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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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weniger ausstehen konnte. »Ich habe mir sagen lassen, daß man sich dort die Zeit ganz gut vertreiben kann.«
    Stella richtete sich auf und sah Margot nicht gerade sehr freundlich an.
    »Ich kenne niemanden, der je in Coney Island gewesen wäre«, erwiderte sie und schaute wieder in ihr Buch.
    Margot erhob sich und ging unruhig auf dem Promenadendeck auf und ab. Schließlich fuhr sie mit dem Lift zum F-Deck, wo das Büro des Zahlmeisters lag. Die Unterhaltung mit Mrs. Markham hatte sie in der Erwartung bestärkt, daß immer noch ein Telegramm von Jim eintreffen könnte. Auf jeden Fall erwartete sie eines von ihrem Bruder und ihrer Schwägerin.
    Tatsächlich erhielt sie auch ein Formular ausgehändigt, doch die Depesche stammte von Frank. Von Jim war nichts angekommen, ebensowenig von Cecile. Margot fiel ein, daß Cecile sich ja auf der Reise nach Schottland befand, und unterwegs war es natürlich schwierig, ein Telegramm zu senden.
    Sie wanderte ziellos auf dem Schiff umher, bis es Zeit zum Tee war. Keine einzige vertraute Seele war an Bord, und aus reiner Langeweile kehrte sie in ihre Kabine zurück und legte sich hin. Sie wurde durch ihre Zofe gestört, die ihr das Abendkleid zurechtlegte.
    »Wie spät ist es?«
    »Es ist halb sieben, Madame«, antwortete Jenny.
    Das Mädchen sah blaß und krank aus.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Ich werde so leicht seekrank.«
    »Aber jetzt ist es doch nicht schlimm«, meinte Margot. »Die See ist glatt wie ein Spiegel. Wo sind wir eigentlich?«
    »In der Nahe von Cherbourg. In einer Stunde kommen wir dort an und bleiben mehrere Stunden.«
    Nachdem Margot sich angekleidet hatte, ging sie in den Speisesaal und ließ sich einen Tisch geben, der nur für eine Person gedeckt war. Frank hatte natürlich einen guten Tisch mit drei Plätzen bestellt. Am andern Ende des Speisesaals sah sie Mrs. Stella Markham, die ein wundervolles Abendkleid in Schwarz und Blau trug. Auch sie saß an einem Tisch für sich allein.
    Später ließ sich Margot den Kaffee in die große Gesellschaftshalle bringen. Der Raum war prachtvoll ausgestattet. Die Kapelle spielte. Als die ›Ceramia‹ um elf Uhr abends den Hafen von Cherbourg verließ, zog sich Margot in die Kabinen zurück und ging zu Bett.

12
    Margot Cameron konnte Seereisen außerordentlich gut vertragen und brauchte die Seekrankheit nicht zu fürchten. Obwohl die See etwas unruhiger wurde, schlief sie vorzüglich, bis Jenny ihr am nächsten Morgen eine Tasse Tee und eine Orange ans Bett brachte.
    »Ist irgendeine Nachricht für mich gekommen?«
    »Nein, Madame.«
    »Auch kein Telegramm?«
    »Leider nicht.«
    »Gut, dann machen Sie mein Bad fertig.«
    Sie war bitter enttäuscht. Wenn Jim schon nicht die Möglichkeit gehabt hatte, sich an Bord von ihr zu verabschieden, hätte er ihr doch wenigstens eine Nachricht schicken können. Er hatte doch auch schon Seereisen gemacht und war an Bord großer Schiffe gewesen. Er mußte wissen, daß man den Leuten unterwegs Telegramme schicken konnte.
    Als sie angekleidet war, suchte sie den Zahlmeister auf, den sie von früheren Reisen her kannte, und fragte ihn aus.
    »O ja, wir sind schon weit genug von Land entfernt, um Telegramme aufzunehmen. Es sind auch während der Nacht schon eine ganze Anzahl eingelaufen.« Er sah sich um und sprach leiser. »Es war sogar eine Anfrage vom Justizministerium oder von der Polizei dabei. Man erkundigte sich, ob ein Mann an Bord wäre namens... Nun, er soll im Verdacht stehen, jemanden ermordet zu haben.«
    »Ist er denn an Bord?« fragte Margot schnell und schauderte ein wenig.
    Der Zahlmeister lachte.
    »Nein, das nicht, aber man hat mich um drei Uhr nachts aus dem Bett geholt, um die Anfrage zu beantworten. Das war keine Kleinigkeit. Ich mußte über tausend verschiedene Reisepässe durchsehen, und das ist natürlich etwas langweilig.«
    Margot lachte und bedauerte ihn gebührend.
    »Sind eigentlich viele Passagiere an Bord?«
    »Ja, wir sind besetzt bis auf den letzten Platz. Ohne die Pässe einzeln durchzusehen, hätte ich gar keine Antwort geben können. Glücklicherweise war ich in der Lage, die Frage zu verneinen. Wenn der Betreffende England auf einem Dampfer verlassen hat, was sehr unwahrscheinlich ist, dann mußte es ja nicht gerade die ›Ceramia‹ sein. Gestern sind ein Dutzend großer Passagierdampfer aus englischen Häfen ausgelaufen. Doch, um auf Ihre Angelegenheit zurückzukommen, Miss Cameron - seien Sie versichert, daß ich Ihnen das Telegramm sofort

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