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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Notiz:
Telegrafieren Sie an unsere Bank in Tiverton, daß man einen neuen Direktor hierherschickt, der die Geschäfte weiterführt, und übergeben Sie ihm diesen Schlüssel.
    Brown sah bestürzt vom Doktor zum Polizeibeamten.
    »Ich verstehe nicht, was das zu bedeuten hat.«, sagte er verwirrt. »Warum nur hat Mr. Bartholomew nicht gewartet, und wohin mag er gegangen sein?«
    Diese beiden Fragen wurden verhältnismäßig rasch beantwortet. Um zwei Uhr nachts erfuhr der Inspektor, daß Bartholomew mit dem letzten Zug nach Exeter gefahren war - die Wagen hatten sich schon in Bewegung gesetzt, als er im letzten Moment aufsprang.
    Um zehn Uhr am nächsten Morgen erschien ein Bankbeamter, der in aller Eile den Inhalt der Stahlkammer kontrollierte.
    Mit einem Stoß von Papieren und hinterlegten Gegenständen in der Hand kam er wieder aus dem Tresorraum, legte alles auf den Tisch und nahm dann Einsicht ins Buch für Depositen.
    »Depot Nummer vierundsechzig,«, las er langsam, »ein Halsband, mit Diamanten besetzt, Eigentum von Mrs. Stella Markham auf Tor Towers. Deponiert am neunzehnten September. Wert einhundertzwölftausend Pfund und versichert bei der Bank. Prämie bezahlt.«
    Er hob den Kopf und sah auf das geöffnete Paket. Die Siegel waren aufgerissen, die Schnüre abgestreift. Das braune Papier hing in Fetzen herunter, und der Glaskasten war - leer.
    Am gleichen Nachmittag wurde ein Steckbrief hinter Jim Bartholomew erlassen. Man klagte den Bankdirektor des Mordes und der Veruntreuung an. Seine Personenbeschreibung wurde telegrafisch im ganzen Land verbreitet, etwas später auch über das Radio. An alle Dampfer, die an dem Tag England verlassen hatten, wurden dringende Anfragen gerichtet, doch alle antworteten: ›Nicht an Bord.‹

11
    Margot Cameron stand an der Reling der großen ›Ceramia‹. Ängstlich beobachtete sie den Kai, ob Jim sich nicht irgendwo zeigte. Er hatte ihr doch versprochen, sich an Bord des Dampfers von ihr zu verabschieden, und sie wußte, daß etwas Außergewöhnliches passiert sein mußte, wenn er nicht kam. Sie hätte ihm noch so viel zu sagen gehabt - all das, was ihr nicht eingefallen war, als sie sich das letztemal gesehen hatten.
    Am liebsten hätte sie geweint, und die Tränen standen ihr zuvorderst, als die Schiffsglocke schlug und den Nichtmitfahrenden das Zeichen gab, von Bord zu gehen.
    Margot stand immer noch oben an der Reling auf Deck, wo sie den größten Fernblick hatte, als der Dampfer langsam ins Meer hinausfuhr. Immer roch hoffte sie, Jim doch noch an Land zu sehen. Erst als die ›Ceramia‹ Netley passierte, ging sie mit einem schweren Seufzer nach unten in die Luxuskabinen, die ihr Bruder hatte reservieren lassen.
    Die Geräumigkeit der Kabinen ließ sie ihre Einsamkeit noch mehr fühlen, und zum erstenmal in ihrem Leben empfand sie so etwas wie Heimweh. Aber sie faßte sich bald wieder, kleidete sich um, nahm ein Buch und ging aufs Promenadendeck, um ihren Liegestuhl aufzusuchen.
    Frank hatte alles mit der größten Sorgfalt vorbereitet, und drei Stühle waren mitschiffs für die Reisegesellschaft reserviert. Der Steward brachte ihr Decken und ein Kissen aus der Kabine, und sie versuchte, sich so gut wie möglich die Zeit zu vertreiben.
    Der Anhängezettel des Nachbarstuhls flatterte im Wind. Margot wurde darauf aufmerksam und faßte danach.
    ›Mrs. Dupreid‹, las sie, und nun erinnerte sie sich daran, daß ja Ceciles Freundin an Bord sein mußte.
    Sie legte ihr Buch auf den Stuhl und ging zum Büro des Zahlmeisters, wo sie den Gehilfen um Auskunft bat.
    »Mrs. Dupreid?« wiederholte er. »Ja, die Dame ist an Bord. Sie hat die Staatskabine zweihundertneun auf Deck C.«
    Margot bedankte sich, fuhr mit dem Lift zum C-Deck und suchte nach der Kabine.
    Nr. 209 lag in der Mitte des Schiffs. Auf Margots Klopfen öffnete eine Zofe die Tür einen Spaltbreit.
    »Ist Mrs. Dupreid in ihrer Kabine?«
    »Jawohl, Madame. Aber sie möchte niemanden sehen.«
    »Sagen Sie ihr doch bitte, daß Miss Cameron hier ist.«
    »Sie weiß, daß Sie an Bord sind, Madame«, erklärte das junge Mädchen, »und sie bat mich, sie bei Ihnen zu entschuldigen. Sie fühlt sich nicht wohl und kann niemanden empfangen.«
    Margot ärgerte sich etwas über diesen wenig freundlichen Empfang, drückte ihr Bedauern aus und kehrte auf das Promenadendeck zurück, um zu lesen.
    Inzwischen waren die Passagiere aus dem Speisesaal heraufgekommen. Erst jetzt kam ihr zum Bewußtsein, daß sie gar nicht daran

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