Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
Augen an ihm vorbeistarrten, erwachten in ihm Hoffnung und Furcht. Sein Drang nach Rache war stark, aber was er versprochen hatte, konnte ihn das Leben kosten - und sein Lebenswille war gleichfalls stark. Schließlich schaute Lord William ihn wieder an.
    „Ich muss über diese Sache nachdenken, und nicht nur des Köders wegen, den du mir hingeworfen hast. Glaub
    nicht, dass ich so leicht dazu zu bringen bin, wie eine Marionette zu tanzen."
    Wortlos protestierte Telor und schüttelte den Kopf, doch Lord Williams viel sagendes Stirnrunzeln zeigte ihm, dass der Herr ihm den Protest nicht abnahm.
    Trotzdem schenkte Lord William ihm ein frostiges Lächeln, das seine Ängste beschwichtigen sollte.
    „Faringdon wird fallen, und somit wäre es für meinen Vater von Vorteil, die Städte und Burgen, die in der Nähe liegen, fest in der Gewalt zu haben. Diese Neuigkeit ist interessanter für mich, als du wohl dachtest. Nichtsdestoweniger muss ich hie und da einige Fragen stellen. Es wird einige Tage dauern, bis ich die Antworten darauf habe. Komm jeden Tag in der Frühe her. Du verlierst nichts dadurch, dass du hier wartest. Du kannst täglich beim Essen für mich singen. Wenn ich meine Informationen habe, werde ich auf das mir von dir gegebene Versprechen zurückkommen oder dich ziehen lassen."
    „Ich werde sehr gern für dich singen, Herr." Telor verbeugte sich. „Aber ich war nur fähig, eine kleine Laute zu retten. Der Rest meiner Instrumente ist noch in Marston, oder sie wurden bereits verbrannt."
    Lord William lächelte. „Noch eine Rechnung, die beglichen werden muss? Sei unbesorgt. Die Laute wird für die Art von Leuten, die hier mit mir speisen, gut genug sein."
    Da die Essenszeit fast gekommen war, verbeugte Telor sich wieder und ging die Treppe hinunter. Er erzählte dem Majordomus, er sei aufgefordert worden, beim Essen zu singen, und erkundigte sich, ob er durch die Halle in den Hintergarten gehen dürfe, um sich ein stilles Plätzchen zum Üben zu suchen.
    „Ich fühle mich fast versucht, dich zu bitten, hier zu bleiben, damit wir dich hören können", erwiderte der Haushofmeister lächelnd, „aber ich weiß, das würde das Ende aller Geschäfte bedeuten. Ja, mach es dir bequem, wo immer es dir recht ist.
    Ich werde einen Pagen zu dir schicken, wenn Lord William dich sehen will, und dir an einem der Tische einen Platz herrichten lassen."
    Telor war über die Herzlichkeit erstaunt. Er bedankte sich bei dem Mann, ging in den Garten hinter dem Haus und holte die Laute aus dem Überzug. Er untersuchte sie und stellte erleichtert fest, dass sie nicht beschädigt war und nur gestimmt werden musste. Dann ging er sein Repertoire durch und wählte die Lieder, die er für ein zwangloses Gastmahl für geeignet hielt.
    Nachdem er beim Essen zu singen begonnen hatte, wurde er von den Gästen länger als gedacht dazu aufgefordert, und wäre wohl noch länger um weitere Lieder gebeten worden, hätte Lord William ihnen nicht versichert, dass er mehrere Tage lang bei den Mahlzeiten singen werde. Sie waren großzügig mit ihren Gaben, und höflich, winkten ihn zu ihrem Tisch, wo sie ihm die Münzen aushändigten, statt sie ihm zuzuwerfen. Es fiel ihm schwer, sich gebührend bei ihnen zu bedanken, weil er sicher war, dass Carys inzwischen äußerst wütend und Deri krank vor Sorge um ihn war.
    Carys wartete auf der Straße. Ihr Blick war gehetzt, und sie wirkte so angespannt wie am vergangenen Abend. Te-lor hatte nicht mehr die Angst, dass sie ihm böse war, nachdem sie ihn, sobald er bei ihr war, herzlich umarmt hatte. Er hatte jedoch noch mehr Gewissensbisse. Es war unvernünftig von ihr zu befürchten, er habe sich, nachdem er mit ihr geschlafen hatte, aus dem Staub gemacht, doch Frauen benahmen sich nach unehelichem Beischlaf mit einem Mann oft sehr unvernünftig.
    Daher war er, als er Caiys gesehen hatte, mit ausgebreiteten Armen zu ihr gestrebt, und sie hatte sich an ihn geschmiegt.
    „Es tut mir Leid, teuerstes Herz, so Leid", murmelte er ihr ins Ohr. „Lord William hat mich länger aufgehalten, als ich gedacht habe, und ich habe niemanden gefunden, den ich mit einer Nachricht zu dir hätte schicken können. Kannst du kein Vertrauen zu mir haben? Hat Deri dir nicht versichert ..."
    „Deri hat keine Spur Vertrauen mehr zu dir als ich", erwiderte sie, während sie sich enger an Telor drückte. „Er wie ich sind sicher, deine Lord William betreffende Angelegenheit wird dazu führen, dass uns allen eine Henkersschlinge

Weitere Kostenlose Bücher