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vertrieben. Dann hat er sich über das nächste Manor hergemacht. Ich weiß nicht, wie die Einnahme von Marston zu Stande gekommen ist, aber die Tore waren nicht eingerammt, und ich habe auch kein Anzeichen eines Brandes gesehen. Daher bezweifele ich, dass man großen Widerstand geleistet hat. Aber der Mann hat Sir Richard umgebracht."
Lord William furchte die Stirn. „Selbst wenn Sir Richard nicht fähig war, gut zu kämpfen, kann man es kaum Mord nennen, wenn jemand im Gefecht das Leben verliert."
Lord William hielt inne, weil Telor vehement den Kopf schüttelte und dann sagte:
„Nein, mein Herr. Dieser Orin hat zugegeben, dass er Sir Richard nach dem Kampf getötet hat. Ich habe dort nur Rast gemacht, weil ich fragen wollte, ob er wisse, wohin mein alter Meister Eurion gezogen sei, und er lachte und erwiderte, Eurion sei zur Hölle gefahren, und er, Orin, habe ihn dort aus Vermessenheit hingeschickt."
Telor blinzelte und biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu schweigen, ehe Telor Lord William erzählt hatte, dass Orin aus König Stephens Armee kam und dieser auch über dessen Pläne informiert war. Ohne diese Information konnte es sein, dass Lord William kein weiteres Interesse an dem Thema hatte und Telor bedeutete, sich zu entfernen.
Einige Minuten lang konnte er jedoch kein Wort herausbringen, obwohl er sich bemühte. Zu seiner Überraschung richteten die dunklen Augen, die ihn von dem erhöht stehenden Stuhl, auf dem Lord William saß, anstarrten, sich nicht auf die nächste Person, und Lord Williams Miene bekundete keine Ungeduld.
Lord William wartete, bis Telor tief durchgeatmet hatte, und fragte dann:
„Vermessenheit?"
„Eurion hatte darum gebeten, Sir Richards Leben zu verschonen. Er hatte sich erboten, zum Ausgleich für diese Gunst alles zu geben, was er habe. Er hatte angeboten, vor dem Bezwinger seines Herrn zu singen." Telor holte wieder tief Luft und ermahnte sich im Stillen, eine reglose Miene zu machen und kein Anzeichen von Aufgewühltheit zu zeigen, während er erläuterte, was dieses Angebot für einen Mann wie Eurion bedeutet hatte, falls Lord William sich verächtlich erkundigen solle, ob das nicht ohnehin etwas gewesen sei, was Eurion vorgehabt habe.
Stattdessen nickte Lord William. „Er war Waliser. Die Waliser betrachten es noch immer als Ehre, wenn ein Barde sich erbietet, für sie zu singen. Nun, es tut mir wirklich Leid, dass Eurion diesen Mann falsch eingeschätzt hat, aber ich begreife nicht, warum du zu mir gekommen bist, es sei denn,. . . um ihn zu rächen." Bis zum letzten Satz hatte
Lord William eine ernste Miene gemacht, doch nun sah er leicht belustigt aus.
„Nein, in der Tat nicht, mein Herr", versicherte Telor ihm rasch. „Ich wäre nicht so anmaßend. Aber ich will nicht leugnen, dass ich gegen diesen Grobian Orin einen Groll hege ..."
„Grobian?" Lord Williams Stimme hatte, als er das Wort wiederholte, einen kühlen Unterton gehabt. Er stieß sich daran, dass ein Gemeiner gewagt hatte, ob er nun verletzt war oder nicht, einen Menschen zu beleidigen, von dem er annahm, dieser gehöre seinem Stand an.
„Ja, Grobian", wiederholte Telor nachdrücklicher. „Der Mann ist nämlich ein Gemeiner wie ich, mein Herr, nicht mehr als ein Soldat, dem es durch seine Brutalität gelungen ist, eine Truppe anzuführen. Seine Männer dachten nicht daran, ihn Lord Orin zu nennen. Sie sagten Hauptmann zu ihm, nicht Sir."
Lord William lachte, nickte und bedeutete Telor, mit der Geschichte fortzufahren.
Wenngleich dessen Name ihm vage vertraut gewesen war, hatte er den Barden nur deshalb so prompt holen lassen, weil er geglaubt hatte, dieser könne ihm Neuigkeiten berichten. Nachdem Telor Eurion erwähnt hatte, war Lord William eingefallen, dass er ihn auch um seiner selbst willen mochte und seiner bemerkenswerten künstlerischen Fähigkeiten wegen, und auch, weil dieser so geschickt mit de Dunstanville umgegangen war. Telor war klug. Der Barde wollte etwas, aber zweifellos würde er dafür auch etwas zum Ausgleich anbieten.
Interessiert wartete Lord William darauf, was das sein würde.
„Nachdem ich also gehört hatte, dass du in Lechlade bist", fuhr Telor fort, „dachte ich mir, ich könne Orin vielleicht Schaden zufügen und gleichzeitig dir etwas Gutes tun."
Lord William unterdrückte ein Lächeln, weil er festgestellt hatte, wie zutreffend seine Vermutung gewesen war, und fragte: „Gutes?
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