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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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so offen eingestand und sich nicht herauszureden versuchte, schien Bel'ar zu imponieren. In einer tröstenden Geste ließ sie ihre unförmige Flossenhand über Matts Schulter gleiten. »Sie müssen sich nicht für Ihr Volk schämen, Maddrax. Die Hydriten haben eine ebenso gewalttätige Vergangenheit. Trotz Ei'dons Lehren dauerte es viele Generationen, bis wir zum friedlichen Einklang mit den Ozeanen und seinen Lebewesen fanden.«
    Ihre Begleiter, die das Gespräch verfolgten, nickten zustimmend. Nur Mer'ol starrte Matt mit kaltem, unnachgiebigen Blick an. Zum ersten Mal kam dem Piloten der Gedanke, dass bei weitem nicht alle Hydriten so sanftmütig und friedliebend waren, wie Quart'ol einst behauptet hatte.
    Während sie weiter durch den Ozean glitten, brach über ihnen der Morgen an.
    Sonnenstrahlen durchfluteten das glasklare Wasser, das an dieser Stelle gut vierzig Meter tief war. Ein einzigartiges Naturschauspiel, wie es noch kein Mensch erleben durfte - auf dem Rücken eines Riesenrochen, ohne sich Sorgen um einen begrenzten Atemvorrat oder Dekompressionszeiten zu machen.
    Sie durchquerten schwebende Seetangwälder, in denen goldene Garibaldifische ihre Bahn zogen.
    Sardellenschwärme kreuzten ebenso ihren Weg wie rotleuchtende Schafskopfbrassen, Kelpfische, Wasserschildkröten und Delfine. Das Ende der Hochseefischerei hatte sich äußerst positiv auf Flora und Fauna der Ozeane ausgewirkt.
    Wenigstens ein Kontinent, der von
    »Christopher-Floyd« profitiert hat, dachte Matt zynisch.
    Er entdeckte auch neue Fischarten, die es zu seiner Zeit nicht gegeben hatte. Sie schillerten in den abwegigsten Farbkombinationen, die zur Zierde, aber auch zur Abschreckung dienen mochten.
    Falls einige dieser Exemplare gefährlich waren, wagten sie sich aber nicht an den Man'tan heran.
    Während Matt die Reise durch eine fremde Welt genoss, berichtete ihm Bel'ar vom Leben der Hydriten. So erfuhr er, dass sie zur Kaste der Beobachter gehörte, die das Leben der Landbewohner erforschte. Auf diese Weise wollten sich die Hydriten vor nachteiligen Entwicklungen für die Ozeane schützen.
    Im Gegensatz zu vielen Kollegen verspürte Bel'ar aber keine Ängste vor den Menschen. Was erklärte, warum sie den Kontakt zu Matthew suchte. Für eine Verhaltensforscherin ihres Formats war sein Besuch natürlich ein Glücksfall. Wie konnte man schon mehr über die Menschen herausfinden als durch persönliche Kontaktaufnahme?
    Aus ihrem Gespräch hörte Matt deutlich heraus, dass sie Mer'ols abweisende Haltung nicht teilte. Die beiden Hydriten waren sich offensichtlich auf Anhieb unsympathisch gewesen. Mer'ol schien aber auch bei Bol'gar und Kug'or nicht sonderlich hoch im Kurs zu stehen. Ein Umstand, der vielleicht noch einmal wichtig werden konnte.
    Matthew verstand oft nur die Hälfte von dem, was Bel'ar ihm von dem Leben in Hykton berichtete, trotzdem sog er jede noch so kleine Kleinigkeit in sich auf.
    Er war sich darüber im Klaren, dass ihm hier ein einmaliger Einblick in eine fremde Zivilisation geboten wurde, die älter war als die Menschheit.
    Doch würde man ihn zurückkehren lassen, um davon zu berichten?
    Ehe er über diese Frage nachgrübeln konnte, ging der Man'tan in einen Sinkflug über, der einem Düsenjäger der Air Force alle Ehre gemacht hätte. Matt konnte das beurteilen, schließlich hatte er schon genügend Jets geflogen.
    Je tiefer der Rochen tauchte, desto stärker veränderten sich die Farben um sie herum. Matthew wusste, dass Wasser wie ein Blaufilter wirkte, der die warmen Farben in der Reihenfolge Rot-Orange-Gelb abbaute. Obwohl sie sich bereits vierzig Meter unter dem Meeresspiegel befanden, herrschten aber weiterhin gute Sichtverhältnisse. Die Sonnenstrahlung reichte noch bis zum Grund des Ozeans, der etwa zwanzig Meter tiefer lag.
    In gut einem Kilometer Entfernung wuchsen zwischen Granitfelsen und Muschelbänken kugelförmige Gebäude empor, die von kaltem blaugrünen Licht umflutet wurden. Einige der Konstruktionen hatten das Ausmaß eines Football-Stadions, andere bestanden aus ineinander verwachsenen Sphären, die mehrere Stockwerke in die Höhe ragten.
    Umher schwimmende Hydriten zeichneten sich als filigrane Silhouetten ab.
    Obwohl das gesamte Design fremdartig wirkte, strahlte der Anblick Wärme und vor allem Leben aus. Matt fühlte sich seltsam berührt. Zum ersten Mal seit dem Kometeneinschlag hatte er den Eindruck, sich einer modernen Metropole zu nähern.
    Kein Zweifel, vor ihm lag Hykton.
    ***
    Hykton,

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