032 - Seelenträger
Seelenwanderung unterstützen.«
Mer'ol schnaufte nur verächtlich, bevor er Matt anblaffte: »Selbst wenn du dich vor deiner Verantwortung drücken willst, gibt es kein Zurück mehr.« Dabei ließ er seine Flossenhand in einer höhnischen Geste über die eigenen Kiemenlappen gleiten. Er brauchte nicht auszusprechen, was er damit andeuten wollte.
Es war offensichtlich, dass ihn die neuen Atmungsorgane auch zu einem Gefangenen des Meeres machten.
Bel'ar warf ihrem Kollegen einen vernichtenden Blick zu. Es gefiel ihr nicht, dass er ihre Vermittlungsversuche durch seine ständigen Gehässigkeiten torpedierte.
Matt fühlte sich durch den chirurgischen Eingriff missbraucht, trotzdem ließ er sich nicht durch Mer'ols Anspielung einschüchtern. Schließlich konnten die Hydriten trotz ihrer Kiemen an der Luft atmen. Zumindest zeitweise. Aber natürlich machten ihn die Kiemen bei den Menschen, die alles fürchteten, was sie nicht verstanden - und gerne töteten, was sie fürchteten - zu einem Außenseiter, einem Freak.
Für den Schockstab in Mer'ols Rechten hatte Matt allerdings nur noch ein spöttisches Lächeln übrig. Wenn die Hydriten ihm wirklich schaden wollten, hätten sie bestimmt nicht die Mühen einer Kiemenimplantation in Kauf genommen.
Aber Matt durfte nicht die Möglichkeit verstreichen lassen, Quart'ol zu helfen.
»Gut, ich begleite euch«, entschied er.
»Um Quart'ols willen.«
Zufrieden setzten die Hydriten den Weg mit ihm fort. Da sie mit der Strömung in Richtung Meer tauchten, kamen sie schnell voran. Matt ahmte schnell die anmutigen Bewegungen seiner Begleiter nach, die mit natürlicher Eleganz durchs Wasser glitten. Ein weiterer Hinweis darauf, dass er auf die Erfahrungen von Quart'ol zurückgreifen konnte.
Allerdings war Matt gehandicapt, weil ihm keine Schwimmhäute zur Verfügung standen. Gleichzeitig stellte er fest, dass er nicht mehr seine Uniform trug, sondern einen wasserdichten Anzug, der ihn vor den eisigen Wassertemperaturen schützte.
Das Material, aus dem die eng anliegende Montur bestand, war leicht und flexibel.
Viel bequemer als die Nepronanzüge, die er durch seine Tauchgänge im Rahmen der Pilotenausbildung kannte.
Die Hydriten hatten offensichtlich an alles gedacht, um ihn gut auf seine Reise zum Meeresgrund vorzubereiten. Da er keine Schwimmbrille trug, mussten sie auch seine Augen verändert haben, um ihm eine klare Unterwassersicht zu ermöglichen.
Bel'ar erklärte ihm auf seine Nachfrage, dass sie ihm Linsen eingepflanzt hatten, sodass sich ein dünnes Luftpolster zwischen Wasser und dem gewölbten Augapfel bildete.
Nach einer halben Stunde erreichten sie die Chesapeake Bucht. Die Hydriten tauchten tiefer hinab. Die Lichtlanzen ihrer Handlampen kreuzten sich in einem bizarren Muster, als ob sie etwas im Flussbett suchen würden.
Nach kurzer Zeit war Bel'ar auf etwas irgendetwas gestoßen.
Sie begann mit ihrem Lichtkegel verschlungene Symbole in den Schlamm zu zeichnen, als wollte sie eine Art Signal geben.
Sekunden später wirbelte der dichte Untergrund auf. Millionen von feinen Dreckpartikel, die im Licht der Handlampen wie Schrapnellgeschosse wirkten, jagten nach allen Seiten.
Aus den dichten Schwaden löste sich ein unförmiger Schatten, der mit unglaublicher Geschwindigkeit zu ihnen empor stieg.
Matt blieb beinahe das Herz stehen, als er in das geöffnete Maul eines Riesenrochens blickte, der abrupt vor ihnen stoppte.
Das monströse Wesen wäre ohne weiteres fähig gewesen, sie allesamt auf einen Schlag zu verschlingen, doch es begnügte sich, mit majestätischen Körperschwingungen vor ihnen im Wasser zu schweben.
Die Hydriten zeigten nicht die geringste Angst vor dem Rochen, sondern ließen sich in seinem Nacken nieder.
Matt zögerte einen Moment. Erst als Bel'ar ihn heran winkte, folgte er dem Beispiel der Fischmenschen. Als er näher schwamm, erkannte er die sitzähnlichen Vertiefungen, die sich über den Rücken des Tieres zogen. Die Hydriten hatten bereits Platz genommen, während Bel'ar auf eine Delle neben sich deutete, in der ein Paar Taucherflossen deponiert waren.
»Die sind für Sie«, knarzte das Fischwesen. »Ich hoffe, wir müssen nicht mehr befürchten, dass Sie uns davon schwimmen.« Im Wasser klangen ihre Laute wesentlich dumpfer als an Land.
»Um diesem Riesenbaby zu entkommen, brauchte ich wohl schon Raketenstiefel«, blubberte Matt missmutig zurück, während er die Flossen über seine nackten Füße streifte. Die Schwimmhilfen
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