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überzeugt."
Deri schaute sie an, dieses Mal mit aller bei ihm gewohnten Aufmerksamkeit. „Zum Teufel, wovon redest du? Telor hat mir geschworen, dass du nicht an der Sache beteiligt bist und er dich hier unter einem Vorwand mit genügend Geld in Lechlade zurücklassen wird."
„Ich bin nicht sein Eigentum", erwiderte Caiys hitzig.
„Ich will ihm von ganzem Herzen Freude machen, aber manchmal ist es mir nicht möglich, ihm zu gehorchen. Auch du gehorchst ihm nicht immer. Hätten wir auf ihn gehört, läge er jetzt tot in Marston." Sie hörte Deri Luft holen, um etwas zu sagen, und lachte. „Nein, ich bitte dich, fang nicht an, mir Vorträge zu halten. Du weißt, dass ich dir nicht zuhören werde. Höre ich dir zu, wenn du mir sagst, wie ich auf dem Seil üben soll?"
„Dein Geschäft ist der Seiltanz, aber nicht Kriegführung!" rief Deri aus. „Deine Dolche taugen nichts gegen Schwerter."
Carys lachte wieder, obwohl sie ein leichtes Frösteln verspürte, das ein warnendes Anzeichen dafür zu sein schien, dass ihre Dolche benötigt würden. Sie verdrängte dieses warnende Gefühl, denn noch immer träumte sie hin und wieder davon, wie das Blut des Wächters ihr über die Hand gesprudelt war.
„Ich versichere dir, dass ich nicht die Absicht habe, ganz allein Marston mit dem Dolch in der Hand anzugreifen", sagte sie leichthin. „Sei nicht so albern, Deri. Denk lieber daran, was wir tun können, um dich wie einen Narren aussehen zu lassen."
„Ein Hut", schlug er prompt vor, „und etwas, das ich als Kolben benutzen und in buntes Tuch wickeln kann."
Die Leichtigkeit, mit der Deri sich ablenken ließ, beruhte zum Teil auf Resignation -
er wusste, er werde nichts erreichen, wenn er sich mit Carys stritt - und zum Teil auf der Tatsache, dass er seine Arbeit liebte, besonders die Möglichkeit, durch Scherze und Beleidigungen Leute zum Speisehaus zu locken. Aber er hatte nicht vergessen, was Carys gesagt hatte, nur begriffen, dass sein bester Schachzug darin bestand, Telor zu berichten, dass in ihrem überdrehten Verstand sich etwas zusammenbraute. Bei diesem Gedanken spürte er, dass sich ihm der Magen zusammen-krampfte, aber er empfand nicht das überwältigende, durch das Verletztsein und die Eifersucht entstandene Entsetzen, von dem er bei anderen Gelegenheiten, wenn er an Carys und Telor gedacht hatte, erfasst worden war. Ein anderes Problem beschäftigte ihn dumpf und verdrängte den Neid auf Telor.
Carys hatte seine Einfälle aufgegriffen und machte ihrerseits Vorschläge. Fröhlich schlug sie ein rotes und ein
gelbes Tuch vor, um den Hut gewunden, ein anderes als Gürtel und ein weiteres um den Hals geschlungen.
„Gefangen in einer Henkersschlinge", warf Deri ein.
„Nicht, wenn du dafür sorgst, dass es falsch herum verknotet ist, damit es nicht benutzt werden kann", rief Carys aus. „Du weißt, wie die Leute sind. Es wäre keine Überraschung, wenn jemand es für einen guten Witz hielte, dich an der Schlinge in die Höhe zu heben."
„Und wer außer einem Schläger könnte das tun?" fragte Deri brummig.
„Oh nein", jammerte Carys. „Ich will nicht, dass mein Auftritt durch eine Prügelei gestört wird."
Deri fing zu lachen an. „Ich habe nur gescherzt. Du bist, was deine Arbeit angeht, ein sehr zielbewusstes kleines Ding."
„Sie ist mein ganzes Leben", erwiderte Carys schlicht.
19. KAPITEL
Als Telor am Frühnachmittag zum Speisehaus zurückkehrte, verbot er Carys nicht, wie sie befürchtet hatte, das Angebot des Wirts anzunehmen. Im Gegenteil, er schien eifrig darauf bedacht zu sein, dass Deri mit ihr arbeitete. Sowohl Deri als auch sie fanden seine schnelle Zustimmung verdächtig. Jeder von ihnen war so über die leichte Gleichgültigkeit erstaunt, die er an den Tag legte, nachdem man ihm gesagt hatte, er solle Lord William Deris Neuigkeiten bezüglich der Reaktion der Bewohner von Creklade auf die Nachricht mitteilen, dass Marston von Orin eingenommen worden war. Beide hatten damit gerechnet, dass er sofort zu Lord Williams Unterkunft aufbrechen würde, doch er schien sehr zum Bleiben und Reden aufgelegt zu sein.
Eine direkte Frage entlockte ihm die Information, dass Lord William bereits einen Boten nach Creklade geschickt hatte. Er sagte, es sei besser, wenn Lord William die Information aus dem Mund seines Boten hörte, und daher sei es sinnlos für ihn, zu Lord William zurückzukehren, ehe der Bote die Möglichkeit gehabt hatte, sich wieder bei seinem Herrn einzufinden. Durch
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