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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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undeutlichem Ton, weil er dabei hungrig Stücke von Champignons und wilden Zwiebeln kaute.
    „Jedes Mal, wenn ich auf dich höre, lande ich in Schwierigkeiten", murrte Deri, schwieg jedoch und schaute mit großen Augen erwartungsvoll Telor an. Er liebte Schwierigkeiten, denn er hatte wenig zu verlieren.
    „Lass einen Moment lang die Frage außer Acht, welches Schicksal Orin beschieden ist", fing Telor an. „Du und Carys habt Recht, wenn ihr denkt, dass ich meinen Plan jetzt noch nicht ausführen kann. Denkt stattdessen über unsere augenblickliche Lage nach. Wir haben alles verloren."

    „Ich habe noch mein Seil", warf Caiys ein. „Du hast eine Laute und eine Harfe. Ich nehme an, du kannst die Harfe spielen, auch wenn sie alt ist. Und außerdem hast du das, was darin versteckt ist. Deri braucht nicht unbedingt ein Narrenkleid, um den Narren zu spielen. Daher kommen wir, um uns den Lebensunterhalt zu verdienen, einigermaßen gut zurecht."
    Carys verfolgte einen Zweck mit dem Versuch, Telor aufzumuntern. Wenngleich zutraf, dass alle Probleme seine Schuld waren, gehörte er zu den Leuten, die eher sich Vorwürfe machten, statt die Schuld auf andere zu schieben. Daher war es viel wichtiger zu versuchen, ihn von seinen neuen Gewissensbissen abzulenken, die, als er ihnen Ausdruck verliehen hatte, schlimmer als irgendetwas anderes zuvor geklungen hatten.
    Er schaute Carys an und lächelte matt. „Du bist selbst in Zeiten der Not noch das fröhlichste und klagloseste Geschöpf, Carys. In gewisser Weise beschämst du mich, doch ich befürchte, ich liebe mein leibliches Wohl zu sehr, und zudem glaube ich nicht, dass Deri gern laufen würde."
    „Das ist schon wahr", stimmte Carys zu und grinste Deri an. „Tut mir Leid. Ich vergesse das dauernd."
    „Vielen Dank", erwiderte Deri und schaute erst sie, dann Telor an. „Es gibt keine Möglichkeit, wie wir unsere Reittiere aus Marston holen könnten", fuhr er warnend fort. „Das hieße, nicht nur in Schwierigkeiten zu geraten, sondern käme Selbstmord gleich."
    „Ich weiß." Telor nickte zustimmend. „Und in der Harfe ist nicht genug Geld, um Reittiere, Ausrüstung und Zeltplanen zu kaufen."
    „Hast du genug Geld, um dir ein passendes Gewand zum Singen zu kaufen und ein Reittier, auf dem Deri sitzen könnte und das das Gepäck trägt?" fragte Carys.
    „Hätten wir das alles, könnten wir bald genug einnehmen, um uns auch die restlichen Dinge zu kaufen."
    „Da ist Geld, aber nicht genug." Telor schüttelte den Kopf. „Und die Schmuckstücke kann ich nicht veräußern. Ich frage dich, was passieren würde, ginge ich in diesen zerrissenen und blutigen Sachen in eine Stadt und versuchte, einen juwelenbesetzten Ring oder ein goldenes Armband an einen respektablen Goldschmied zu verkaufen?"
    „Du würdest gehängt", antwortete Carys erschauernd. „Aber in einer großen Stadt gibt es Leute, die eines hübschen Schmuckstückes wegen keine Fragen stellen würden."
    „Aber nur ein Zehntel dessen auszahlen würden, das es Wert ist", warf Deri ein. „Ich begreife Telors Einwand. Keiner von uns dreien könnte den Wert dessen, was wir haben, ausbezahlt bekommen, und wenn wir uns mit weniger zufrieden geben, dann hätten wir nicht genug, um das zu kaufen, was wir brauchen."
    „Also gut", gab Carys seufzend nach. „Welche Teufelei habt ihr im Sinn?"
    Telor lachte, beugte sich vor und küsste Carys. „Sie hat nichts mit dir zu tun." Er schaute Deri an und fuhr hastig fort: „Was ist nicht in Ordnung, Deri?"
    Der Zwerg sah ihn an und zwinkerte übertrieben, um die Tränen aus den Augen zu bekommen. „Die Zwiebel", erklärte er. Dann fragte er: „Was hast du im Sinn?"
    „Vier Soldaten sind in Richtung Creklade geritten", antwortete Telor bedächtig und überlegte, ob der Ausdruck des Kummers in Deris Augen wirklich durch die beißenden Ausdünstungen der rohen Zwiebel erzeugt worden waren. Falls es nicht an dem war, dann hatte Deri ihn gewarnt, und das Beste war, ein anderes Thema anzuschneiden, über das man nachdenken konnte. „Obwohl die Soldaten nicht als die eines bestimmten Herrn zu erkennen waren, glaube ich, dass sie aus Marston kamen", sagte er rasch. „Das bedeutet, sie werden auf dem Rückweg wieder hier vorbeikommen."
    Deri konzentrierte sich voll auf das, was Telor gesagt hatte. „Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um Orins Männer", meinte er. „Ich begreife nicht, warum sie nicht als seine Soldaten zu erkennen waren, aber wenn sie aus Marston

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