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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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eine halbe Stunde. Aber vielleicht hatte Jim früher Zeit, so daß sie ihn schon jetzt auf dem Promenadendeck treffen konnte. Sie machte sich Vorwürfe, daß sie noch nie mit ihm über diese Möglichkeit gesprochen hatte. So holte sie ihren Mantel aus der Kabine und ging nach oben.

26
    An diesem Abend lag das Deck vollkommen verlassen da, weil unten im Saal getanzt wurde. Alle jungen Leute waren natürlich nach unten gegangen. Langsam stieg sie die Treppe zum Bootsdeck hinauf.
    Aber oben fühlte sie sich zu einsam, um dort eine halbe Stunde lang auf Jim zu warten. Als sie gerade wieder aufs Promenadendeck hinuntersteigen wollte, glaubte sie ihn jedoch zu sehen.
    Sie blieb stehen. Die Nacht war sehr dunkel, aber sie erkannte deutlich die Umrißlinien seiner Gestalt. Er stand an der Reling nahe bei einem Boot, und Margot wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, denn in seinen Armen lag eine Frau.
    Wie versteinert starrte Margot auf das Bild, und doch täuschte sie sich nicht. Es war Jim Bartholomew. Die Umrißlinien seines Kopfes und seiner Schultern kannte sie zu genau.
    Es war Jim, und er flüsterte seiner Begleiterin zärtliche Worte zu. Margot stand nahe genug, um den Tonfall seiner Stimme zu hören. Sanft und eindringlich sprach er auf die Frau ein, die leise schluchzte. Margot faßte sich mit den Händen an den Kopf. War sie wahnsinnig oder träumte sie? Gab es denn überall auf dem Schiff nur weinende Frauen? Sie holte tief Atem. Sollte das etwa auch Mrs. Markham sein?
    Sie mußte irgendein Geräusch gemacht haben, denn plötzlich fuhren die beiden auseinander, und die Frau verschwand in der Dunkelheit.
    »Jim!« stieß Margot heiser hervor.
    »Ja, Liebling? Ich habe dich noch nicht erwartet.« »Das kann ich mir denken!« sagte sie mit unheimlicher Ruhe. »Wer war diese Frau?«
    Er schwieg.
    »Wer war die Frau?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Liebling.«
    »Nenne mich nicht ›Liebling‹!« rief sie in aufwallendem Zorn. »Jim, wer war die Frau? Willst du es mir jetzt sagen?«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte er traurig.
    »Dann werde ich es selbst herausbringen!«
    Sie drehte sich rasch um und eilte davon. Außer Atem kam sie am Eingang zum Gesellschaftssaal an. Sie wir fest entschlossen, diese Sache aufzuklären.
    Die erste Dame, die ihr begegnete, war Mrs. Markham, die sich mit dem Major Visconti unterhielt. Sie bewegte einen großen Straußenfächer und beobachtete die tanzenden Paare durch die geöffnete Tür.
    Margot eilte den Gang entlang weiter.
    Da war sie!
    Sie hatte gerade noch gesehen, wie Mrs. Dupreid in ihrer Kabine verschwand. Gleich darauf klopfte Margot an die Tür.
    »Wer ist da?« fragte eine dumpfe Stimme.
    »Margot Cameron.«
    »Es tut mir leid, ich kann Sie heute abend nicht empfangen. Ich fühle mich nicht wohl.«
    »Ich werde Sie aber trotzdem sprechen, Mrs. Dupreid! Ich bin Margot Cameron, und Cecile ist meine Schwägerin.«
    »Ich sage Ihnen, Sie können jetzt nicht hereinkommen!« erklärte die andere von neuem.
    Margot stieß die Tür auf, trat ein und schlug sie heftig hinter sich zu.
    Dann aber blieb sie wie angewurzelt stehen.
    »Cecile -? Wie kommst du . . .«
    Es war Cecile Cameron, die ihr mit tränenüberströmtem Gesicht, aber dennoch trotzig entgegentrat.
    »Willst du mir vielleicht sagen, was all diese Geheimnistuerei zu bedeuten hat?« begann Margot und setzte sich auf das Sofa. »Ich weiß, daß ich sehr heftig bin, aber alles hat seine Grenzen. Willst du mir jetzt dein Verhalten erklären?«
    »Das kann ich nicht. Ich möchte dir nur das eine sagen -Frank weiß, warum ich diese Reise unternommen habe«
    »Das ist wenigstens etwas. Aber wie bist du hierhergekommen?«
    »Ich entschloß mich, doch noch mit dem Dampfer zu fahren. Meine Freundin, Mrs. Dupreid, hielt sich in North Devon auf, ganz in unserer Nahe. Wir wollten sie ja, wie du weißt, auf unserem Weg zum Dampfer abholen.«
    Margot nickte.
    »Ich hatte eine Unterredung mit Frank und erzählte ihm gewisse Dinge. Er sah dann ein, daß es das beste wäre, wenn ich mit der ›Ceramia‹ führe. Aus bestimmten Gründen aber konnte ich nicht unter meinem eigenen Namen reisen, und außerdem wollte ich vor allem allein und ungestört sein, um volle Handlungsfreiheit zu haben. Ich besuchte deshalb Mrs. Dupreid, und sie war so liebenswürdig, auf meinen Plan einzugehen. Ich reiste also auf ihren Namen und Paß und bezog ihre Kabine. Sie will mit einem späteren Dampfer nachkommen, wenn ich ihr den Paß zurückge schickt

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