wiese überblicken. Links weideten friedlich einige Kühe, rechts vor uns, etwa hundert Meter entfernt, in der Mitte eines kleinen Flecks, an dem das Gras etwas grüner war als die übrige Wiese, standen fünf oder sechs Personen. Zwei von ihnen beugten sich gerade über den Bauern. Einige Schritte davon entfernt lag eine Kuh flach auf dem Boden.
    Ein Mann löste sich aus der kleinen Gruppe und lief uns entgegen, ein großer, magerer Bauer mit starkem, hellblondem Schnurrbart. Er war sehr aufgeregt.
    „Ich fürchte, ihr kommt zu spät!“ rief er. „Vor zehn Minuten hat sein Herz noch geschlagen, aber jetzt hat es aufgehört.“
    Ich begann zu laufen. Das Gras war so naß an der Stelle, an der die Leute standen, als hätten einige Wassertanks ihren Inhalt dort abgelassen. Rundherum war die Wiese staubig und trocken. Eine Frau kniete weinend neben dem kleinen, kräftigen Mann, der reglos auf der Erde lag. Seine Arbeitshosen und sein Unterhemd waren naß. Aus seinem Haar tropfte das Wasser.
    Boze folgte mir mit der Sauerstoffflasche.
    Selbst wenn das Herz bereits einige Zeit stillgestanden hat, kann man es oft mit Geduld und der richtigen Taktik wieder zum Schlagen bringen. Ich machte mich sofort an die Arbeit, massierte das Herz, drückte den Brustkasten zusammen und beatmete Nase und Mund des Bewußtlosen.
    Die Leute schwiegen und sahen gespannt zu.
    Dann unterbrach ich meine Anstrengungen einen Moment lang, um eine Injektion zu geben. Dabei kniete ich auf dem nassen Gras und spürte die Feuchtigkeit durch meine Hosen. Die Sonne schien sehr heiß herunter.
    Er hat genau das gleiche erlebt wie ich, dachte ich. Eine plötzliche Helligkeit, ein Wasserschauer, zweifellos hatte es auch den Wirbel gegeben. Das Gefühl der Unwirklichkeit, das ich schon vorher verspürt hatte, wuchs. Ich glaubte, einen Traum zu erleben, oder besser, einen Alptraum – einen, den ich schon kannte.
    Ich hörte den Bauern, der uns entgegengelaufen war, zum Leutnant sagen: „Ich habe alles

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