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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bestanden aus dem gleichen warmen Material wie sein Taucheranzug. Zuerst sah es so aus, als ob sie eine Nummer zu groß wären, aber als Matt hineinschlüpfte, zog sich die flexible Substanz zusammen, bis sein Fuß hautnah umschlossen wurde. Ein leichtes Pulsieren kitzelte an Fersen und Zehen.
    Die Berührung war angenehm, fast zärtlich. Beinahe so, als bestünden die Flossen aus einer lebenden Substanz.
    Verwundert ließ Matthew sich neben der Hydritin niedersinken. Kaum hatte er die Sitzfläche berührt, schossen tentakelförmige Fortsätze aus dem Rochen, die sich wie ein Gurt um seine Hüfte schlangen. Der Vorgang hatte nichts Bedrohliches an sich. Im Gegenteil, Matt fühlte sich so sicher, wie in Abrahams Schoß.
    »Ist das ein echter Rochen?«, erkundigte er sich bei Bel'ar.
    Die Hydritin wiegte den Kopf, als wüsste sie nicht, wie sie die Frage am besten beantworten konnte. Oder sie wollte einem Fremden nicht zu viele Geheimnisse anvertrauen.
    »Unsere Urväter ritten noch auf echten Tieren«, erklärte sie schließlich. »Inzwischen züchten wir in unseren Laboren bionetische Lebensformen, die perfekt an unsere Bedürfnisse angepasst sind.«
    Als ob damit alles gesagt wäre, gab sie dem vor ihr sitzenden Bol'gar ein Zeichen, dass sie bereit waren. Der Hydrit tippte mit seinem Meterstab leicht gegen den Nacken des Rochen. Grinsend drehte er sich zu Matt um. Seine Augen glänzten vor Begeisterung, als er rief: »Festhalten! Das ist ein neuer Man'tan QL!«
    Die letzten Worte wurden ihm fast von den Lippen gerissen, denn die bionetische Lebensform brachte ihren flachen Körper zum Schwingen und schoss mit einem gewaltigen Satz nach vorne. Matt war froh, dass ihn das Tentakelgeflecht in die Sitzmulde presste, während der Man'tan eine engen Kurve beschrieb, um direkten Kurs aufs offene Meer zu nehmen.
    Knapp zehn Meter unter der Wasseroberfläche glitten sie auf dem Rochen dahin.
    Während die übrigen Hydriten in tiefes Schweigen verfielen, brannte Bel'ar darauf, mit Maddrax zu kommunizieren. Sachlich erkundigte sie sich nach den Vorkommnissen, die vor einem halben Jahr zu Quart'ols Tod geführt hatten. An der Art, wie sie ihre Fragen stellte, wurde Matt deutlich, dass sie Mer'ols Worten nicht allzu sehr traute. »Es war nicht leicht, die empfangenen Gehirnwellenmuster richtig einzuordnen«, berichtete sie. »Erst als wir uns an die Siedlungen jenseits der atlantischen Weite wandten, konnten wir rekonstru30 ieren, was geschehen war. Es ist das erste Mal in der Geschichte unseres Volkes, dass die Seele eines Quan'rill auf einen Menschen übertragen wurde. Unsere Wissenschaftler sind schon ganz begierig, Sie kennen zu lernen, Maddrax.«
    Mer'ol stieß ein verächtliches Schnauben aus, mischte sich aber nicht in das Gespräch ein. Matt fragte sich einen Moment, wie der »britische« Hydrit innerhalb weniger Tage den Atlantik hatte überqueren können. Dann fiel ihm wieder die Transportröhre ein, die von Quart'ols Forschungsstation an die englische Küste führte.
    War es möglich, dass solche Verbindungen quer durch die Ozeane verliefen, um die Metropolen der Fischmenschen miteinander zu verbinden?
    Matt verkniff sich die Frage, denn er musste Bel'ar erst von seinem Treffen mit Quart'ol berichten. Die Hydritin hatte ein Recht darauf zu erfahren, was damals vorgefallen war. So erzählte Matt, wie er in die Hände von Sklavenhändlern geraten war, die ihn und seine Gefährtin Aruula unter unmenschlichen Bedingungen an der englischen Südküste entlang getrieben hatten.
    Anfangs bereitete es ihm große Mühe, mit seinem Kehlkopf die klackenden Laute der Hydriten zu imitieren, die sich als gut hörbare Schallwellen im Wasser fortpflanzten. Doch mit jedem Satz fiel ihm das Sprechen leichter. Er berichtete, wie die Hydriten Aruula und ihn vor dem wahnsinnigen Mörder Crane gerettet hatten. Eigentlich sollten sie nie wieder an Land zurückkehren können, denn die Fischwesen achteten seit Jahrhunderten darauf, dass die Landbewohner nichts von ihrer Existenz erfuhren. Matt konnte jedoch den leitenden Wissenschaftler Quart'ol davon überzeugen, dass eine friedliche Koexistenz mit den Menschen möglich war.
    Diese Utopie stellte sich wenig später als tragischer Irrtum heraus, den der weise Hydrit mit seinem Leben bezahlen musste. Seitdem plagten Matt schwere Gewissensbisse. Er hatte die barbarische Natur seiner Landsleute geradezu verharmlost, nur um an die Oberfläche zurückkehren zu dürfen.
    Dass er seine eigenen Fehler

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